Chinesin fordert 150 000 Euro von Deutscher Welle

Mehr als 20 Jahre lang war eine Chinesin als freie Journalistin bei der Deutschen Welle tätig. Zum Jahresende kam der Schock: Der Sender hatte ihren Rahmenvertrag nicht mehr verlängert. Die Frau fühlt sich diskriminiert, weil sie politische Beweggründe vermutet, und hat deshalb die Deutsche Welle auf Schadensersatz und Zahlung eines Schmerzensgeldes verklagt.

Chinesin fordert 150 000 Euro von Deutscher Welle
Foto: dpa (Symbolbild)

Bonn. Mehr als 20 Jahre lang war eine Chinesin als freie Journalistin bei der Deutschen Welle tätig. Zum Jahresende kam der Schock: Der Sender hatte ihren Rahmenvertrag nicht mehr verlängert. Die Frau fühlt sich diskriminiert, weil sie politische Beweggründe vermutet, und hat deshalb die Deutsche Welle auf Schadensersatz und Zahlung eines Schmerzensgeldes verklagt. Die Forderung der Journalistin an den Auslandsender: Rund 150 000 Euro.

Der Fall, der jetzt im Arbeitsgericht Bonn vor der dritten Kammer verhandelt wurde, hat einen brisanten Hintergrund: Schon mehrfach gab es, so berichtet der Anwalt der Klägerin, im Sender Streit über die Frage, wie differenziert die Mitarbeiter der Redaktion das Bild von China zeichnen und ob manche Mitarbeiter unter Vorgabe einer differenzierten Berichterstattung zu regimetreu berichten.

"Eine Dissidentin hat vor wenigen Jahren den Stein ins Rollen gebracht und die damalige stellvertretende Redaktionsleiterin der China-Redaktion beschuldigt, sie sei zu China freundlich", so der Anwalt am Rande der Sitzung.

Der politische Druck war groß, es sei zu Überprüfungen gekommen und die betroffene Journalistin sei zunächst vom Dienst suspendiert worden. "Das hat damals bundesweit für Schlagzeilen gesorgt", erinnert sich der Anwalt.

Seine Mandantin vermute nun, dass man beim Sender glaube, sie berichte ebenfalls zu unkritisch über ihr Heimatland, weil sie in China sozialisiert sei. Sie sei fest überzeugt, dass dies der wahre Grund sei. "Das ist eine eindeutige Diskriminierung", ist der Anwalt überzeugt.

Die Beklagtenseite weist die Vorwürfe zurück. Die Redaktion werde umstrukturiert, das sei der Grund für die Nichtverlängerung des Mitarbeitervertrags , sagt der Anwalt des Senders.

Die Journalistin, die in China und in Deutschland Germanistik studiert hat, glaubt der Begründung nicht. Sie erwähnt ein Interview, das sie geführt habe und das abgesetzt worden sei. "Aber danach hat man doch Ihren Vertrag verlängert", wundert sich die Beklagtenseite.

Am Ende der Verhandlung weist die Kammer die Klage ab. Die Klägerpartei überlegt nun, ob sie in Berufung gehen wird.

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