"Bonn braucht herausragenden Konzertsaal"

Zum Bonner Festspielhaus und zum Bericht, dass das Land NRW kein Geld für das Projekt gibt

Außen wie eine Muschel, innen wie eine Muschel: Der Entwurf für das Festspielhaus Kadawittfeld.

Außen wie eine Muschel, innen wie eine Muschel: Der Entwurf für das Festspielhaus Kadawittfeld.

Foto: Deutsche Post

Dass die Beethovenstadt Bonn einen akustisch herausragenden Konzertsaal braucht, das ist bei der Mehrzahl der Mitbürger/Innen wohl unbestritten. Wie ein potenziell neues Gebäude für überwiegend klassische Musikdarbietungen und angemessenen Nebenräumen aussehen könnte, das zeigte ganz eindrucksvoll die Ausstellung der Architektenentwürfe in der Post Tower Lounge.

Wer diese Ausstellung nicht gesehen hat und sich nur auf Bilder in den Printmedien beruft, der sollte sich mit einem mehr oder weniger emotionalen Urteil zurückhalten. Ich habe mir die Ausstellung mehrmals angesehen und begrüße die Auswahl der Auswahljury. Die meisten Punkte mir hat nach einem schwierigen Entscheidungsprozess der Entwurf von Kadawittfeld, Aachen, erhalten.

Er zeichnet sich besonders durch eine gute Eingliederung ins vorgegebene Umfeld und durch eine sorgsam gegliederte Bestuhlung aus. Die Fassadenkonstruktion dürfte allerdings in der Erstellung und dauerhaften Unterhaltung deutlich aufwendiger zu sein, als zum Beispiel die Lösung des Londoner Architekten Chipperfield.

Eberhard G. K. Gronwald, Bonn

Grandios. Einige Entscheidungen der Stadt erschließen sich mir nicht. Zuerst schlägt man die angebotenen 70 Millionen Euro der Postbank und DHL aus, dann geht man mit dem "Klingelbeutel" durch die Stadt und sucht Sponsoren, nun lehnt das Land eine finanzielle Unterstützung ab. Und nun Herr Nimptsch?

Diethard Manzer, Alfter

Was bitte muss man tun, um unentwegt falsche Argumente von bestimmten Leserbriefschreibern, die es einfach nicht begreifen wollen, zu widerlegen? Ist es denn wirklich so schwer zu verstehen, dass nicht die verschuldete Stadt Bonn plant, ein Festspielhaus zu bauen? Es engagieren sich zwei große hier ansässige Dax-Konzerne (Deutsche Post und Telekom), also Wirtschaftsunternehmen mit Weltgeltung, die sehr genau wissen, was sie tun. Und es engagiert sich nicht etwa eine immer wieder zitierte kleine und elitäre Minderheit, sondern Tausende von Bonner Bürgern, denen klar ist, welche Chance in einem solchen Projekt steckt.

Das Festspielhaus wird privatwirtschaftlich gebaut, und wenn das nötige Geldvolumen für den Bau nicht ausreicht, wird es überhaupt nicht gebaut. So einfach ist das. Ohne das Festspielhaus wird das Geld nicht etwa für andere, auch sehr nötige Dinge wie Schulen, Kitas, Straßen zur Verfügung stehen, sondern es ist schlichtweg für Bonn verloren.

Und sollte sich irgendjemand die Illusion machen, dass dann das nicht für den Neubau verwendete Geld für die Sanierung der alten Beethovenhalle oder andere Projekte zur Verfügung stünde, der irrt sich gründlich. Die veranschlagten Millionen für die Sanierung der alten Halle müssen in jedem Fall aus dem städtischen Etat kommen.

