Jahresempfang der Europa-Union Die Sorgen um die Zukunft Europas überwiegen

Bonn · Zahlreiche Abgeordnete verschiedenster Parlamente konnte Bonns Bürgermeister Reinhard Limbach in Vertretung für Oberbürgermeister Ashok Sridharan beim Jahresempfang der Europa-Union begrüßen.

 Beim Europäischen Jahresempfang vereint: Axel Voss (v.l.), Alexander Graf Lambsdorff und Jochen Pöttgen.

Beim Europäischen Jahresempfang vereint: Axel Voss (v.l.), Alexander Graf Lambsdorff und Jochen Pöttgen.

Foto: Barbara Frommann

Der Gobelinsaal des Rathauses war gefüllt, denn die Besucher, darunter auch Bonns ehemaliger OB Hans Daniels, wollten die Keynote von Alexander Graf Lambsdorff, dem Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, hören. Zentrales Thema an diesem Abend sollte die Lage und die Zukunft Europas sein.

Darauf wies bereits Limbach in seinen Eröffnungsworten hin. "Einerseits 25 Jahre Vertrag von Maastricht und 60 Jahre Verträge von Rom, zwei gute Gründe, Europa zu feiern", sagte er, "andererseits schauen wir sorgenvoll in die Zukunft." Er verwies auf wichtige Wahlen, die in zahlreichen EU-Ländern anstehen.

Axel Voss, Mitglied des EU-Parlaments und Vorsitzender der Europa-Union Deutschland, bezeichnete die Lage, in der sich Europa befindet, als dramatisch. "Es ist nicht die EU, es sind die Mitgliedsstaaten, die das Projekt Europa in eine Schieflage gebracht haben", sagte er und sprach sich für eine europäische Verteidigungsgemeinschaft aus. "Die derzeitige Führungslosigkeit des Westens muss durch die EU ausgefüllt werden. Wenn nicht wir, wer dann?"

Lambsdorff kam schnell auf den Punkt. "Bonn atmet den internationalen Geist", verteilte er Komplimente an die Gastgeber. "Wir leben auf dem Kontinent in der freiesten Phase unserer Geschichte", sagte er. Um danach sofort die Krisen in der Ukraine ("Destabilisierung") und der Türkei ("kein EU-Beitrittskandidat") anzusprechen.

Zum Populismus in einigen europäischen Staaten sagte er: "Scheibchenweise stirbt die Freiheit". Dennoch ist er Optimist, dass sich Europa positiv entwickeln könne. "Ich bin Rheinländer, Liberaler und Anhänger des 1. FC Köln", gab er zu. Die EU sei für ihn so etwas wie der Kölner Dom. "Wenn der einmal fertig ist, dann ist das das Ende der Welt."

Damit entließ er die Besucher in die heiße Diskussion am kalten Buffet. Besucher André Panné, Präsident des American-German Business Clubs, sieht die Lage positiv. "Europa hat nach wie vor eine sehr gute Zukunft", sagte er ohne Wenn und Aber. (shr)

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