Missbrauchsvorwürfe Staatsanwalt ermittelt gegen aktuellen Ako-Mitarbeiter

Am Aloisiuskolleg (Ako) schlägt eine neue Nachricht ein wie eine Bombe: Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen aktuellen Ako-Mitarbeiter. Dies hatte am Donnerstag die Missbrauchsbeauftragte des Jesuitenordens Ursula Raue in ihrem Abschlussbericht mitgeteilt.

Missbrauchsvorwürfe: Staatsanwalt ermittelt gegen aktuellen Ako-Mitarbeiter
Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Am Aloisiuskolleg (Ako) schlägt eine neue Nachricht ein wie eine Bombe: Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen aktuellen Ako-Mitarbeiter. Dies hatte am Donnerstag die Missbrauchsbeauftragte des Jesuitenordens Ursula Raue in ihrem Abschlussbericht mitgeteilt.

Seither wird das Thema heiß diskutiert. Es geht hier um den Vorwurf, der Mitarbeiter habe sich 1998 und 1999 der sexuellen Handlungen mit einer damals minderjährigen Schutzbefohlenen schuldig gemacht.

Der Verdächtigte streitet das dem GA gegenüber vehement ab. "Da hat sich jemand in mich verliebt. Aber es ist definitiv nichts vorgefallen." Er werte das Ganze als Komplott. Wie berichtet, sieht auch das Ako selbst nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Bonn den Schutz der Kinder und Jugendlichen am Kolleg derzeit in keiner Weise gefährdet.

Und dann formulierte der Jesuitenbericht ja auch noch, dass sämtliche Ermittlungsverfahren gegen den heute 82-jährigen Ex-Internats- und Schulleiter eingestellt seien. Der Mann war, wie berichtet, der einzige noch lebende Ako-Pater, gegen den wegen nicht verjährter Übergriffe etwa von 2005 ermittelt werden kann.

"Das ist unerträglich, das darf einfach nicht sein", kann es die Bonner Betroffenengruppe "Eckiger Tisch", die kürzlich mit Ako-Vertretern tagte, nicht fassen. Es gebe ausreichend Zeugenaussagen von Betroffenen über die pädophilen Handlungen des Paters. Die letzten lägen gerade fünf Jahre zurück.

"Die Beweislage ist also besser denn je. Allerdings hat die Staatsanwaltschaft bei weitem noch nicht alle, die sich gemeldet haben, als Zeugen verhört", kritisiert ein Mitglied des Bonner "Eckige Tischs", das namentlich nicht genannt werden will. Man bitte also inständig darum, dass die Grausamkeiten, die der Pater an Jugendlichen begangen habe, nicht bagatellisiert werden.

Für Verwirrung sorgte dann am Freitagnachmittag eine Meldung der Nachrichtenagentur dpa, nach der Bonns Oberstaatsanwalt Fred Apostel bestritt, dass die Verfahren gegen den 82-Jährigen eingestellt seien. Apostel war am Nachmittag für den GA nicht zu erreichen. Die Missbrauchsbeauftragte Raue unterstrich auf GA-Frage aber erneut ihre Position. Ihr lägen Kopien der Einstellungsbescheide aus Bonn vor.

Das Kolleg selbst versucht derweil, weiter auf die Opfer zuzugehen. "Das Gefühl von Erschütterung und Scham über das Ausmaß der Fälle verlässt uns auch nach Wochen nicht", bekennt das Ako per Pressemitteilung. Man empfinde tiefes Mitgefühl und bitte alle Betroffenen für das ihnen zugefügte Leid um Verzeihung. "Ihnen auch weiterhin zu Gesprächen zur Verfügung zu stehen, wenn sie es wünschen, ist unser zentrales Anliegen", so das Ako.

Die das Kolleg betreffenden Ergebnisse des Münchener Abschlussberichts jedoch sieht das Ako skeptisch. Und wirklich sind die Opfer- und Täterangaben hier schon im Vergleich mit dem schulintern erstellten Zwischenbericht unvollständig. "Aufgrund vieler offener Fragen haben wir die Sorge, dass hier die Erwartungen von Betroffenen nicht erfüllt werden", erklärt das Kolleg.

Man sehe nach wie vor Bedarf, Opferberichten detailliert nachzugehen, Verantwortlichkeiten der Ordensstruktur und der Ordenssituation aufzudecken sowie Strukturen offenzulegen, die über Jahrzehnte sexuellen Missbrauch am Kolleg möglich gemacht haben, sowie die Ergebnisse aus diesen Recherchen systematisch zu dokumentieren.

Jesuitenprovinzial Pater Stefan Dartmann ist nun zwecks Aufarbeitung der Ako-Missbrauchsfälle auf der Suche nach einem "neuen externen Team". Und es werde zukünftig nicht mehr eine bundesweite Missbrauchsbeauftragte, sondern drei regionale Ansprechpartner geben.

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