Aber wenn der neue Konzertsaal gebaut würde, müsste die bisherige Beethovenhalle sicher sehr viel weniger aufwendig renoviert werden, das heißt die Stadt könnte viele Millionen einsparen. Für die Beethovenhalle will die Stadt bisher 30 Millionen Euro ausgeben, beim Festspielhaus wäre es nur die Hälfte: Höchstens 4,4 Millionen für das baureife Grundstück und einmal zehn Millionen als Kapitalerhöhung für die Stiftung (über 20 Jahre gestreckt). Die ständige Miesmacherei in den Leserbriefspalten ist wirklich nervig - und sie entspricht nicht der Meinung der meisten Bonner: die wollen nämlich, dass es voran geht mit Bonn.

Marlies Schmidtmann, Bonn

Eine nicht vollständig gesicherte Baufinanzierung; ein Businessplan, der Besucherzahlen und Einnahmen aus dem Stiftungskapital schönrechnet; eine Betreiberstiftung, deren Finanzierung nicht steht; Aufforderungen an die Stadt, Millionen Steuergelder in Baugrundstück und Betrieb des "komplett privat finanzierten" Hauses zu pumpen - all das lässt ein Fiasko von WCCB-Format befürchten.

Denn wer soll später die Finanzierungslücken beim Betrieb der neuen Mehrzweckhalle (denn auf nichts anderes laufen die Programmideen hinaus) schließen, wenn nicht die Steuerzahler?

Doch gänzlich unbeeindruckt wird bislang in Bonn immer noch weiter auf dieses Fiasko hingearbeitet. Und weder Politik noch Stadtverwaltung haben Rückgrat genug, sich mit den Befürwortern anzulegen und sich endlich klar von dem schönen Wunschtraum zu verabschieden, bevor die ersten Millionen verbrannt sind.

Was sagt es eigentlich über die Verantwortlichen aus, wenn ausgerechnet Nike Wagner, die Leiterin des Beethovenfestes, die hochfliegenden Fantasien vom Festspielhaus auf ein realistisches Maß zurechtstutzt? Kompliment an diese mutige und kluge Frau.

Wolfgang Wagener, Bonn

Das ist eine gute Nachricht aus der Landeshauptstadt Düsseldorf, wo auch die Regierung darauf bedacht ist, den Schuldenabbau energisch voranzutreiben. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass auch die Deutsche Post ihre Finanzierung zurückzieht, wie dieses die Telekom in kluger Voraussicht bereits getan hat.

Dann kann nämlich auch die Gruppe um die Ex-EU-Kommissarin ihre Arbeit einstellen und im nächsten Jahr hoffentlich ein für dieses Amt neuer und befähigter Oberbürgermeister den Schuldenabbau solide in Angriff nehmen.

August Becker, Bonn

Einerseits teilt das Land Nordrhein-Westfalen nun mit, dass es sich nicht an der Finanzierung des Festspielhauses beteiligen wird, was auch die ebenfalls eingeplanten Bundesmittel zumindest in Frage stellt. Andererseits stellt eine dem Projekt vermutlich positiv gegenüberstehende Expertin, nämlich die Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner, sowohl die prognostizierten jährlichen Besucher wie auch die geplanten Betriebskosten als zu optimistisch kalkuliert dar.

Darüber hinaus hat sich die Legende vom "privat finanzierten" Objekt spätestens seit der prinzipiellen Millionenzusage unserer fast bankrotten Stadt für die Zurverfügungstellung des Bauplatzes - von der Beteiligung an den Betriebskosten ganz zu schweigen - in Luft aufgelöst.

Wenn die Deutsche Post dem Sohn unserer Stadt wirklich etwas Gutes tun will, möge sie ihre Finanzzusage zur ordentlichen klanglichen, optischen und baulichen Renovierung der nach ihm benannten Halle einsetzen. Dies sollte danach neun von zehn Klassikfreunden völlig ausreichen - der letzte möge halt in die Kölner Philharmonie fahren - und darüber hinaus das äußerst klamme Stadtsäckel schonen für dringendere Investitionen in Bildung, Sport und Stadtbild.

Ralf Schikora, Bonn

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