"Chiapas" im Brühler Phantasialand 55 Millionen Liter Wasser für neue Attraktion

BRÜHL · Hinter den Kulissen: Für die neue Attraktion "Chiapas" im Brühler Phantasialand werden 55 Millionen Liter Wasser pro Stunde umgewälzt.

Der Unterschied beträgt nur ein paar Meter, aber mehr als 260 Kilogramm. Wenn die Boote der neuen Wasserbahn "Chiapas" im Phantasialand die letzte Abfahrt hinunterschießen, wirkt unten angekommen die 3,5-fache Erdbeschleunigung auf den Körper. Mit dieser g-Kraft (Gewichtskraft auf der Erde) wird jeder Fahrgast in den Sitz gepresst. Ein 80 Kilogramm schwerer Mann wiegt in diesem Moment also etwa 280 Kilo.

Schon im nächsten Moment "fliegt" das Boot über einen sogenannten Camelback, einen kleinen Hügel, auf dem man sich fast schwerelos fühlt und aus dem Sitz gehoben wird. 0,2 g: Besagter Mann wiegt nur noch gut 16 Kilo.

Während viele Besucher sich erst einmal einen Überblick verschaffen, gebannt auf das Spektakel von Auf und Ab blicken und vielleicht noch überlegen, ob sie eine Fahrt wagen sollen, schließt Stephan Feck eine Türe im "Berg" der Bahn auf. Dahinter blickt der 28-jährige Teamleiter im Wartungsdienst auf Rohre und Räder. Rauschendes Wasser und ohrenbetäubender Lärm machen ein Gespräch nahezu unmöglich. "Das ist das Herzstück mit der Hauptpumpe und dem Kompressor", wird er später sagen.

Die riesigen Wassermassen für den Betrieb von "Chiapas" befinden sich hauptsächlich in zwei Reservoirs, die auf zwei unterschiedlichen Ebenen liegen. Von dort aus wird das Wasser von Pumpen über vier Befüllpunkte in die Rinnen der Bahn befördert. Über die Abfahrten läuft das Wasser zurück in die Auffangbecken. Darüber hinaus versorgen zahlreiche Pumpen die dekorativen Wasserfälle. Filter bereiten das kühle Nass auf und befreien es von Dreck und Algen. "Wir wälzen pro Stunde 55 Millionen Liter Wasser um", sagt Feck.

Hinter zwei weiteren Türen eröffnet der Teamleiter Wartungsdienst einen unmittelbaren Blick auf zwei Prunkstücke im Innenleben der Bahn: die beiden Hochgeschwindigkeitsweichen. "Wir haben eine mit Druckluft betriebene Drehweiche und eine durch einen Riementrieb gezogene Parallel- oder Verschiebeweiche im Einsatz", so Feck. Das Besondere daran: Sie benötigen "maximal zwölf Sekunden, um ein Boot aufzunehmen, es zu verschieben, zu entladen und wieder in die Ausgangsposition zurückzukehren". Nur so sei gewährleistet, dass 29 Boote gleichzeitig in der Bahn fahren könnten.

Bislang einzigartig sind nach Angaben des Brühler Freizeitparks außerdem die drei Doppelkettenlifte, die die Boote - sonst nur von der Strömung getrieben - an den Steigungen in die Höhe ziehen. "Die Lifte fahren mit bis zu 2,5 Metern pro Sekunde.

Die Ketten kommen aus der Achterbahn-Technik und wurden erstmals in einer Wasserbahn verbaut. Deswegen können wir momentan sagen, dass wir die modernste Wasserbahn der Welt haben", erklärt Pascal Tischler von der Presseabteilung des Phantasialandes. Vor den Abfahrten gibt es zusätzlich noch Reifenantriebe, die jedes Boot ein Stück anheben, bevor es rasant in die Tiefe geht.

Erstmals in dieser Form nimmt der Park zudem im Wartebereich eine Vorsortierung vor. Es gibt je eine Schlange für drei oder mehr Fahrgäste, Duos und Einzelpersonen. "Dadurch erreichen wir eine optimale Auslastung unserer Boote", erklärt Tischler. Die Kapazität der Bahn mit ihren 29 Booten à sechs Personen liegt bei 1800 Fahrgästen pro Stunde. "Das ist fast das Doppelte der beiden alten Wildwasserbahnen zusammen", sagt Tischler. Auch, weil die Kapazitätsgrenze der Boote nie erreicht worden sei. "Da fuhren immer Baumstämme, die nicht voll besetzt waren."

Im Hafen angekommen, erwartet den Besucher eine knapp sechsminütige Fahrt über fünf Ebenen in individuell gestalteten Einbäumen mit jeweils sechs hintereinander angeordneten Sitzen. Unterwegs warten drei Abfahrten, darunter ein Rückwärtsschuss.

Der Höhepunkt ist dabei zweifellos das schon beschriebene Finale: die nach Unternehmensangaben mit 53 Grad weltweit steilste Abfahrt in einer Wildwasserbahn, an die sich der Kamelrücken anschließt. Zum Vergleich: Die ersten beiden Abfahrten haben jeweils eine Neigung von 35 Grad - und sorgen dennoch schon bei vielen Fahrgästen für Gänsehaut und den einen oder anderen spitzen Schrei.

Abgerundet wird "Chiapas", das die 2011 abgerissenen Wildwasserbahnen ersetzt, durch eine eigens komponierte Musik, die ein 65-köpfiges Philharmonie-Orchester eingespielt hat.

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