Rentner wehrt sich gegen neuen Haltepunkt Auf dem Hügel

Bisher war der Garten von Alfred Kaiser in der Siemensstraße 123 ein kleines Paradies. Ruhig, beschaulich und gepflegt. Er grenzt zwar an die Gleise der Regionalbahn 23, die von Bonn nach Euskirchen fährt, aber die vorbeifahrenden Züge haben den Rentner nie gestört. Doch jetzt soll der Haltepunkt "Auf dem Hügel" tatsächlich gebaut und Ende 2013 in Betrieb genommen werden.

 Am Ende des Gartens von Alfred Kaiser: An der Böschung soll ein 100 Meter langer Bahnsteig für den neuen Haltepunkt entstehen. Der Rentner ist nicht begeistert davon.

Am Ende des Gartens von Alfred Kaiser: An der Böschung soll ein 100 Meter langer Bahnsteig für den neuen Haltepunkt entstehen. Der Rentner ist nicht begeistert davon.

Foto: Rolf Kleinfeld

Dransdorf. Bisher war der Garten von Alfred Kaiser in der Siemensstraße 123 ein kleines Paradies. Ruhig, beschaulich und gepflegt. Er grenzt zwar an die Gleise der Regionalbahn 23, die von Bonn nach Euskirchen fährt, aber die vorbeifahrenden Züge haben den Rentner nie gestört: "Die höre ich manchmal gar nicht mehr."

Allerdings waren jetzt Vermessungstechniker der Bahn da und schauten sich die Böschungen ganz genau an. Und informierten den 74-Jährigen, dass der seit mehr als 20 Jahren im Gespräch befindliche Haltepunkt "Auf dem Hügel" im nächsten Jahr tatsächlich gebaut und Ende 2013 in Betrieb genommen wird.

Für die Anwohner, davon viele aus Eisenbahnerfamilien wie auch Kaiser, ist das keine angenehme Aussicht. Denn nicht nur, dass dann das Bahndamm-Grün weg muss; es wird auch ein 100 Meter langer Bahnsteig gebaut, von dem aus alle Fahrgäste direkt in die unten liegenden Gärten von Kaiser und seinen Nachbarn gucken können.

Außerdem: Da auf der Strecke fast durchgängig im 15-Minuten-Takt gefahren wird, würde der Stopp am Haltepunkt ein ununterbrochenes Quietschen beim Abbremsen und Anfahren der Züge in beide Richtungen bedeuten, befürchtet Kaiser: "Daran darf ich gar nicht denken, bei dem lauten Zugmaterial, was hier eingesetzt wird."

Gut aussehen würde das am Ende seines Gartens auch nicht. Für den Bahnsteig müssten nämlich Stützpfeiler in die Böschung gerammt werden, haben die Techniker dem Rentner erzählt. Und der will nun wissen, warum der Haltepunkt denn nicht jenseits der Brücke Auf dem Hügel, also mehr in Richtung Messdorfer Feld nahe der Schwarzen Brücke entsteht, wo er ursprünglich auch geplant gewesen sei.

Und wo der Haltepunkt nach Meinung des Rentners auch hingehört, weil es dort keine direkten Anwohner gebe, aber gleichwohl mehr Fahrgäste aus dem Wohngebiet an der Carl-Justi-Straße zu erwarten seien.

"Ich bin kein Querulant", sagt Kaiser, der selbst einmal Lokführer werden wollte, es wegen Farbenblindheit jedoch nicht schaffte. "Aber es gibt eine vernünftige Alternative dazu, den Haltepunkt hier bei mir im Garten zu bauen." Und man müsse kein Fachmann sein, um zu erkennen, dass es ein Stück weiter bei Streckenkilometer 2,8 durch die natürliche Beschaffenheit ideale Voraussetzungen gebe.

"Man müsste dort nur beiderseits der Strecke etwas Böschung wegbaggern." Und dadurch wären die Kosten dafür um ein Vielfaches geringer, ist er sicher. Außerdem wäre dort das Störpotenzial für Anwohner deutlich geringer.

Welche Gründe es gibt, dass die Bahn sich für die andere Variante entschieden hat? Eine Anfrage an die Pressestelle der Bahn in Düsseldorf bringt etwas Klarheit. Sowohl in der einen als auch anderen Lage des Haltepunkts seien wegen des Höhenunterschiedes zum natürlichen Gelände "technisch-konstruktive Maßnahmen" vorzusehen, heißt es da.

Was jedoch für den jetzt gewählten Standort hinter dem Garten des Rentners spreche: In dieser "zentralen Lage" würden sich kürzere Wege zu allen anderen Gebieten - mit Ausnahme der Carl-Justi-Straße und dem Dransdorfer Berg - ergeben." Die Bahn ist nämlich darauf hingewiesen worden, dass ein neuer Wohnstandort entwickelt werden soll, gemeint ist das Gebiet Am Vogelsang. Dort befindet sich jetzt noch ein Fußballplatz, der aber aufgegeben werden soll.

Wenn dort Wohnungen entstehen, hätten die Bewohner dort eine attraktive Verbindung in die Bonner Innenstadt direkt vor der Haustüre. Eine Bebauung der Freiflächen des Messdorfer Feldes war dagegen nicht vorgesehen, "so dass es keine verkehrliche Begründung gab, den Haltepunkt in eine Lage zu verschieben, die eine geringere Erschließungswirkung hat".

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