Das Völkerrecht auf beiden Seiten beachten

Zum Konflikt im Nahen Osten

Auffällig zurückhaltend wurde im Streit um den Gaza-Konflikt die wohl dringlichste Forderung gestellt: Beschieße Deinen Nachbarn nicht mit Raketen. Raketen, die schon heute eine beträchtlich vergrößerte Reichweite und Sprengkraft besitzen. Und morgen?

Bei aller Komplexität und Widersprüchlichkeit nahezu aller Konflikte im Nahen Osten scheint bei denen, die beim Thema "Gaza-Konflikt" einseitig offensiv kontra Israel argumentieren und agieren, eine Art Verdrängung von Erfahrungen aus unserer Geschichte am Werk zu sein.

Ich meine die Verdrängung der historischen Schande, dass es das Deutsche Reich war, welches mit wahllosem Raketenbeschuss seiner Nachbarn, vor allem Englands, Angst, Schrecken und Tod verbreitete und dafür mit dem Blutzoll von Millionen Toten auch in der Zivilbevölkerung zu büßen hatte, bis es "zur Vernunft" kam.

Auch hier hatten große Teile der "Zivilbevölkerung" den Krieg aktiv unterstützt. In Gaza feierten Tausende die Mörder der drei israelischen Jugendlichen als Helden, wohingegen in Israel die Mörder des jungen Palästinensers inhaftiert wurden.

Dr. Elmar Struck, Bonn

Am vergangenen Donnerstag fand in Köln eine Solidaritätskundgebung vor dem WDR-Gebäude statt. Hauptthema war die einseitige und zum Teil schlicht und einfach unwahre Berichterstattung in den Medien.

Einen Tag später lese ich im GA das Interview mit der UN-Menschenrechtskommissarin Navy Pillay. Eine der Fragen seitens des GA begann mit den Worten: "Israel reagierte auf die Ermordung dreier Jugendlicher mit Militärschlägen auf Gaza." Dies wird als Tatsache hingestellt, obwohl es nicht der Wahrheit entspricht.

Israel reagiert auf den seit Jahren andauernden Raketenbeschuss aus Gaza. Gleich nachdem die jüdischen Siedlungen im Gazastreifen aufgelöst wurden, begann die Hamas mit dem Beschuss israelischer Städte im Süden des Landes, vor allem auf Sderot. Ein Staat hat das Recht und die Pflicht, seine Bürger und Bürgerinnen zu schützen.

Dass die Hamas aus bewohnten Gebieten Raketen abschießt und Schulen als Waffenlager benutzt, wurde dann gegen Ende des Interviews wie nebenbei erwähnt. Genau diese Art von Berichterstattung zeichnet ein verzerrtes Bild der Situation und ist Wasser auf den Mühlen aller möglichen Antisemiten.

Auf der oben genannten Veranstaltung in Köln wurde die Betroffenheit und das Erschrecken über die Reaktionen in Deutschland auf den Krieg in Nahost bei den vielen jüdischen Teilnehmern und Rednern deutlich.

Ulrike Kück, Wachtberg

Die Medien informieren uns mehrmals täglich über den Konflikt in Gaza, verbunden mit dem unsäglichen Leiden der dortigen Zivilbevölkerung, insbesondere der Kinder. Parallel dazu informieren sie uns über die Demonstrationen in deutschen Städten, die gegen Israel gerichtet sind.

Es ist zur Zeit anscheinend wieder opportun, antisemitische Klischees mit der gesamten verfügbaren Klaviatur zu bedienen. Zu diesen Kundgebungen Muslimischer Demonstranten gesellen sich jetzt auch vermehrt antisemitische Schändungen und Angriffe auf jüdische Bürger.

Verwunderlich ist auch, dass die hiesigen, so friedensliebenden "Antizionisten" nichts gegen die Hisbollah, die ISIS und andere radikal-islamische Organisation hervorzubringen haben, die jeden Monat Tausende muslimischer Zivilisten massakrieren. Es geht also für viele mehr um "die Juden" und weniger um Israel, und der Moment dazu scheint günstig.

Wolfgang Kern, Bonn

Unsere Politiker werden ihrer Verantwortung für den Frieden und Einsatz für ein sich besserndes Zusammenleben der Völker nicht gerecht, wenn sie sich, Israel und die Palästinenser betreffend, permanent darauf beschränken, festzustellen, dass Israel das unbestrittene Recht zur Verteidigung hat und Deutschland vorbehaltlos an seiner Seite steht.

