Die Angst fährt in Bonner Bussen und Bahnen mit

BONN · Junge Intensivtäter haben den Zugführer mit einem Messer bedroht. Die Täter sind polizeibekannt: Beschimpft, bespuckt, bedroht - nicht nur Fahrgäste, sondern auch Fahrer der städtischen Busse und Bahnen fühlen sich oft nicht mehr sicher.

 Nachts auf dem Bahnsteig: Die Fahrer von Bussen und Bahnen fühlen sich zunehmend von Jugendlichen bedroht. Dieses Symbolbild zeigt keine der am aktuellen Fall beteiligten Personen.

Nachts auf dem Bahnsteig: Die Fahrer von Bussen und Bahnen fühlen sich zunehmend von Jugendlichen bedroht. Dieses Symbolbild zeigt keine der am aktuellen Fall beteiligten Personen.

Foto: Stadtwerke Bonn

Vor allem von aggressiven Jugendlichen fühlen sich viele Fahrer immer mehr bedroht. Nun wurde ein Fall bekannt, in dem ein Fahrer der Linie 66 von einer Gruppe Jugendlicher so drangsaliert und mit einem Messer bedroht wurde, dass er auf eine andere Strecke versetzt werden musste. Das bestätigten die Stadtwerke auf Anfrage des GA.

Die jungen Leute, die dem Zugführer immer mehr zusetzten, sind der Polizei bestens bekannt. Aber die mehrfach zu Hilfe gerufenen Beamten können nicht viel mehr tun, als die Personalien der Jugendlichen aufzunehmen - und sie dann wieder laufen zu lassen. Denn solange niemand ernsthaft zu Schaden kommt, gibt es keine gesetzliche Handhabe, die Jugendlichen aus dem Verkehr zu ziehen.

Nach Informationen des General-Anzeigers fingen die Probleme für den Fahrer im November an, als er die Jugendlichen nachts in Bad Honnef davon abhalten wollte, die Tür zur Fahrerkabine der S-Bahn aufzubrechen und außen auf der Mittelkupplung zwischen den Waggons mitzufahren. Von Kollegen wusste der Fahrer, dass vor allem ein Brüderpaar, erst 14 und 15 Jahre alt, und deren Kumpel immer Ärger machten. Doch die Jugendlichen ließen sich von den Ermahnungen des Fahrers offenbar nicht beeindrucken.

In den folgenden Wochen sollen die Jugendlichen dem Fahrer der Linie 66 immer wieder aufgefallen sein: So soll er sie dabei erwischt haben, wie sie trotz seiner Warnungen vor der Lebensgefahr im Fall eines Absturzes auf der Mittelkupplung mitfuhren, Scheibenwischer abbrachen und Bahnen beschmierten.

Und als sie hörten, dass der Fahrer über die Leitstelle nach der Polizei fragte, wurde es für den Fahrer bedrohlich, wie er schildert: Plötzlich lag mal eine Eisenstange quer auf den Schienen, und eine Bahnkundin warnte ihn eines Tages, da säße eine Gruppe Jugendlicher direkt hinter seiner Fahrerkabine, die über ihn sprächen und sich gegenseitig ihre Messer zeigten.

Und wenig später bedrohte einer der Jugendlichen den Fahrer tatsächlich mit einem sogenannten Butterfly-Messer, wie Stadtwerkesprecherin Veronika John auf GA-Anfrage bestätigt. Und dann waren eines Tages alle vier Reifen des Privatwagens des Fahrers zerstochen. Der Polizei waren jedoch die Hände gebunden, da es keine Beweise dafür gab, dass auch das die Jugendlichen waren.

Die beiden Brüder gelten bei Polizei und Justiz schon lange als Problemfälle und werden dort als Intensivtäter geführt - inoffiziell. Denn vieles, was ihnen an Straftaten zugerechnet wird, geschah bereits zu Zeiten, als sie noch strafunmündig waren.

Der Straßenbahnführer aber, der "seine" Strecke mit der 66 so liebte, muss nun wegen der Bedrohungslage eine andere Linie fahren.

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