Trockenfischen in Hersel Ein Sport fern von Glitsch und Glubsch

Hersel · GA-Volontär Simon Bartsch entdeckt beim Casting eine Alternative zum "klassischen" Angeln.

Der Fisch und meine Wenigkeit – bislang ein Drama in zahlreichen Akten. So richtig wollen der glubschäugige Wasserfreund und ich nicht warm werden – weder als Haustier noch frisch zubereitet in der Pfanne. Der Sinn, Fische in ein stilles Gewässer in der Eifel zu setzen, um sie nur wenige Stunden (!) später mit mäßigem Erfolg wieder an Land zu ziehen, hat sich mir bislang noch nicht erschlossen. Die Leidenschaft meiner Freunde, die Zeit mit einem Angelausflug zu verbringen, kann ich also nicht teilen – noch nicht. Denn es gibt eine Alternative: Casting. Eine Sportart, die den Protagonisten fern von Glitsch und Glubsch hält.

Beim Casting handelt es sich nicht etwa um eine abendfüllende Fernsehshow, in der pubertäre Jugendliche in den Wettkampf um den Erfolg auf den Bühnen dieser Welt treten. Vielmehr geht es um den präzisen oder möglichst weiten Wurf eines Kunststoffgewichts, das am Ende einer Angelschnur befestigt ist. Der Fachmann sagt auch „Trockenfischen“ – so wie Horst Mindt, Geschäftsführer des Fischerverein Hersel. „Früher war es so, dass man über das Casting ans Angeln gekommen ist oder über das Angeln ans Casting“, sagt Mindt.

Der Angelverein bietet seit vielen Jahren Casting als Sportart an. Dazu habe man dem Kreis sogar ein Stück Wiese abgerungen, auf dem trainiert werden könne. Doch dem Angelverein fehlt es an Nachwuchs. „Das Problem ist, dass man nicht in einem Verein sein muss, um an Angelwettbewerben teilzunehmen. Das ist beim Fußball anders. Deswegen haben wir Probleme, Nachwuchs zu rekrutieren“, sagt Mindt.

Die Sportart ist abwechslungsreich: Koordination, Schnellkraft und Ausdauer sind gefragt. Schnell lassen sich erste Erfolgserlebnisse verzeichnen. Auch für einen in die Jahre gekommenen Volontär wie mich, der im zarten Alter von 36 das erste Mal die Rute beim „Trockenfischen“ schwingen darf. Na gut, beim ersten Versuch werfe ich das Gewicht gerade einmal 75 Zentimeter weit. Das ist aber immer noch weiter als mein Kollege Marcel Dörsing (32), der das Kunststück fertigbringt, das Objekt gut zwei Meter hinter sich zu platzieren. Ein Haken hätte jetzt zu schweren Augenverletzungen führen können. Beim zweiten Versuch klappt es dann besser.

Die fortgeschrittenen Trockenfischer treten zu Wettkämpfen in neun verschiedenen Disziplinen an. Sogar Welt- und Europameisterschaften werden ausgetragen. Beim Zielwurf wird das Gewicht möglichst weit geschleudert. Auch hier halten sich die potenziellen Verletzungsgefahren in Grenzen. Beim Einholen folgt allerdings die Ernüchterung: Einen Fisch habe ich nicht gefangen, dafür ein Kleeblatt und eine Gänseblume.

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