Tür 24 im GA-Adventskalender Im Bauch der Brücke - Über dem Rhein

BONN · TADADA-DAM!“ macht das Monster. Dann rauscht es eine Zeit lang, man könnte es fast Stille nennen, dann wieder: „TADADA-DAM!“ Wann immer ein Laster über die Fugen in der Fahrbahn der Nordbrücke brettert, hämmert das Stakkato auf uns nieder.

Die Laster fahren direkt über unseren Köpfen. Wir sind im Bauch der Brücke. Hinein kamen wir dank Andreas Byhahn, Betriebsdienstleiter der Autobahnmeisterei Bonn, und Straßenwärter Wolfgang Kottlarz. Sie öffnen eine Welt, in die sonst nur TÜV-Prüfer und Brücken-ingenieure kommen.

„Alle sechs Jahre Hauptprüfung, alle drei Jahre Zwischenprüfung“, sagt Kottlarz. Da geht‘s dann einmal mit dem Brückenwagen, der seitlich an einer Schiene die Brücke entlanggleitet, außen hin und zurück, und dann zu Fuß durch den 36 Meter breiten Bauch. Gelbe Kreidenotizen markieren, was den Prüfern aufgefallen ist.

Sie bleiben stehen bis zur nächsten Prüfung – hier kommt keiner und wischt sie einfach weg. Es ist eine Welt aus Stahl, Beton, Dreck und Rost. 46 Jahre hat die Nordbrücke auf dem Buckel. Im Sommer 2014 steht die Sanierung an. Die Friederich-Ebert-Brücke, wie die Nordbrücke offiziell nach dem ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik heißt, trägt mit der A565 eine der wichtigsten Zu- und Abfahrten Bonns auf ihrem Rücken.

[kein Linktext vorhanden]Die Rede ist von drei Jahren Sanierung – dass es mehr werden, glaubt jeder, dass der Stadt ein Verkehrskollaps droht, auch. Und dass der mit vorausschauender Planung abzuwenden gewesen wäre – geschenkt. Et kütt, wie et kütt, wie immer.

Die Bauarbeiten an der Bonner Nordbrücke
32 Bilder

Die Bauarbeiten an der Bonner Nordbrücke

32 Bilder

Schmale Luken, über Eisensprossen zu durchqueren, unterbrechen unseren Weg von Bonn nach Beuel und zurück. Endlos scheint sich das Bild des gefalteten Stahlteppichs unter unseren Füßen hinzuziehen, über den uns ein schmaler Eisengrat führt.

1290 Meter lang ist die Nordbrücke. Und 80 Stahlseile halten sie, verborgen hinter hellroter Außenhülle. Zweimal 40 Seile, dazwischen je ein Pylon. 55 Meter hoch. Und oben drauf Volker Lannert. Mit Spezial-Sicherheitsgeschirr wagt sich unser Fotograf durch das Innere des Pylons hindurch nach ganz oben. 25 Meter Leiter, dann nur noch Sprossen. „Am Ende“, sagt Lannert, „ist der Schacht nur noch so breit wie dein Körper.“

Mit Riesenkarabinerhaken zieht man sich Sprosse für Sprosse hoch. Dann, endlich, Licht – und unerhörte Weite. Die Stadt, ihr Fluss, ihre Berge. Und ein Kriegsschauplatz, den kaum einer kennt: Viele kleine Vögel wurden hier oben niedergestreckt von denen, die keine Karabiner brauchen, um oben zu sein: „Auf einem Pylon nisten Wanderfalken“, erzählt Byhahn. Die kleinen Vögel sind Nahrung für ihre Jungen. Sie ist rau, die Welt der Nordbrücke – innen wie oben. Und faszinierend.

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