Klinikchef verharmlost

Zum Artikel "Entsetzen im Klinikum" vom 22. August

Nachdem ein Chefarzt des Bamberger Klinikums mehrere Medizinstudentinnen unter falschem Vorwand (angeblich wissenschaftliches Projekt) zunächst betäubt, dann sexuell missbraucht und schließlich diese Taten auch noch durch Fotos dokumentiert hat, attestiert ihm sein Klinikchef lediglich "Fehlverhalten" und führt weiter aus, dass sich "so etwas nicht verhindern" lasse.

Diese Äußerungen verharmlosen und beschönigen die umfassenden Straftaten des Chefarztes und missachten zugleich das Leid der davon betroffenen Missbrauchsopfer, die ihm vertrauten. Auch wenn sich solche Straftaten nicht gänzlich verhindern lassen, vermisse ich in den Äußerungen des Klinikchefs Anteilnahme mit den missbrauchten Studentinnen, Bedauern über die erfolgten Straftaten seines Chefarztes sowie das Signalisieren/Umsetzen von Maßnahmen, die solche Übergriffe im Bamberger Klinikum künftig vermeiden helfen.

Da bleibt die - rein rhetorische - Frage offen, welche weiteren Gewalttaten der Chefarzt den Medizinstudentinnen hätte zufügen müssen, damit sein Klinikchef es nicht nur als "Fehlverhalten", sondern als (mutmaßliches) Verbrechen bezeichnet hätte.

Schließlich werfen die einseitigen Äußerungen des Klinikchefs leider auch ein falsches Licht auf die weitaus größere Gruppe verantwortungsvoller Mediziner und Klinikchefs, die solche Äußerungen und Reaktionen gleichermaßen als empörend und vertrauensschädigend empfinden.

Dr. Elisabeth Laagland, Bonn

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