Niederdollendorf: Sumpfweg-Plan in trockenen Tüchern

Ausschuss beschließt gegen die Stimmen von SPD und Grünen Bau von 170 Wohneinheiten

Niederdollendorf: Sumpfweg-Plan in trockenen Tüchern
Foto: Holger Handt

Niederdollendorf. Eine der letzten verbliebenen Freiflächen am Königswinterer Rheinufer wird bebaut. Am Sumpfweg werden demnächst rund 150 bis 170 Einfamilienhäuser sowie seniorengerechte Eigentums- und Mietwohnungen entstehen.

Mit den elf Stimmen der CDU-Mehrheitsfraktion und der FDP fasste der städtische Planungs- und Umweltausschuss den Aufstellungsbeschluss zur zweiten Änderung des Bebauungsplans.

SPD und Grüne sprachen sich dagegen mit ihren acht Stimmen für eine Aufhebung des fast 27 Jahre alten Bebauungsplanes aus, weil sie auch den deutlich abgespeckten Entwurf für nicht mehr zeitgemäß halten. Beide Fraktionen lehnen eine durchgängige Bebauung an der Rheinpromenade ab.

CDU-Ratsmitglied Friedrich Schnorrenberg, der in Niederdollendorf wohnt, enthielt sich. Zuvor hatten die Fraktionen zunächst im öffentlichen und dann mit Rücksicht auf das Baugenehmigungsverfahren im nichtöffentlichen Teil über das umstrittene Projekt diskutiert, bevor es wiederum zur öffentlichen Abstimmung kam.

Die neuen Pläne für das Areal zwischen Hauptstraße und Rhein hatte Markus Schwerdtner, Geschäftsführer der Kölner Kontrola Treuhand GmbH, während der Sitzung vorgestellt. "Wir wollen ein hochwertiges Wohnprodukt mit einer einheitlichen Architektur anbieten", sagte Schwerdtner.

Seine Klientel werde zur Generation "50 plus" gehören, die in ihrem letzten Lebensabschnitt in einem qualitätsvollen Umfeld wohnen möchte. CDU und FDP konnten sich mit dem neuen Bebauungsplan anfreunden, weil sein Gesamtvolumen deutlich unter den Möglichkeiten des alten Bebauungsplans bleibt.

Die Bruttogeschossfläche aller Wohneinheiten wird bei 21 500 Quadratmetern liegen. "Wir denken, dass dort ein Wohnstandort mit einer sehr guten Infrastruktur entsteht", sagte CDU-Fraktionschef Josef Griese.

Das Projekt sei auch vor dem Hintergrund eines geänderten Wohnverhaltens zu sehen. Im Zuge der ständig steigenden Benzinpreise würden sich die Menschen vermehrt an Orten mit einer guten Infrastruktur und einem Anschluss an den öffentlichen Personennahverkehr ansiedeln.

Griese nannte auch das Risiko von Entschädigungszahlungen, die bei einer Aufhebung des Bebauungsplans auf die Stadt zukommen könnten. Dieses "Restrisiko" bezeichnete sein SPD-Kollege Jürgen Kusserow hingegen als "durchaus hinnehmbar" und berief sich auf ein Gutachten der Verwaltung.

So auch die Grünen. "Wir interpretieren das Gutachten so, dass eine Entschädigungspflicht nicht zu erwarten ist. Letztlich kann da aber nur die Praxis Klarheit schaffen", meinte Fraktionschef Lutz Wagner. Der Technische Beigeordnete Hubert Kofferath schränkte die Auskunft der Verwaltung auf Nachfrage jedoch ein.

"Das Gutachten kommt zwar zu dem Schluss, dass eine Aufhebung des Bebauungsplans grundsätzlich möglich ist, allerdings bedarf es dazu eines sehr sorgfältig durchzuführenden Abwägungsverfahrens", sagte er. Diese Aussage wiederum bestätigte die FDP-Fraktion in ihrer Meinung, dass eine Aufhebung des Bebauungsplans zu riskant sei.

"Wir sehen aber auch eine Chance, durch eine reduzierte Bebauung die städtebauliche Entwicklung voranzutreiben", meinte das liberale Ratsmitglied Dietmar Rüsch. Nun gehen die Pläne ohnehin erst einmal in die Bürgerbeteilung, bei der sich vor allem in der unmittelbaren Nachbarschaft des Plangebietes Widerstand formieren dürfte.

Auch wenn man bei der CDU möglicher Aufregung bereits vorbeugt. "Es werden doch nur 7 000 von 70 000 Quadratmetern bebaut. Das sind zehn Prozent der gesamten Fläche", betonte Fraktionsvize Roman Limbach.

Lutz Wagner hält eine solche Argumentation für irreführend. "Es werden zwar 90 Prozent der Fläche nicht versiegelt, aber das gesamte Gelände fällt als Naherholungsbereich für die Bevölkerung weg", meinte er. Eine noch geringere Bebauung wäre für den Investor aber nicht in Frage gekommen.

"Es gibt Grenzen, und diese Grenzen sind bei dieser Größe bei uns erreicht", machte Schwerdtner deutlich. Leicht hätte es sonst geschehen können, dass sein Unternehmen vielen früheren Interessenten gefolgt wäre, die seit Beginn der 1990er Jahre von einer Investition dann doch Abstand genommen hatten.

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