Große Kunst eines großen Künstlers oder missglückt?

Zum Artikel "Der traurige Held" vom 31. März.

Ich komme mir vor wie bei "Des Kaisers neue Kleider". Das Publikum wird "vorgeführt", wie "toll" diese sogenannte "Kunst" ist. Doch keiner traut sich zu sagen, dass der "Künstler" sich letztlich lustig macht über sein Objekt wie auch über die Betrachter. Mein Vorschlag zur Güte: Stellen Sie das "Pamphlet" an den einzigen Ort in Bonn, der ihm gerecht werden kann: Während "Pützchens Markt" an den Eingang zur Geisterbahn !

Ruth Bergmann, Bonn

Kunst ist eigenwillig - Markus Lüpertz zum Glück auch. Kurzum - ich bin begeistert von Markus Lüpertz' Beethoven-Statue. Mein Kunstverständnis setzt nicht voraus, dass Kunst ästhetisch sein muss. Sie muss auch nicht meine persönlichen Erwartungen erfüllen oder bedienen. Vielmehr fühle ich mich als Betrachter dazu aufgefordert und verpflichtet, mich möglichst ohne Vorbehalte auf das Kunstwerk einzulassen und mich mit dem Wesentlichen seiner inneren Aussage auseinanderzusetzen.

Lüpertz hat sich an das eigentliche, innere Wesen Beethovens herangewagt. Das erfordert viel Mut und Einlassung auf Intimität mit dem großen Komponisten, der meist in einer Weise dargestellt wird, die ihn erhöht und den Betrachter nahezu in Andachtshaltung versetzt. Dabei verfügt Beethoven in seiner Genialität über eine Größe, die keiner weiteren Erhöhung bedarf. Lüpertz verzichtet bewusst auf diese Erhöhung und konzentriert sich auf den Kern. Beethoven hat kompositorisch und musikalisch Grenzen durchbrochen.

Wer so Großes schafft, tut dies sicher nicht mit links sondern gibt alles, was sein Innerstes hergibt - und vielleicht fast noch mehr. Es ist das Große, Gewaltige, Perfekte wie auch das Dramatische bis fast zur Selbstzerstörung reichende, als auch Leise, Verletzliche und Sensible, das durch Beethoven in seiner ganzen Bandbreite zur Geltung kommt.

Lüpertz hat all dies in seiner Statue in aller Wucht, zugleich aber auch Sensibilität, die vielleicht erst auf dem zweiten Blick sichtbar wird, und insbesondere in aller Ehrlichkeit zum Ausdruck gebracht, ohne Beethoven auch nur im Geringsten beschädigen zu wollen.

Er eröffnet uns Beethoven für eine neue, andere Betrachtungsweise, die viele so in dieser Deutlichkeit nicht erwarten, vielleicht auch nicht wünschen. Man könnte sagen, Lüpertz drückt auf drastische Weise eindrucksvoll die Ambivalenz Beethovens Genie und innerer Zerrissenheit aus. Großes zu schaffen ist meistens auch ein Leidensweg.

Ohne Zweifel geht Lüpertz mit seiner Statue auch das Wagnis ein, nicht verstanden oder gar angefeindet zu werden. Doch dies macht letztendlich große Kunst und große Künstler aus.

Andreas Khanal, Königswinter

Beim Anblick des pfiffig-selbstzufriedenen Künstlers mit seinem Werk hat es mir schier die Sprache verschlagen. Während meiner Dienstzeit als Gymnasiallehrer hätte ich gesagt: "Setzen, ungenügend. Und wechseln Sie bitte die Schulform." Die meisten Schülerarbeiten, die ich im Lauf von 30 Jahren gesehen habe, wären besser - und vor allem preiswerter - gewesen.

