Zu Besuch auf der Ehrenburg an der Mosel Höfische Tafeley und Kurzweil

Brodenbach · Speis und Trank, die Kunst des Bogenschießens und eine Nacht in der Kemenate: Ritter und Burgfräulein laden die Besucher der Burg zu einem Abstecher ins Mittelalter ein.

 Mittelalterlich: Die Ehrenburg steht auf einem Felssporn über dem Moselort Brodenbach.

Mittelalterlich: Die Ehrenburg steht auf einem Felssporn über dem Moselort Brodenbach.

Foto: Dominik Ketz

Der Türmer sieht jeden, der sich nähert – schon lange, bevor dieser die Burgtore erreicht hat. Auch die Bewohner des Moselortes Brodenbach im Tal erfahren von der Ankunft der Gäste der Ehrenburg, so kräftig und unüberhörbar stößt er in sein Horn, um sie anzukündigen.

Die Geschichte der Burg ist von Belagerung und Streit geprägt. Die „Eltzer Fehde“ von 1331, die blutige Auseinandersetzung mit den Bürgern von Koblenz Ende des 14. Jahrhunderts, die spanische Besetzung im Dreißigjährigen Krieg und schließlich die Zerstörung 1689 durch Soldaten Ludwigs XIV. ließen den Raubrittern und Burggrafen kaum Zeit für ein sorgenfreies höfisches Leben mit allerlei Kurzweil. Das wird heute nachgeholt.

Die auf einem Felssporn in einem Seitental der Mosel im 12. Jahrhundert erbaute wehrhafte Burg ist ein gastlicher Ort und Besuchern freundlich gesinnt. Dafür sorgen Harald Peinzke und seine Mannen vom Freundeskreis der Ehrenburg. Sie weckten die lange Zeit mit Moos und Efeu bedeckte Anlage aus dem Dornröschenschlaf. Der Weg über die Steinbrücke durch das mit einem funktionierenden Fallgitter gesicherte erste Tor führt in die Vorburg.

Von Ostern bis Allerheiligen geht es in der Burg an jedem Sonn- und Feiertag sehr lebendig zu. Der Schmied facht das Feuer an, und der Töpfer bringt die Drehscheibe in Schwung. Gleich nebenan bildet sich im „Zwinger“ eine kleine Schlange von Bogenschützen, die hier ihre Treffkunst üben dürfen. Hinter einem weiteren Tor steht auf halber Höhe ein Fachwerkhaus, in dem regelmäßig Lesungen und Konzerte stattfinden.

Links vom Burgtor ist im ehemaligen Marstall der Rittersaal entstanden, in dem ein Restaurant zu höfischer Tafeley mit Gerichten nach alter Rezeptur, mit Met aus Tonkrügen sowie mit Musik, Tanz und Zeremonie nach Ritterart einlädt. In 13 zünftig eingerichteten Kemenaten des Burghotels ist für eine ruhige Nacht hinter den bis zu vier Meter dicken Mauern gesorgt.

Die Doppeltürme der Burg stammen aus dem 14. Jahrhundert. Im nördlichen dreigeschossigen Turm führt eine Treppe bis ganz nach oben zu den Zinnen und zur weiten Aussicht in den Hunsrück und ins Moselland. Im oberen Geschoss gibt es einen Gang in den südlichen Turm. Dort wird es ein bisschen gruselig, denn unter der Wächterstube liegt das zwölf Meter tiefe „Angstloch“, das einst als Kerker diente. Die Gefangenen wurden an einem Seil hinabgelassen, um ihre Strafe abzusitzen. Nicht selten traf es im Mittelalter, als Raubritter auf der Burg das Sagen hatten, auch unbescholtene Bürger. Sie mussten oft wochenlang im feuchtkalten Verlies ausharren, bis ihre Verwandten das geforderte Lösegeld beisammen hatten. Der geräumige Vorplatz der Oberburg, auf dem früher sicher Geschütze standen, fungiert bei Veranstaltungen als große Bühne. Es ist anzunehmen, dass die Kanonen über den stufenlosen Rampenturm hinaufgezogen wurden. Geschütze standen sicher auch im Turm.

Dafür spricht eine hohle Mittelsäule, über die einst der Pulverdampf abziehen konnte. Das ganze Jahr über lädt die Burg unter dem Motto „Traumzeit“ zu Musik, Gaukelei, Theater, Artistik und zum spannenden Wettstreit der Ehrenburger Ritter ein.

Info: Geöffnet Ostern bis Allerheiligen, Mo - Sa ab 10 Uhr, So ab 11 Uhr. Eintritt 3,50 Euro, Kinder 2,50 Euro; Tel. (02605)30 77; www.ehrenburg.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Saudi-Arabien im Aufbruch
Wandel an allen Ecken und Enden Saudi-Arabien im Aufbruch
Zum Thema
Aus dem Ressort