Kottenforst bei Heimerzheim GSG 9 will Wiweb-Gelände nutzen

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Seit fast drei Jahren tut sich nichts auf dem ehemaligen Wiweb-Gelände im Kottenforst bei Heimerzheim. Jetzt verhandelt die Bundespolizei über den Mietvertrag für das Areal im Kottenforst bei Heimerzheim.

 Übung der GSG 9: Die Antiterrortruppe der Bundespolizei spielt auf ihrem Gelände in Sankt Augustin einen Einsatz durch.

Übung der GSG 9: Die Antiterrortruppe der Bundespolizei spielt auf ihrem Gelände in Sankt Augustin einen Einsatz durch.

Foto: Arndt/Archiv

Am 30. Juni 2009 verabschiedeten sich die Sprengstoffexperten vom Wehrwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr nach Meppen. Danach suchten nur noch Diebe die umzäunten Gebäude heim, um Metall und Elektrotechnik zu stehlen. Bald soll das Gelände wieder genutzt werden. Und zwar von der Bundespolizei, und damit auch von der Antiterrortruppe GSG 9.

Zurzeit verhandelt das in Potsdam ansässige Bundespolizeipräsidium mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, an die die Bundeswehr das Gelände 2009 übertragen hatte, über einen Mietvertrag. Der wurde bereits von der Bundespolizei genehmigt, die Gespräche über die Detailplanung der Investitionen sind aber noch nicht abgeschlossen.

Olga Rüffer, die Sprecherin der Bundesanstalt für Immobilien, rechnet damit, dass der Vertrag im August/September unterschrieben werden kann. Rüffer: "Es wird perspektivisch angedacht, auch an andere europäische Polizeieinheiten zu vermieten, das würde durch die Bundespolizei erfolgen.

Dies gilt auch für andere Sicherheitseinheiten des Bundes." Die alte Infrastruktur sei baulich und altersbedingt nur teilweise nutzbar. Die Vandalismus-Schäden müssen laut Rüffer beseitigt, die Stromversorgung wieder hergerichtet und die Entwässerung des Geländes und die Kanalführung den geänderten Anforderungen angepasst werden. An Abrisse sei nicht gedacht. Die Kostenschätzungen liefen noch.

Die GSG 9 wird nach Auskunft von Markus Schmidt von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit in Heimerzheim verschiedene Einsatzszenarien üben. Die Übungen sollen regelmäßig und unabhängig von aktuellen Einsätzen stattfinden. An den Umbau zu Unterkünften sei nicht gedacht.

Schmidt erläutert: "Es werden Lagen vorgegeben, dann werden Festnahmen durchgespielt." Bei komplexen angenommenen Lagen könnten diese Übungen mehrere Tage dauern. Es werde mit Übungsmunition geschossen, denn, so Schmidt, "wenn wir zum Einsatz kommen, ist eine Schwelle schon überschritten.

Wir üben nicht zum Spaß, sondern um die Sicherheit der Bürger zu erhöhen." Auch Hubschraubereinsätze seien denkbar. Auf dem Wiweb-Gelände, weitab von Wohnbebauung, könne man ungestört üben, dennoch seien "kurzfristige Belästigungen" nicht auszuschließen.

Swisttals Bürgermeister Eckhard Maack sagt: "Wir unterstützen das Vorhaben sehr." Man werde planungsrechtlich die Voraussetzungen schaffen und den Brandschutz durch die Feuerwehr sicherstellen. Er erwartet keine Lärmbelästigung: "Das ist ja ein abgeschottetes Gelände."

Die GSG 9

Der Anlass, die GSG 9 (Grenzschutzgruppe 9) 1972 zu gründen, war ein trauriger: Nach dem Olympia-Attentat gegen die israelische Mannschaft benötigte die Bundesrepublik eine Spezialtruppe zur Terrorbekämpfung. Weltbekannt wurde die GSG 9 am 18. Oktober 1977 durch die Befreiung der Geiseln in der Lufthansa-Maschine "Landshut" in Mogadischu unter der Leitung von Ulrich Wegener.

Zur Personalstärke macht die GSG 9 aus einsatztaktischen Gründen keine Angaben. Die in Sankt Augustin stationierte Truppe, die von Olaf Lindner geleitet wird, hat seit 1972 rund 1700 Einsätze absolviert. Außer der Terrorbekämpfung gehört der Kampf gegen die organisierte Kriminalität zu den Aufgaben. Eintrittsvoraussetzung ist eine hohe physische und psychische Leistungsfähigkeit. Für Einsätze im Ausland ist im Gegensatz zur Bundeswehr kein Bundestagsmandat notwendig.

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