Nibelungenhalle Flickschusterei hat ein Ende

KÖNIGSWINTER · Alligatorendame Alice genoss am Freitagmittag auf der kleinen Insel im Reptilienzoo die herrliche Frühlingssonne. Mit ihrem 55 Jahre alten männlichen Artgenossen Heinrich ist sie die Attraktion am Eselsweg. Bester Laune war auch Marlies Blumenthal, deren Vater Bernhard Juchmann vor 81 Jahren die Nibelungenhalle übernommen hatte. Nach vielen Jahren der Flickschusterei kann der Jugendstilbau, der 1913 zum 100. Geburtstag von Richard Wagner erbaut worden war, saniert werden. Der Bund beteiligt sich, wie berichtet, mit Mitteln von bis zu 300.000 Euro.

 Verwunschen, aber auch verwildert und verwahrlost: Die Nibelungenhalle braucht dringend ein neues Make-up.

Verwunschen, aber auch verwildert und verwahrlost: Die Nibelungenhalle braucht dringend ein neues Make-up.

Foto: Frank Homann

"Sie erleben eine sehr erleichterte Marlies Blumenthal", so die 68-Jährige. Am Donnerstag hatte sie den erfreulichen Anruf von Ägidius Strack bekommen. Strack hat als Projektsteuerer die Sanierung von Schloss Drachenburg begleitet. Zurzeit koordiniert er die Neugestaltung des Drachenfelsplateaus. Und nebenbei kümmert er sich um die Nibelungenhalle. Auch die sollte im Rahmen der Regionale zusammen mit dem Reptilienzoo saniert werden. Der Rat verschob das Projekt aber wegen der klammen Haushaltslage.

"Es wäre natürlich schön gewesen, wenn der Reptilienzoo einbezogen worden wäre", sagt Blumenthal. Doch jetzt überwiegt erst einmal die Freude, dass die dringend erforderliche Sanierung der Nibelungenhalle noch in diesem Jahr angegangen werden kann. Förderbescheide des Landes und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die Kofinanzierung des 430.000 Euro teuren ersten Bauabschnitts übernehmen sollen, stehen allerdings noch aus.

"Meine verstorbene Mutter hat immer gesagt: 'Ich würde dir die Nibelungenhalle gerne wie ein Kapellchen hinterlassen'", erzählt Marlies Blumenthal. Statt das Gebäude dauerhaft in einen guten Zustand zu versetzen, konnte die Eigentümerin in den vergangenen Jahren immer nur die notwendigsten Reparaturen durchführen. "Das Wasser suchte sich aber seinen Weg."

In einem ersten Schritt soll nun das Dach der freitragenden Betonkuppel saniert werden. Danach folgen das Innere der Kuppel, die zwölf Doppelfenster und die Lichthöfe über den Gemälden.

Obwohl die Sperrung des oberen Eselsweges wegen des Felssturzes vor fast einem Jahr die Anreise zu Nibelungenhalle und Reptilienzoo überhaupt nicht betrifft, hat sie Marlies Blumenthal doch Gäste gekostet. Vielleicht kommen demnächst, wenn die Arbeiten auf dem Drachenfels abgeschlossen sind und auch die Nibelungenhalle wieder einladender ist, noch mehr als die bisher rund 50.000 Besucher im Jahr. "Meine Eltern schauen dann sicher von oben mit Befriedigung herab", ist sich Marlies Blumenthal ziemlich sicher.

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