Bad Breisiger wollen Bahnlärm nicht länger hinnehmen

BAD BREISIG · "Das Thema brennt uns unter den Nägeln. Es ist jeden Tag bei uns wieder aktuell." - Bad Breisigs Bürgermeister Bernd Weidenbach kennt die Sorgen seiner Bürger: 300 Züge rattern tagtäglich durch die Quellenstadt. Für die Menschen, die dicht an der Bahn leben, ein Dauerverdruss.

 700 Züge fahren täglich durch das Rheintal. Der Lärm nervt die Bahntrassenanlieger.

700 Züge fahren täglich durch das Rheintal. Der Lärm nervt die Bahntrassenanlieger.

Foto: dpa

Sie sind hohen Lärm- und Staubwerten ausgesetzt. "Der Krach der vorbeifahrenden Züge ist kaum noch auszuhalten", meinte ein älteres Ehepaar, das unweit der stark befahrenen Bahnstrecke Köln-Koblenz wohnt. In einer Bürgerversammlung im Rheinhotel wurde deutlich, dass die Bad Breisiger ihre Ohren nicht länger auf "Durch-Zug" stellen wollen. "Lärm ist Körperverletzung", so ihre Klage. Gemeinsam wollen sie gegen die Bahn vorgehen.

Willi Pusch ist Vorsitzender der "Bürgerinitiative im Mittelrhein gegen Umweltschäden durch die Bahn". Seit Jahren fordert er eine oberhalb des Rheintals vorbeiführende Neubaustrecke, ein Nachtfahrverbot für laute Güterzüge, Schienenabsorber und effektivere Lärmschutzwände. Nun war er in Bad Breisig zu Gast, um den an der Bahnlinie lebenden Menschen ein noch düsteres Zukunftsszenario zu malen: "Die Bahn kommt noch größer, noch länger, noch lauter, noch schwerer, noch öfter."

Vier Bahnlinien gibt es rechts und links vom Rhein. Auf beiden Strecken fahren mehr als 500 Züge Tag und Nacht, an Sonn- und an Feiertagen, also knapp 200.000 im Jahr. Pusch ist sich wegen der steigenden Nachfrage im Güter- und Warentransport sicher: "Das wird noch mehr. Der Mittelrhein wird zum großen Frachtkanal Europas." Der an der Bahn bei vorüber donnernden Zügen entstehende Lärm sei vergleichbar mit Presslufthämmer oder startenden Flugzeugen. Klare Lärmschutzvorgaben gebe es nicht. Pusch: "Die Bahn darf sich in einem rechtsfreien Raum bewegen." Hinzu kämen massive Erschütterungen in Häuser und Wohnungen. Die Bad Breisiger können es nur bestätigen: "Da wackeln bei uns die Wände, wenn der Zug kommt."

Gesundheitsschäden durch den stetig einwirkenden Lärm, ein Wertverlust der Häuser, Beschädigungen durch die Erschütterungen, ein Abwandern der Bevölkerung im Rheintal und ein Rückgang des Tourismus seien die Folge, erklärte Willi Pusch. Und: "Alle Maßnahmen und Bemühungen, wie die Schaffung des Weltkulturerbe Mittelrhein, das Ausrichten der Bundesgartenschau, das Ausweisen der Premiumwanderwege werden durch den Eisenbahnlärm konterkariert."

Der frühere Bundesverkehrsminister Tiefensee hatte sich das Bad Breisiger Problem vor Ort angeschaut und vor allem angehört. Vor der damaligen Bundestagswahl. Nichts geschah nach der Wahl. Bürgermeister Weidenbach wurde dann bei Tiefensees Nachfolger Ramsauer vorstellig. Ohne Ergebnis. "Wir müssen erreichen, dass eine Neubaustrecke abseits des Rheintals Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan findet", so Pusch. Es gelte, massiven Druck auf die Politiker auszuüben. Wohlwissend, dass die Lobby der Bahn sehr stark sei. Keinesfalls wolle man aber den "Lärm- und Erschütterungsterror" weiterhin tatenlos hinnehmen.

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