FDP in Rheinland-Pfalz "Das ist wie ein Gang durch die Wüste"

KOBLENZ · Vor vier Jahren ist die FDP aus dem rheinland-pfälzischen Landtag geflogen, vor zwei Jahren aus dem Bundestag. Was machen eigentlich die Liberalen an Rhein, Mosel und Nahe? Landeschef Wissing will 2016 durchstarten.

 Will die FDP im nächsten Frühjahr wieder in den Mainzer Landtag führen: Der Landesvorsitzende Volker Wissing.

Will die FDP im nächsten Frühjahr wieder in den Mainzer Landtag führen: Der Landesvorsitzende Volker Wissing.

Foto: dpa

Vor vier Jahren ist die FDP aus dem rheinland-pfälzischen Landtag geflogen, vor zwei Jahren aus dem Bundestag. Was machen eigentlich die Liberalen an Rhein, Mosel und Nahe? Wer in der Geschäftsstelle des Landesverbands in Mainz nach einem Termin mit einem Mitglied des engeren Landesvorstands fragt, kann da schon einmal die Antwort erhalten: "Das ist manchmal etwas schwierig, weil bei uns ja jetzt alle voll berufstätig sind."

Das war lange Zeit anders. Liberale wie Rainer Brüderle und Hans-Artur Bauckhage waren von Beruf (Spitzen-)Politiker und saßen in Mainz als Wirtschaftsminister und stellvertretende Regierungschefs an den Schaltstellen der Macht. Immerhin war die FDP von 1987 bis 2006 Regierungspartei - zuerst in einer Koalition mit der CDU, später mit der SPD.

Der Rauswurf aus dem Bundestag spülte nicht nur Brüderle aus dem Berliner Parlament, sondern auch Volker Wissing, den damaligen finanzpolitischen Sprecher der FDP-Fraktion. Er war 2011 Landesvorsitzender der Rheinland-Pfalz-Liberalen geworden und so etwas wie der Hoffnungsträger im Blick auf einen möglichen Wiedereinzug ins Mainzer Parlament 2016. Doch im Herbst 2013 stand auch Wissing ohne Mandat da.

"Jede Lebenssituation bietet eine Chance, und ich habe meine genutzt", sagt der 45-jährige Südpfälzer im Gespräch mit dem General-Anzeiger. An diesem Tag hat er im Kurfürstlichen Schloss in Koblenz einen Termin. Er ist eigens eine Stunde früher gekommen, damit das Gespräch zustande kommen kann. Nach dem Ausscheiden aus dem Parlament habe er eine Anwaltskanzlei gegründet und sich "den Traum von der Selbstständigkeit" erfüllt, erzählt Wissing. "Das ist im Prinzip doch das, was im Herzen eines echten Liberalen immer schlummert, nämlich die Chance, auf eigenen Beinen zu stehen", fügt er hinzu.

"Jede Lebenssituation bietet eine Chance, und ich habe meine genutzt"
Volker Wissing, FDP-Landeschef

Doch die Liebe zum Beruf geht nicht so weit, dass er sein Ziel aus den Augen verlieren würde, mit der FDP im nächsten Jahr in den Landtag zurückzukehren. Dabei seien die Erfahrungen aus der außerparlamentarischen Opposition ganz wichtig, meint er. "Das ist wie ein Gang durch die Wüste. Man muss nur davon überzeugt sein, dass man irgendwann ans Ziel kommt", sagt Wissing.

Um die Arbeit von Landtag und Landesregierung zu begleiten, hatte der Landesverband 2011 eine Arbeitsgruppe gegründet, die ähnlich wie eine Fraktion die gerade aktuellen Themen aufarbeitete. Diese sollte "die Kompetenz der Partei über diese schwierige Phase sichern", meint Wissing - auch um 2016 vorbereitet zu sein "auf die Übernahme von Verantwortung", wie er sagt.

Was ihn besonders gefreut habe, sei "das große persönliche Engagement vieler Parteifreunde", die viel Freizeit geopfert hätten. Die Parteiarbeit sei authentischer geworden. Was meint er damit? "Wir haben nicht so viele Leute um uns herum, die einen Job suchen, sondern mehr Menschen, denen es um die Sache geht und die eine bessere Politik machen wollen", betont Wissing.

Wenn es nach ihm geht, soll die FDP im nächsten Jahr durchstarten - so wie die Grünen 2011 aus der außerparlamentarischen Opposition gleich in die Regierung. Bei den Bürgerschaftswahlen in Hamburg und Bremen habe man gesehen, dass die FDP erfolgreich sein könne. Über mögliche Koalitionen will er nicht reden. Lieber spricht er über die Themen für den Wahlkampf: die frühkindliche und die berufliche Bildung, den Sanierungsbedarf der Straßen und den Ausbau der digitalen Infrastruktur. "Warum denken Gründer immer zuerst an das Silicon Valley oder an Berlin, aber nicht an Rheinland-Pfalz?", fragt Wissing.

Seine Antwort: "Hier ist die Landschaft schöner als woanders und wenn die Infrastruktur stimmt, kann man sich überall vernetzen." Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) wolle beim Breitbandausbau nur Defizite aufarbeiten. "Wir müssen aber schneller als andere sein", setzt Wissing dagegen. Apropos Dreyer: Neben ihr, der grünen Wirtschaftsministerin Eveline Lemke und CDU-Landeschefin Julia Klöckner wird Wissing im Wahlkampf wohl der einzige männliche Spitzenkandidat einer großen Partei sein. "Das ist doch eine ausgewogene Quote", meint er mehr scherzhaft.

Ihm selbst wird immer mal wieder unterstellt, zwar politisch solide, aber wenig charismatisch daher zu kommen. Wenn es um den 1. FC Kaiserslautern oder das Kochen gehe, könne er schon ein sehr emotionaler Mensch sein, doch in Politik und Berufsleben lerne man, Emotionen zurückzunehmen. "Ich gehöre zu denen, die erst denken und dann reden." Gerade in Wahlkampfzeiten sei ein kühler Kopf durchaus von Vorteil.

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