Missbrauch am Ako: Angehörige eines Opfers spricht mit Verdächtigem

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Ex-Internats- und späteren Schulleiter des Aloisiuskollegs (Ako) gehen weiter. Man nehme Akteneinsicht in weitere Vorgänge, die Ermittlungen liefen weiter.

Bad Godesberg. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Ex-Internats- und späteren Schulleiter des Aloisiuskollegs (Ako) gehen weiter. Man nehme Akteneinsicht in weitere Vorgänge, die Ermittlungen liefen weiter. "Es hat sich bislang aber noch nichts Gravierendes ergeben", sagte Oberstaatsanwalt Fred Apostel dem GA auf Anfrage.

Wie berichtet, hatte sich Ende Februar erstmals ein noch am Kolleg lernender Internatsschüler als Opfer des Paters gemeldet. Der heute 82-Jährige, der seit Anfang 2010 in einem Pflegeheim lebt, soll 2005 versucht haben, den Jungen in der Dusche des Internats gegen dessen Willen abzuseifen.

Vorfälle wie dieser ergäben juristisch "große Unwägbarkeiten", hatte Apostel im April erläutert. Wenn der Pater dem Jungen etwa nur die Schultern eingeseift habe, dann sei wohl rechtlich "die Erheblichkeitsschwelle" nicht überschritten. Laut Ako-Sprecher Robert Wittbrodt arbeitet die Staatsanwaltschaft an inzwischen zwölf nicht verjährten Ermittlungsfällen gegen den 82-jährigen. Zehn Verfahren seien "wegen Unerheblichkeit" eingestellt.

Den beschuldigten Pater beschreibt eine Angehörige eines Opfers als mittlerweile deutlich gealtert. Die einst imposante Ausstrahlung könne man nur noch erahnen, sagt die Frau, die den Ex-Schulleiter dieser Tage im Altenheim aufsuchte. "Der Pater gilt laut Aussage der Jesuiten als dement, wohnt aber nicht in der Demenzabteilung und hat freien Ausgang." Als Zimmerschmuck habe sie ein Foto von ihm und Pater Theo Schneider sowie die Statue eines nackten Knaben gesehen.

Im Gespräch sei der Pater stolz auf die vielen von ihm geschossenen Fotos von Ako-Jungen gewesen. Wie berichtet, stehen auch diese verfänglichen Bilder im Fokus der Ermittlungen. Auch an Ex-Schüler, die die Frau während ihres Besuch genannt habe und die den 82-Jährigen des Missbrauchs beschuldigen, habe dieser sich erinnern können.

Schuldbewusstsein sei aber im gesamten Gespräch mit dem innerhalb von 40 Jahren in 30 Fällen des Übergriffs beschuldigten Pater nicht spürbar gewesen. Der alte Mann habe wohl einen spontanen Mechanismus entwickelt, mit dem er sich vor Erkenntnissen schütze, die er nicht mehr verarbeiten könne, vermutet sie.

"Da wäre er ja nicht der erste, der plötzlich senil wird, wenn die Gespenster der Vergangenheit besonders laut mit ihren Ketten rasseln." Der 82-Jährige wirke "absolut eins mit sich und seinem damaligen Machtmissbrauch."

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