Wächterpreis der Tagespresse "Sie halten den Qualitätsjournalismus hoch"

Wo früher deutsche Kaiser zum Krönungsbankett luden, gab es am Mittwoch einen journalistischen Höhepunkt zu feiern. Im Kaisersaal des Frankfurter Römers erhielten die GA-Journalisten Lisa Inhoffen, Rita Klein, Bettina Köhl, Bernd Leyendecker, Florian Ludwig und Wolfgang Wiedlich den Wächterpreis der Tagespresse.

Wächterpreis der Tagespresse: "Sie halten den Qualitätsjournalismus hoch"
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Frankfurt/Main. Wo früher deutsche Kaiser zum Krönungsbankett luden, gab es am Mittwochabend einen journalistischen Höhepunkt zu feiern. Im Kaisersaal des Frankfurter Römers erhielten die GA-Journalisten Lisa Inhoffen, Rita Klein, Bettina Köhl, Bernd Leyendecker, Florian Ludwig und Wolfgang Wiedlich den Wächterpreis der Tagespresse.

Die begehrte Auszeichnung gehört zu den angesehensten im deutschen Journalismus. Sie wurde dem WCCB-Team für seine Veröffentlichungen rund um die Skandale beim Bau des World Conference Centers Bonn verliehen und von Hermann Rudolph, dem Vorsitzenden der Wächterpreis-Jury und Herausgeber des Berliner "Tagesspiegel", überreicht.

Rudolph bescheinigte Redaktionen und Verlegern in Deutschland angesichts der Fülle der qualifizierten Bewerbungen um den Wächterpreis den Willen zu journalistischer Qualität, sprach im Blick auf die Beiträge des General-Anzeigers von "einem Bau- und Wirtschaftskrimi, der auch ein Lehrstück ist" und prophezeite: "Ich glaube, die Geschichte geht weiter."

Uwe Becker, der den Festakt eröffnete und Stadtkämmerer von Frankfurt ist (was zum WCCB-Thema der Verschwendung von Steuergeldern hervorragend passte), attestierte den Preisträgern ebenfalls besonderes Niveau: "Sie halten die Fahne des Qualitätsjournalismus hoch." Wer die Wächterfunktion gerade im Lokaljournalismus erfülle, habe keinen leichten Stand.

Angesichts "örtlicher Beziehungsgeflechte" mache man sich damit "in aller Regel nicht nur Freunde". Gebhard Ohnesorge, der Geschäftsführende Vorstand der Stiftung "Freiheit der Presse", hatte die gute Idee, den ersten Träger des Wächterpreises zum Festakt einzuladen. Ulrich Manz lieferte einen eindrucksvollen Beleg für die Entwicklung der Pressefreiheit in Deutschland.

Denn die Veröffentlichung der Beiträge, für die er 1969 ausgezeichnet wurde, scheiterte zunächst am Widerstand des Chefredakteurs (ehe der Verleger ein Machtwort sprach). Mehr noch: Angesichts zahlreicher Verfahren wegen der Veröffentlichungen wurde aus der öffentliche Preisverleihung eine Feier im kleinen Rahmen. Man scheute das Risiko.

Anders als heute, anders als vor 20 Jahren. Lothar de Maizière, letzter Ministerpräsident der DDR, schilderte in seiner launigen Festrede den Kampf um die Einheit in Freiheit, der auch ein Kampf für die Grundrechte und damit für die Pressefreiheit war. Zitat: "Die beste Staatssicherheit ist die Rechtssicherheit."

De Maizière hatte die Lacher auf seiner Seite, die Geehrten die Freude, auch ihres Chefredakteurs und ihres Verlegers. Andreas Tyrock meinte: "Durch diesen renommierten Preis wird die redaktionelle Leistung des General-Anzeigers eindrucksvoll gewürdigt." Und Herausgeber Hermann Neusser ("Ich bin immens stolz"), der mit Schwester Bettina Neusser und Geschäftsführer J. Friedrich Orths ebenfalls nach Frankfurt gekommen war, kündigte an: "So sind wir auf dem richtigen Weg, so machen wir weiter. Nicht nur beim WCCB." Das hat sich auch die Preisträger-Truppe vorgenommen. Die Sechs machen natürlich weiter: Am Freitag. Hier. Auf dieser Seite.

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