Ergänzung zu Luthers Leistung

Zum Artikel "Luther und die deutsche Sprache", erschienen am 18. November

Um Luthers Übersetzungsleistung angemessen würdigen zu können, muss der Artikel Wolfgang Pichler an einer Stelle korrigiert werden. Dort heißt es: "Luther klebte nicht sklavisch am lateinischen Text." Die lateinische Vulgata war Grundlage der vor Luther angefertigten Übersetzungen ins Deutsche. Die lateinische Vulgata konnte als Übersetzung den Originalsprachen nicht immer gerecht werden. Als Ausgangstext für weitere Übersetzungen stellte sie einen Umweg dar.

Luther übersetzte erstmals nicht mehr den lateinischen Text der Bibel, sondern ging, ganz im Sinne des Humanismus ("zurück zu den Quellen"), für das Neue Testament auf den griechischen Text zurück. Den hatte Erasmus von Rotterdam erstmals 1516/1519 in Basel zum Druck gegeben.

Dies wurde die Übersetzungs-Grundlage für das "Septembertestament". Die Übersetzung des Alten ("Ersten-") Testaments erfolgte aus der hebräischen (und aramäischen) Originalsprache und wurde erst 1534 abgeschlossen.

Gerd Scheier, Bad Honnef

Der Beitrag erwähnt, dass bereits vor Luther deutsche Bibelübersetzungen existierten. Doch es ist kaum bekannt, dass die wohl bedeutsamste fast genau 100 Jahre vor Luther im Prämonstratenserstift Tepl bei Marienbad in Westböhmen als "Codex Teplensis" erstellt worden war. Sie befindet sich jetzt meines Wissens in der Nationalbibliothek in Prag.

Übrigens wurden in das vom seligen Hroznata 1198 gegründete Stift über das Kloster Strahov die Mönche aus Steinbach in der Eifel gerufen. Und das Stift Tepl hat auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Weltkurort Marienbar in einem erstaunlichen Tempo aufgebaut (Goethe besuchte es mehrfach) und bis zum Zweiten Weltkrieg Kureinrichtungen in Marienbad betrieben. In der kommunistischen Zeit fanden die Mönche Zuflucht in Deutschland. 1990 erhielten die Mönche ihr Kloster wieder, gerade rechtzeitig zur 800-Jahr-Feier.

Walter Scharnagl, Bonn-Bad Godesberg

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