An kongenialer Scheußlichkeit wird dieser Knödel nur noch erreicht von einer anderen Untat desselben Meisters, seinem lächerlichen Mozart auf dem Salzburger Ursulinenplatz. Um den ehemaligen Bonner Germanisten Prof. Horst Rüdiger zu zitieren: Wenn von Kunst Können kommt, kommt von Wollen Wulst (oder ein Konglomerat von Wülsten, Anm. d. Verf.). Armes Bonn, armes Salzburg, arme Wiener Klassik.

Hartmut Lehbrink, Schalkenbach

Markus Lüpertz dürfte einer der größten Blender der Kunstszene sein, da kommt selbst Jeff Koons nicht mit. Da ist es bemerkenswert, wie es Thomas Kliemann gelingt, das Werk in seiner ganzen Absurdität zu schildern, um dann doch zu einer leidlich positiven Wertung zu gelangen. Nachzutragen sei, der unproportionierte, monströse Kopf ist mit einem Grat vom Rumpf getrennt und wirkt wie abgeschnitten und wieder aufgesetzt. Dem Meister gelang bei seinem blauen Beethovenkopf nicht einmal die Porträtähnlichkeit.

Dankenswert, dass Kliemann auf den "nicht sehr gelungenen, pummligen, steifhüftigen Bronze-Merkurius vor dem Post-Tower" hinweist, doch in ihm kann man noch einen Kobold entdecken.

Lüpertz' "Hommage an Beethoven" hat nicht einmal etwas Koboldhaftes, es ist ein Monstrum, das wegen seines Unvermögens Kunstwerk zu werden, sich weniger auf die Leiden Beethovens bezieht, als den Betrachter außerhalb der Lüpertzfalle leiden lässt. Beethoven als leidenden Erlöser darzustellen, das gelang Emile-Antoine Bourdelle 1929 besser mit seiner Plastik La Pathétique oder Beethoven am Kreuz.

Dr. Walfried Pohl, Bonn

Ja, es ist eine gewaltige Beleidigung Beethovens, von dem es in unserer Stadt viele sehenswerte Skulpturen gibt. Eine Verhohnepipelung desselben hat nicht gefehlt.

Der "Künstler" selbstgefällig davor - so ein missglücktes Kunstwerk. Ein Auftragswerk der Stadt - verrückt - das Honorar wäre sicherlich ein guter Beitrag für ein neues Festspielhaus gewesen.

Adelheid Schröder, Bonn

Markus Lüpertz' neues Beethovendenkmal im Bonner Stadtgarten ist vom Volksmund treffsicher in Kneethoven umgetauft worden. Das doppelgestaltige Ungetüm, bestehend aus einem verkrüppelten, nackten, betrunkenen Clown und einer ehernen Totenmaske ist wulstig wie aus Knetmasse geformt, inhaltlich sehr würdelos und eigentlich beleidigend.

Mehr dazu zu sagen, lohnt sich nicht. Da der Kunstmarkt es liebt, uns mit Hässlichkeit aufzuwarten, sollte man ihn darin nicht auch noch bestätigend hofieren.

Dr. Annelie Funke, Bad Honnef

Ich stimme mit den drei kritischen Leserbriefen vom 2. April voll überein, finde aber, dass die scheußliche Hommage an Beethoven keine Beleidigung, sondern eine abrissreife Zumutung für die Bürger unserer Bundesstadt ist.

Ich werde die scheußliche Abart angeblicher Kunst weder ansehen, noch Besuchern zumuten. Wer genehmigt wohl so etwas? Es gibt anderes, das gerne häufig angesehen und bewundert, fotografiert und immer noch auch gedruckt wird.

Ich bin stolz darauf, denn ich war vor langer Zeit als Bauingenieur zur Förderung an der Herstellung des Beethovenkopfes im Grünen vor dem Theater beteiligt. Habe Geld beschafft, für die Herstellung beraten, die Genehmigung der Stadt mit vorbereitet. Den Namen des tollen Künstlers habe ich inzwischen leider vergessen. Aber der Beton ist hervorragend gelungen, denn er steht heute noch stabil da.

Gerd Danielewski, Bonn

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