Es geht dabei nicht um Angebot und Nachfrage

Zum Artikel "Nichtwähler, die unsichtbare Macht", erschienen am 29. September

 Wenn Bürger ihr Wahlrecht nicht ausüben, hat das oft Gründe, die über die Unzufriedenheit mit einer Partei hinausreichen.

Wenn Bürger ihr Wahlrecht nicht ausüben, hat das oft Gründe, die über die Unzufriedenheit mit einer Partei hinausreichen.

Foto: dpa

Nichtwähler sind keine unsichtbare Macht, wie Norbert Wallet in seinem Artikel vom vergangenen Montag titelt. Nichtwähler sind sichtbar und stehen dazu, nicht zu wählen. Ihnen skandinavische Verhältnisse anzubieten, in denen man über mehrere Wochen oder an jedem Ort seine Stimme abgeben darf, würde sie nicht an die Urne bringen. Nichtwähler wählen nicht, weil ihnen das zur Wahl stehende Angebot nicht ausreicht. Parteien warten auch nicht auf neue Mitglieder, um anzupacken, wie der Autor in seinem Kommentar vermutet. Nein, Parteien warten auf Beitragszahler, die sich ruhig verhalten und den Tiefschlaf der betreffenden Partei nicht stören.

Parteien bilden in Parlamenten Fraktionen. Alleine schon die Wortgenese der "Fraktion" deutete darauf hin, dass eine Fraktion nur einen Bruchteil der Volksvertretung und ihrer politischen Ansichten repräsentieren kann. Das sehen Parteien mithin anders, denn sie vereinnahmen die Deutungshoheit über jedwedes Thema alleine für sich. Dass das unsinnig ist, wird jedem einleuchten, aber Parteien, insbesondere sogenannte "etablierte Parteien", sind nicht lernfähig, oder sie sind zu behäbig, was in letzter Konsequenz zum gleichen Ergebnis führt.

Matthias Möseler, Bonn

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