Hinter den Kulissen des Museums Koenig Eine lebendige Schlange zwischen Millionen Tierpräparaten

Bonn · Der Vize-Präsident der Alexander-Koenig-Gesellschaft Wolfgang Böhme führt die Reporter hinter die Kulissen. 95 000 Vögel sind in den Vitrinen.

Ein strenger Geruch steigt einem in die Nase, wenn man die Vogelsammlung Alexander Koenigs betritt. „Das ist das Mottenpulver, damit die von den Vögeln ferngehalten werden“, sagt Wolfgang Böhme. Der 70-jährige Professor war viele Jahre stellvertretender Museumsdirektor, heute ist er Vizepräsident der Alexander-Koenig-Gesellschaft. 95 000 Vögel umfasst die Sammlung insgesamt. Für den Besucher ist diese normalerweise nicht zu sehen. Auch viele andere Bereiche sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, heute lüftet Böhme den Vorhang und lässt die Reporter von Radio Bonn/Rhein-Sieg und General-Anzeiger hinter die Kulissen.

Schon der Zugang zur Vogelsammlung ist geschichtsträchtig. Es geht durch das alte Arbeitszimmer Alexander Koenigs, der das Museum bauen ließ. 1912 war die Grundsteinlegung. Das Büro, das durch seine bis zur Decke reichenden und prall gefüllten Bücherregale beeindruckt, wurde nicht nur von Alexander Koenig genutzt. 1949 war es für zwei Monate der Dienstsitz von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Auf Bildern ist da von den imposanten Bücherregalen nichts zu sehen. „Adenauer hatte den Raum komplett mit Vorhängen zugehängt. Ich habe keine Ahnung, ob er ein Problem mit Büchern hatte oder ob das dem Abhörschutz dienen sollte“, sagt Böhme. Einen Zeitzeugen der Gründung der Bundesrepublik gibt es auch: die große Giraffe in der Savanne. Als mit einem Festakt im Lichthof des Museums der Parlamentarische Rat eröffnet wurden, mussten die Tiere weichen. Nur die Giraffe nicht. „Sie war zu groß für den Transport und musste mit einem Vorhang verdeckt werden“, berichtet Böhme.

Durch eine kleine Holztür geht es in das neue Projekt des Museums: den Regenwald. Ende des Jahres soll er für Besucher geöffnet werden. „Der Lebensraum Regenwald soll der Leuchtturm der Ausstellung werden“, sagt Uwe Schäkel, Präsident der Alexander-Koenig-Gesellschaft. Die mehr als 600 Mitglieder unterstützen das Museum, sammeln Geld für Ausstellungen und Forschung. „Wir unterstützen Jungwissenschaftler auf Forschungsreisen oder hier im Forschungsmuseum selbst“, so Schäkel. Wichtig ist für ihn auch, junge Menschen für das Museum und die zoologische Forschung zu interessieren.

Im Erdgeschoss, abseits der Besucherwege, liegt Böhmes „Herzstück“: die Sammlung der Amphibien und Reptilien. Der Herpetologe hat sie in seiner Zeit als Leiter der Abteilung auf über 90 000 Exemplare anwachsen lassen. In Gläsern schwimmen zahlreiche Schlangen im Alkohol, in der Luft riecht es nach Schnaps. Die älteste Schlange in der Sammlung stammt aus dem Jahr 1799. „Bei Riesenschlangen haben wir das Problem, dass wir diese nicht in ein Glas mit Alkohol einlegen können. Dafür gibt es kein passendes Gefäß“, sagt Böhme. Am Geländer über den Regalen mit den Glasbehältern ist schnell zu sehen, was mit den großen Schlangen passiert. „Die häuten wir“, sagt Böhme und zeigt auf die meterlange Schlangenhaut. In einem der Gläser hat Böhme nur den Kopf eines acht Meter langen Pythons aufbewahrt. Er hat die Größe eines Handballs. Ob Tiere dieser Größe einen Menschen verschlingen können? „Wir hatten bei einer Exkursion mal einen Python mit einem dicken Bauch gefunden. Als wir den aufgeschnitten hatten, lag darin ein toter Philippine in roten Boxershorts“, gibt der 70-Jährige trocken die Antwort.

Ein Blick zur Seite zeigt dann, dass hier nicht nur tote Schlangen zu finden sind. In einem Terrarium lebt eine Vierstreifennatter. „Das ist die heilige Schlange des Asklepios, des Gottes der Heilkunst“, erklärt der Professor. Die Natter ziert in den Statuen und Nachbildungen Asklepios den Stab, den er hält. Böhme öffnet das Terrarium, nimmt die Natter heraus und lässt sie durch seine Hände gleiten. Sorge, dass Besucher der Schlange zu nahe kommen, hat er nicht. „Das ist hier eine reine Forschungsabteilung. Hier haben Besucher keinen Zutritt.“

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