Kantine der Agentur für Arbeit: Essen mit Aussicht

Die Kantine der Bonner Agentur für Arbeit ist ein Geheimtipp. Weder am Eingang noch in der Empfangshalle gibt es einen Hinweis auf den öffentlich zugänglichen Speisesaal. Nur die verschiedenen Abteilungen der Arbeitsvermittlung sind ausgeschildert.

Duisdorf. Die Kantine der Bonner Agentur für Arbeit ist ein Geheimtipp. Weder am Eingang noch in der Empfangshalle gibt es einen Hinweis auf den öffentlich zugänglichen Speisesaal. Nur die verschiedenen Abteilungen der Arbeitsvermittlung sind ausgeschildert.

Erst wenn man im Fahrstuhl steht, findet sich eine ausführliche Übersicht der einzelnen Etagen im Gebäude. Und dort steht ganz unauffällig: "9. Etage: Konferenzraum, Kantine". Dabei hat die Kantine in der Villemombler Straße kaum einen Grund, sich zu verstecken. Der Speisesaal ist hell und freundlich, das Mobiliar neu, und durch die breite Fensterfront blickt man bis zur Bonner Innenstadt.

"Das ist eindeutig die Kantine mit der schönsten Aussicht", sagt ein Gast, der schon seit drei Jahren die eineinhalb Kilometer von seinem Arbeitsplatz zur Arbeitsagentur zurücklegt, um hier zu essen. Natürlich nicht nur wegen der Aussicht, erklärt er, sondern weil das Essen abwechslungsreich sei und es viel vegetarische Küche gäbe.

Ein Ehepaar am Nachbartisch pflichtet ihm bei: Das Essen sei gut und preiswert, da käme man gerne. Beide sind in Röttgen berufstätig und haben mittags einfach keine Zeit, selbst zu kochen. "Es kommen viele von außerhalb", erzählt Chefkoch Jörg Opitz stolz. Genaue Zahlen habe er darüber zwar nicht. "Aber", sagt Opitz, "ich würde tippen, dass 60 Prozent der Gäste aus dem Haus kommen und 40 Prozent von draußen."

Kein Wunder, denn in der Nähe sitzen Ministerien und Unternehmen. Die meisten Kantinenbesucher sind Stammkunden und kommen jeden Tag in der Mittagspause. Und auch Senioren verabreden sich hin und wieder zum gemeinsamen Mittagessen. "Wir sind eine recht persönliche Kantine", stellt Chefkoch Opitz fest.

Dabei verkauft er mit seiner Frau und fünf Mitarbeitern immerhin zwischen 180 und 250 Gerichte pro Tag. Um Viertel vor eins machen sich die meisten Angestellten und Beamten wieder auf den Weg an ihre Schreibtische und es geht ein wenig entspannter zu. Beim Gang zur Essensausgabe fällt eine Kreidetafel auf: Es wird fair gehandelter Kaffee angeboten. Und Bio-Milch.

Im Kühlregal stehen neben Mineralwasser und Saft verschiedene Sorten von Bio-Limonade. Das Fleisch stammt aus umweltschonender, gentechnikfreier und "besonders artgerechter" Nutztierhaltung, Gewürze und Beilagen bezieht Opitz aus biologischem Anbau, und Gemüse wird möglichst je nach Saison gekauft. Vom Großhandel muss Opitz aber trotzdem kaufen.

Das frische Gemüse morgens auf dem Wochenmarkt zu besorgen, würde sich nicht mehr rechnen, sagt Opitz und lacht. An diesem Tag stehen Hirschgulasch in Burgunder-Rahmsauce auf dem Speiseplan, Erbseneintopf mit Bockwurst und Kartoffelgratin. Als Beilage kann man zwischen Reis, Bohnen, Spätzle, Bulgur und Salat wählen, zum Nachtisch gibt es Aprikosenquark.

Außerdem gibt es den ein oder anderen Imbiss für den kleinen Hunger: Brötchen, Bratwurst, Pommes Frites. Die Auswahl ist tatsächlich reichlich. Aber das Wichtigste ist: Es schmeckt. Bei einer Tasse Kaffee kann man dann noch einmal den Blick über Bonn schweifen lassen - bevor es danach für die meisten zurück an den Schreibtisch geht.

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