"Bonns größte Baustelle" wird bald fertig

In 44 Jahren investieren Bund, Land, Stadt und private Investoren zwei Milliarden Euro in Bonns kleinsten Stadtbezirk

Hardtberg. "Heute würde es eine solche Stadtentwicklungsmaßnahmen nicht mehr geben", sagt Projektleiter Hans-Ulrich Schneider. Die Rede ist von der Entwicklungsmaßnahme Bonn-Hardtberg. "Heute hätte die öffentliche Hand gar nicht mehr das Geld dafür."

Das Bonner Büro der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (ehemals BauGrund Bonn) wickelt seit 1965 im Auftrag der Stadt dieses städtebauliche Projekt ab. Ende 2009 läuft der Vertrag zwischen Bund, Land und Stadt aus. Was in diesen 44 Jahren geschaffen wurde, trägt heute den Namen Stadtbezirk Hardtberg.

Die Umstrukturierung des ehemaliges Amtes Duisdorf mit all seinen kleinen Orten zählt aus heutiger Sicht zu den größten Stadtentwicklungsprojekten der Bundesrepublik. "Zwei Milliarden Euro sind für die Umsetzung aller Vorhaben ausgegeben worden. 250 Millionen Euro haben Bund und Land in den Stadtbezirk investiert. Das restliche Geld stammt von der Stadt und den vielen Privatinvestoren", bilanziert Schneider.

Gefragt nach den wichtigsten Einzelmaßnahmen, geriet Schneider kurzzeitig ins Grübeln. Dann war er sich aber sicher: "Nummer eins ist der Ortsteil Brüser Berg. Dort haben wir seit 1978 Wohnraum und Infrastruktur für mehr als 8 500 Menschen geschaffen." Nummer zwei sei das Derletal, ein 33 Hektar großes Naherholungsgebiet (ab 1975). Und Nummer drei ist die Neugestaltung des Bahnhofes Duisdorf mit dem Bau des Omnibusbahnhofes (ab 1994).

Das größte Einzelprojekt - zumindest was die Fläche anbelangt - ist aber die Entwicklung des Einzelhandelsstandortes Finkenhof gemeinsam mit dem Hallenprojekt der Telekom Baskets. 66 000 Quadratmeter, eine Fläche so groß wie sechs Fußballplätze, sind von einer Grünfläche in ein qualitativ hochwertiges Areal umgewandelt worden.

Trotz aller Erfolge, es gab auch Sorgenkinder. Die Neugestaltung des Brünkerhofgeländes in der Duisdorfer City dauerte mehr als 30 Jahre. Heute erinnert außer einer Geschichtstafel nichts mehr an den verfallenen Hof, der zum Streitobjekt zwischen Denkmalschützern und Investoren verkommen war.

2007 wurde der Neubau mit Wohnungen und Gewerbe fertig. Obwohl Ende 2009 die Fördermaßnahme endet, sind noch nicht alle Punkte abgearbeitet. Schneider und Manfred Maaß vom Stadtplanungsamt wollen die letzten vier Projekte noch vor dem 31. Dezember 2009 entwickeln und möglichst mit dem Bauen beginnen:

  • Nutzung der 1,5 Hektar großen Freifläche neben dem Novotel in Duisdorf, Gestaltung des knapp fünf Hektar großen Areals an der alten Ziegelei in Lengsdorf
  • Anbindung der ehemaligen Bundesgrenzschutz-Sporthalle und der ehemaligen Gallwitz-Kaserne ans öffentliche Straßennetz
  • sowie
  • die Reaktivierung des seit Jahren leer stehenden Bürogebäudes an der Ecke Am Burgweiher/Am Schickshof.

Nach Ablauf der Förderzeit ist die Stadt verpflichtet, bis 2013 die Ausgleichsbeträge für Bund und Land einzutreiben. Alle Grundstückseigentümer im Gebiet der Entwicklungsmaßnahmen haben durch die vielen geförderten Infrastrukturverbesserungen eine Wertsteigerung ihres Eigentums erfahren. Deshalb werden sie demnächst zur Kasse gebeten. "Dafür haben die betroffenen Bürger auch keine Erschließungsbeiträge bezahlt", betont Schneider.

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