Misstrauen bei Hilfsaktion begründet

Zum Artikel über den russischen Hilfskonvoi für die Ukraine unter der Schlagzeile "Viele vermuten eine List des Kreml", erschienen am 13. August, schreibt ein Leser

 Russische Lastwagen mit Hilfsgütern, die eine Pause einlegen, sind auf dem Weg in die Ukraine. Diese Hilfsaktion ist umstritten.

Russische Lastwagen mit Hilfsgütern, die eine Pause einlegen, sind auf dem Weg in die Ukraine. Diese Hilfsaktion ist umstritten.

Foto: dpa

Wie gerade wieder in aktuellen Konflikten erkennbar (Afghanistan, Irak, Syrien) leidet die Zivilbevölkerung erheblich unter bewaffneten Auseinandersetzungen. Folgt man westlichen Medien, ist die humanitäre Lage der Menschen in der Ostukraine sehr schlecht.

Ich sehe es als großen Vorteil der Diskussion über den russischen Hilfskonvoi an, dass die humanitäre Lage der Menschen in der Ostukraine in den Fokus gerückt wird. Gespräche von EU, USA, Kiew, Russland und ostukrainischen Separatisten über Maßnahmen zum Schutz und zur Versorgung der Zivilbevölkerung gab es schon genügend.

Leider endeten diese meist nur mit gegenseitigen Schuldzuweisungen. Erfolge in der praktischen Umsetzung sind mager. Allen Beteiligten ist klar, dass es eine Lösung des Ukraine-Konfliktes nur mit Russland gibt. Russland und Putin sind als Gesprächspartner "auf Augenhöhe" unverzichtbar.

Russlands Initiative, mit einem Militärkonvoi humanitäre und auch prestigeträchtige Hilfe für die notleidenden Menschen in der Ostukraine zu leisten, stößt auf großes Misstrauen der Regierungen in Kiew und des Westens. Nach dem bisherigen Verhalten Russlands im Ukraine-Konflikt ist Misstrauen sicherlich begründet. Aber in die russische Hilfsaktion sind EU, die Regierung in Kiew und das Internationale Komitee des Roten Kreuzes eingebunden.

Ich halte es für richtig, dass durch strengste Kontrollen ein Missbrauch dieser humanitären Aktion für militärische Zwecke vermieden werden muss. Doch Misstrauen ist Gift für konstruktive Gespräche zur Lösung des Ukraine-Konfliktes. Und ich frage, warum der Westen oder Kiew bisher keine nennenswerte humanitäre Hilfe für die Ostukraine zustande gebracht haben.

Stattdessen hat sich insbesondere die EU mehr mit aus meiner Sicht zur Lösung des Ukraine-Konfliktes wenig geeigneten Sanktionen gegen Russland beschäftigt. Russland muss an den Verhandlungstisch gebracht werden. Nach meiner Auffassung könnte die geplante russische Hilfsaktion auch als Entgegenkommen zur Aufnahme konstruktiver Gespräche über die Lösung des Ukraine-Konfliktes gewertet werden.

Detlef Wibel, Meckenheim

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