Hospiz- und Palliativtag in Königswinter Der Wunsch nach einem weiteren Hospiz ist groß

KÖNIGSWINTER · Der Tod in einem Krankenhauszimmer ist für viele eine bedrückende Vorstellung. 98 Prozent aller Bundesbürger würden am liebsten zu Hause sterben. Doch nur 30 Prozent sterben wirklich im eigenen Bett oder in den eigenen vier Wänden.

 Gut besetzt: Auf großes Interesse stieß der 1. Hospiz- und Palliativtag im Arbeitnehmerzentrum in Königswinter.

Gut besetzt: Auf großes Interesse stieß der 1. Hospiz- und Palliativtag im Arbeitnehmerzentrum in Königswinter.

Foto: Frank Homann

Beim ersten Hospiz- und Palliativtag im Arbeitnehmerzentrum Königswinter ging es vor allem um das, was dem Ökumenischen Hospizdienst "Ölberg" in den fünfeinhalb Jahren seines Bestehens noch nicht geglückt ist: Die Schaffung einer stationären Anlaufstelle für Sterbenskranke, die nicht zu Hause sterben können, die die 48 ehrenamtlichen Mitarbeiter daher nicht begleiten können, wie im vergangenen Jahr immerhin in 54 Fällen geschehen. Wer seine letzten Wochen, Tage oder Stunden stationär verbringen muss, für den kommen bisher nur die Hospize in Lohmar oder im Godesberger Waldkrankenhaus in Frage - oder eben ein Krankenhaus.

"Der nachvollziehbare Wunsch nach einer festen Einrichtung im Siebengebirge ist noch nicht so recht von der Stelle gekommen", sagte Bürgermeister Peter Wirtz in seinem Grußwort. "Wir hoffen, dass wir bei der Versorgung von sterbenden Menschen in Königswinter einen großen Schritt weiterkommen. Wir möchten ein würdiges Sterben zu Hause ermöglichen, was sich aber nicht immer verwirklichen lässt", betonte auch die Vorsitzende des Hospizdienstes, Irene Feldhaus.

Bei der Veranstaltung mit dem Titel "Auf der Suche nach dem Königsweg" hatte der Verein zwar nicht den Königsweg parat, stattdessen aber eine Vielzahl von Akteuren eingeladen, die das breite Spektrum bereits existierender Angebote vorstellten: Ärzte, Vertreter von Pflegediensten und Seelsorger wie die Heisterbacherrotter Pfarrerin Pia Haase-Leh, die die Rolle hervorhob, die die Kirche bei der Sterbebegleitung spielen kann: "Wir sind flächendeckend da und haben die Zeit."

Katri Elina Clemens, Leiterin der Palliativstation der Robert-Janker-Klinik in Bonn, mit der der Hospizdienst einen Kooperationsvertrag abgeschlossen hat, berichtete über ihre Einrichtung, die über neun stationäre Plätze verfügt. "Die Wartezeiten für diese Plätze sind enorm, und der Wunsch nach einem weiteren Hospiz ist groß. Ich würde mich freuen, wenn die Vernetzung ohne gegenseitiges Konkurrenzdenken ausgebaut werden könnte", sagte sie.

Auch Irene Jensch, ärztliche Mitarbeiterin vom Palliativ-Care-Team am St. Josef Krankenhaus in Troisdorf, das für den gesamten rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis und somit auch für Königswinter eine spezialisierte ambulante palliative Versorgung (SAPV) anbietet, wies auf die zu geringen Kapazitäten hin: "Ganz wichtig ist aber die Koordinierung der Versorgung. Das Wissen voneinander fehlt uns noch etwas." Ziel ihrer Einrichtung sei es, eine stationäre Einweisung zu verhindern und die "Zeit in der Häuslichkeit zu verlängern".

Von seinen Erfahrungen berichtete der Oberpleiser Internist Hans-Hubert Gladbach, der seit 19 Jahren in seiner Gemeinschaftspraxis viele sterbende Patienten palliativ begleitet hat. "Mein Verbesserungsvorschlag: Mehr Kommunikation und regelmäßige Treffen würden in Königswinter schon etwas bewegen." Stefan Wirz, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie, Schmerztherapie und Palliativmedizin am Cura-Krankenhaus in Bad Honnef, verdeutlichte, dass auch in einem kleinen Haus durchaus Palliativmedizin praktiziert werden kann.

"Vielleicht hat es daran früher gemangelt. Wir sollten uns der Sache jedoch stellen", sagte er. Auch er forderte: "Wir müssen uns besser vernetzen. Jeder sollte seine Spezialtätigkeit in einem großen Netzwerk einbringen." Ideal wäre auch aus seiner Sicht, wenn es ein stationäres Hospiz im Siebengebirge gäbe.

Wie sehr das Sterben in die Gesellschaft der Lebenden eingreift, verdeutlichte Professor Raymond Voltz von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, der bereits 1983 an der Kölner Uniklinik das Zentrum für Palliativmedizin gegründet hatte. Der Schirmherr des Hospizdienstes "Ölberg" machte eine einfache Rechnung auf: "Jeder Hundertste stirbt in einem Jahr. Und mit jedem Sterbenden sind vier Angehörige betroffen. Wenn auch diese Menschen gut begleitet werden, ist das für sie ein guter Start in einen neuen Lebensabschnitt."

Allen Beteiligten war am Ende klar, dass der Hospizdienst mit dem Palliativtag nur einen Stein ins Rollen gebracht hat. Vor einem Neuauflage der Veranstaltung 2013 sind mehrere kleinere Gesprächskreise zu bestimmten Themen geplant. Irgendwann könnte es dann vielleicht auch im Siebengebirge ein stationäres Hospiz geben. Für Todkranke, deren sehnlichster Wunsch, zu Hause zu sterben, schon nicht in Erfüllung geht, wäre das ein echter Segen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Diese Pflanze kann fast alles
Chinesisches Wunderschilf „Miscanthus“ Diese Pflanze kann fast alles
Zum Thema
Aus dem Ressort