Neues Untersuchungsteam nimmt seine Arbeit auf

Missbrauch: Bad Godesberger Aloisiuskolleg widerspricht der Darstellung der Schulausschussvorsitzenden. "Keine lapidare Entschuldigung".

Bad Godesberg. Am Bad Godesberger Aloisius-Kolleg (Ako) ist es am vergangenen Freitag zum ersten Treffen zwischen dem neuen Untersuchungsteam der Ako-Missbrauchsfälle, dem Jesuitenprovinzial sowie der Ako-Spitze gekommen.

Am Nachmittag traf das externe Team auch erstmals mit den Vertretern der Ako-Opfergruppe Eckiger Tisch in Bonn zusammen. Provinzial Pater Stefan Dartmann hat Julia Zinsmeister, Professorin in der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Köln, mit der weiteren Aufklärungsarbeit beauftragt. Er folgte damit einer Empfehlung der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, Christine Bergmann.

Den Anstoß dazu hatte der Abschlussbericht von Ursula Raue, der Beauftragten des Jesuitenordens für Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch, gegeben, der zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt hatte. Zinsmeister wird nun von Rechtsanwältin Petra Ladenburger und der Diplom-Pädagogin und Supervisorin Inge Mitlacher unterstützt.

Der Auftrag sei in enger Abstimmung mit dem Provinzial, den Ako-Verantwortlichen und den Vertretern des Eckigen Tisches besprochen worden, sagte Zinsmeister dem GA. "Nach Auswertung der bisherigen Erkenntnisse, insbesondere den von Frau Raue gesammelten Informationen, werden wir nun zusammen mit Frau Bergmann die konkrete Vorgehensweise abstimmen."

Auf den GA-Artikel, dass in der letzten Schulausschusssitzung die Missbrauchsopfergruppe Eckiger Tisch kein Rederecht erhielt, nun aber in der nächsten Sitzung zu Wort kommen soll, reagierte jetzt das Ako. "Wir begrüßen es ausdrücklich, dass Betroffenen die Möglichkeit eingeräumt wird, vor dem Ausschuss zu sprechen", teilt der kommissarische Rektor Pater Ulrich Rabe dem GA mit.

Die Ausschussvorsitzende Dorothee Paß-Weingartz hatte erklärt, die in die letzte Sitzung geladenen Ako-Vertreter Rektor Rabe sowie Internatsleiter Christopher Haep hätten es sich vor der Sitzung ausgebeten, dass der Eckige Tisch nicht direkt eingreifen dürfe. Es habe in den vergangenen Monaten schon diverse Kontakte des Ako mit Betroffenen gegeben, verdeutlicht Rabe nun.

In diesen Kontakten seien dem Kolleg das Leid und die tiefen Verletzungen der Betroffenen offenkundig geworden. "Einige haben uns rückgemeldet, dass es sehr wichtig für sie war, sich öffnen zu können; andere lehnten jeden Kontakt mit uns ab", so Rabe. Er akzeptiere das. Das Ako bleibe aber auf diesem Weg und wolle den Betroffenen weiterhin mit aller möglichen Offenheit begegnen. Und Pater Rabe wiederholt nochmals, was er auch im Ausschuss sagte: "Wir bitten die Betroffenen für das, was ihnen am Aloisiuskolleg widerfahren ist, um Verzeihung."

Dies sei keine "lapidare Entschuldigung", wie es Paß-Weingartz gewertet habe, sondern "in tiefem Ernst" gesagt. Man biete den Betroffenen ausdrücklich jetzt und in Zukunft an, für Gespräche zur Verfügung zu stehen und sie mit Hilfestellungen zu unterstützen, wo dies in der Macht des Kollegs stehe. Man ziehe aus der Aufarbeitung Konsequenzen für die Einrichtung.

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