Einzufordern wäre, dass Israel auch gegenüber Palästinensern das Völkerrecht beachtet, diesen auch im Gazastreifen ein menschenwürdiges Leben ermöglicht und Zusicherungen einhält. Dann bedarf es unter Umständen gar keiner "Verteidigung" mehr.

Wir sollten aus unserer eigenen Geschichte gelernt haben, dass grobes Unrecht auch dann beim Namen genannt werden muss, wenn es eine befreundete Nation betrifft.

Hans-Joachim John, Meckenheim

Ist es nicht befremdlich, dass die Zahl getöteter israelischer Soldaten sehr genau genannt werden kann, in allen Medien jedoch immer nur von "getöteten Menschen" auf palästinensischer Seite gesprochen wird? Sind die israelischen Soldaten denn im Kampf gegen "unschuldige Zivilisten" umgekommen?

Oder geschieht das, weil man die Hamas-Kämpfer besser nicht erwähnt und so die Zahl der "unschuldigen Zivilisten" hochhält? Oder weil man selbst nicht weiß, wer auf palästinensischer Seite Kämpfer oder wer "unschuldiger Zivilist" ist?

Fragt niemand mal nach, woher die Hamas-Kämpfer das Geld für die Tausenden von Raketen haben, die sie auf Israel abfeuern, bis diese (wie gewünscht) auf die anhaltenden Provokationen reagieren müssen?

Oder warum der, der die Raketen möglicherweise kostenfrei liefert, nicht lieber Schulen, Straßen oder Wasserleitungen für das investierte Geld baut? Oder damit gar die Armut im Gazastreifen lindert, statt sich zurückzulehnen und sich zu freuen, dass die EU das macht und die Empörung in Europa dann (wie gewünscht) groß ist, wenn Israel diese Bauten zerstören muss, weil Waffen oder Kämpfer darin versteckt werden oder agieren?

Sind wir uns darüber im Klaren, dass wir uns den Hass gegen Israel mit wachsender Zahl muslimisch geprägter Mitbürger importiert haben und weiter importieren? Lassen wir uns anstecken?

Uwe Peters, Sankt Augustin

Erinnern wir uns: Im Jahre 1948 wurde auf palästinensischem Territorium der Staat Israel gegründet. Auf die hier ansässige Bevölkerung wurde dabei keine Rücksicht genommen. Die Palästinenser - mehr als eine Million - wurden dabei vertrieben, beziehungsweise sie flohen. Heute leben sie noch in Flüchtlingslagern.

Der hieraus entstandene Konflikt ist eine unmenschliche Tragödie. Zur Lösung fanden unzählige Konferenzen statt, ohne eine Lösung zu finden, weil man aus falscher Solidarität gegenüber Israel der Ursache nicht auf den Grund ging. Israel hält sich bis heute nicht an den Teilungsvertrag vom Jahre 1947.

Um nur einige Vorgänge zu nennen: Israelis okkupieren laufend widerrechtlich palästinensische Ländereien zum Bau von Siedlungen, besetzen Ostjerusalem. Dies alles unter dem Vorwand, 2000 Jahre altes jüdisches Gebiet zu sein.

Wohin würde das führen, wenn alle Völker sich auf diesen Anspruch berufen würden. Kein Volk kann sich diese Ungerechtigkeit gefallen lassen. Alle diplomatischen Konferenzen werden wie bisher Schall und Rauch bleiben, solange man einseitig zu Gunsten Israels handelt. Jedes Volk hat seine Existenzberechtigung, so auch die Palästinenser.

Nur eine volle Anerkennung und die Respektierung eines Staates Palästina wird Ruhe und Frieden in den Nahen Osten bringen. Ansonsten wird das Morden und Töten weitergehen.

Bernhard Grandrath, Bonn

Die israelische Armee hat das einzige Kraftwerk im Gazastreifen und damit die komplette Stromversorgung zerstört. Das bedeutet, alle humanitären Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen, Flüchtlingsunterkünfte sind auf Notstromaggregate angewiesen.

Durch die Blockade und Tunnelzerstörungen kann kein Treibstoff für diese Aggregate mehr eingeführt werden, dies wird die humanitäre Katastrophe noch potenzieren.

Die Unterstützung der Hamas durch die Bevölkerung wird weiter wachsen, und die Menschen im Gazastreifen können und werden einen Waffenstillstand ohne Öffnung der Blockade nicht akzeptieren.

Fast zwei Millionen Palästinenser leben seit 2005 in einem riesigen Freiluftgefängnis unter absolut unmenschlichen Bedingungen. Dies wurde auch seitens der EU immer wieder kritisiert, aber den Worten folgten keine Taten.

Heinz Assenmacher, Bonn

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