Bonner Ausstellungen Wo die Liebe hinfällt

Neue Bonner Ausstellungen: Indische Impressionen im Gärtnerhaus und Fotos in der Rheingalerie.

 Stephanie Bosch spielt bei der Vernissage vor einem Bild Milena Kunz-Bijnos auf der indischen Bansurflöte.

Stephanie Bosch spielt bei der Vernissage vor einem Bild Milena Kunz-Bijnos auf der indischen Bansurflöte.

Foto: Maria Dierker

Kurfürstliches Gärtnerhaus: Ihre enge Beziehung zu Indien hat eine lange Geschichte. Sie beginnt mit einer Studienreise der 24-jährigen Milena Bijno, setzt sich fort in einem vierjährigen Bombay Aufenthalt der Diplomatenehefrau Milena Kunz-Bijno, einem weiteren Kunststudium sowie in Ausstellungsstellungsaktivitäten innerhalb der indischen Kunstszene. Seit geraumer Zeit überwintert die in Rhöndorf lebende, 1942 im italienischen Turin zur Welt gekommene Künstlerin regelmäßig in ihrer zweiten Heimat.

Das vielschichtige Projekt "Reise nach Indien" ist eine teils meditative, teils poetische Spurensuche. Schwerpunkte von Collagen, Objekten und Skulpturen bilden Auslotungen von spirituellen Dimensionen sowie des indischen Lokalkolorits, gekennzeichnet durch Farbenpracht, Vitalität sowie durch markante soziale Diskrepanzen.

Diese "Erlebnisreise" (Kunz-Bijno) beginnt mit der kontemplativ gestimmten Installation "Der Weg". Eine von Lichtkörpern durchdrungene Fährte (Tüll, gravierte Medaillons) wird eingebettet von antiken Öl-Lampen, gold oder glutrot schimmernden Bildobjekten, deren symbolische Geometrien die Ideale Entsagung, Loslösung, Läuterung, Erleuchtung und Vollkommenheit signalisieren.

Um diesen sakrosankt grundierten Klausurraum versammeln im barocken Farbenrausch erstrahlende Gemälde mit feinsinnig integrierten Applikationen wie übermalte Miniaturen von Götterstatuen, Tempeln oder kostbare Seidenstoffstickereien. Den roten Faden dieser Liebeserklärung an Indien knüpft der allgegenwärtige Fokus Licht, das die am Londoner College of Arts examinierte Künstlerin in einem suggestiven Tafelbild namens "Die Sonnenpforte" zelebriert.

Kurfürstliches Gärtnerhaus, Beethovenplatz, bis 13. September. Di- Sa 14 bis 18 Uhr, So 11 bis 14 Uhr.

Rheingalerie Bonn: Minimalistische Farbstudien, kolorierte Vorlagen im Liliputformat oder kompositorische Improvisationen, wo aus physikalischen Reaktionen und Interaktionen gewisser Emulsionen und Tinkturen abstrakte Miniaturen entstehen: Die meist auf unkonventionelle Bildträger (Glas, Kunststoffe) platzierten Etüden bilden den Humus für die großformatigen "Abstract Paintings" des Fotokünstlers Rolf Zscharnack.

Den Gesamteindruck bestimmen aquarellähnliche Farbpoesien, kraftvolle Farbspektren, ferne Erinnerungen an Sepiazeichnungen oder an Gouachen. Entdeckerfreuden bescheren phantomartige sowie organisch, landschaftsartig anmutende Formen und Strukturen. Dass der 1966 in Starnberg geborene Wahlberliner ein virtuoser Lichtregisseur ist, bestätigen erst recht bezwingende, pittoreske Farbfotografien und Lichtkästen aus der Serie "Fast City". Schauplätze raffinierter Beutezüge, ausgefuchster Motiveroberungen sind Berlin, New York und Miami.

Geradezu akrobatische Kameraschwenks, ein souveräner Umgang mit Blende- und Belichtungszeit und vorhandenen Lichtverhältnissen stehen Pate für die zu diversen Tageszeiten in Angriff genommenen, vital und gleichzeitig meditativ gestimmten Freiluftimpressionen.

Rheingalerie Bonn, Dollendorferstr. 11, bis 15. September. Anmeldung unter: 0228-933 999 89.www.rheingalerie-bonn.de

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