Mit dem Köln-Bonner-Astrotreff unterwegs Dort oben leuchten die Sterne...

Bonn · Einen faszinierenden Blick nach oben hat GA-Volontär Andreas Dyck mit dem Köln-Bonner-Astrotreff gewagt: Als er den Planeten Saturn durch das Teleskop erspäht, versteht er auf einen Schlag die Begeisterung für unser Sonnensystem.

 Hobbyastronom Nico Schmidt sucht durch ein Spiegelteleskop den Himmel über Bonn nach Planeten und Sternen ab. Der Blick durch das Fernrohr lohnt: Fotografisch lässt sich der imposante Sternenhimmel leider kaum einfangen.

Hobbyastronom Nico Schmidt sucht durch ein Spiegelteleskop den Himmel über Bonn nach Planeten und Sternen ab. Der Blick durch das Fernrohr lohnt: Fotografisch lässt sich der imposante Sternenhimmel leider kaum einfangen.

Foto: Andreas Dyck

In zarten Pastelltönen zieht langsam die Dämmerung herauf. Während im schwindenden Licht die Farben am Boden verblassen, kleidet sich das Himmelsgewölbe in ein funkelndes Gewand leuchtender Sterne. Vor majestätischer Himmelskulisse haben sich auf einer Wiese hinter dem Argelander-Institut für Astronomie einige Nachtschwärmer in Stellung gebracht. Das nächtliche Treiben der Stadt entgeht der Aufmerksamkeit der sechs Mitglieder des Köln-Bonner Astrotreffs. Während nicht weit entfernt auf Bonns bekannter Flaniermeile an der Clemens-August-Straße andere Nachtgänger von Bar zu Bar schlendern, erwarten die Sternengucker mit Spannung den Aufgang von Venus, Jupiter und Saturn am Bonner Nachthimmel.

Bereits in der Dämmerung zeigen sich am Firmament erste helle Punkte. Auf einen davon hat Nico Schmidt sein Teleskop gerichtet. Zu sehen ist jedoch kein Stern, sondern die sich klar abzeichnende Sichel der Venus. „Es gibt für mich nichts Faszinierenderes als den Blick nach oben”, sagt der Hobbyastronom, während er mit seinem wuchtigen Spiegelteleskop der Laufbahn des Planeten folgt. Wie die meisten der rund 40 Mitglieder des Astrotreffs nutzt er jede sternenklare Nacht zur Beobachtung. „Wir sind Zeitreisende”, sagt Nico. Der Blick in den Himmel sei ein Blick in die Vergangenheit. „Ich kann spüren, wie Licht, dass Milliarden von Jahren gereist ist, auf meine Pupille fällt”, so der 35-Jährige.

Das Licht der bis zu 700 Grad heißen Venus braucht nicht ganz so lange, um zur Erde zu gelangen. Doch nur drei Finger breit rechts von ihr entfernt taucht bereits gelborange schimmernd Jupiter in Malte Tewes Teleskop auf. Vier von 67 Monden des größten Planeten im Sonnensystem sind zu sehen, die in rund 778 Millionen Kilometern Entfernung um den Gasriesen tanzen. Malte ist Astrophysiker am Institut für Astronomie. Seine Arbeit findet zumeist hinter Computerbildschirmen statt. Dort arbeitet er an einer Kartierung, die zeigen soll, wie sich dunkle Materie im Universum verteilt. Nur wenige Astrophysiker teilen laut Nico die Leidenschaft der Hobbyastronomen. „Viele von uns hat zuerst die Astronomie fasziniert”, sagt Malte. „Heute versuchen wir, die Physik der Himmelskörper zu verstehen.”

„Der Anblick von Milliarden von Sternen lässt im Alltag vieles leichter erscheinen”

Während einzelne Partygänger neugierig herüberschauen, sucht Christian Hüben nach Saturn. Um das Teleskop richtig auszurichten, nutzt der 31-Jährige einen Kompass und eine spezielle App auf seinem Smartphone. Sterne erscheinen im Teleskop recht unspektakulär als funkelnde Lichtflecken. Auf Planeten lassen sich hingegen bereits Strukturen, Farben und typische Formen ausmachen. Für Christian war der Saturn ein astronomisches Aha-Erlebnis. Fassungslos habe er als Schüler auf den Planeten und seine markanten Ringe gestarrt. Damit fing die Leidenschaft für den Kosmos an. „Der Anblick von Milliarden von Sternen lässt im Alltag vieles leichter erscheinen”, sagt er. Regelmäßig veranstaltet der Astrotreff öffentliche Beobachtungen, etwa an der Poppelsdorfer Allee. Dort hat Christian schon eine 75-Jährige erlebt, die sich mit Tränen in den Augen für ihren ersten Blick ins All bedankte. „Ich will gar nicht, dass die Leute so verrückt werden wie ich”, sagt Christian. „Aber man muss das einmal im Leben gesehen haben, finde ich.”