Kopieren und einfügen: Plagiate haben Konsequenzen

"Plagiate kommen immer wieder vor", berichtet die Sprachwissenschaftlerin Professor Marion Gymnich. Die Studiendekanin an der Philosophischen Fakultät der Uni Bonn war nach eigenem Bekunden selbst schon mit abgekupferten Texten konfrontiert.

Bonn. Die Welt ist durch das www scheinbar einfacher geworden und bunter. Mühten sich früher Examenskandidaten in Bibliotheken ab, wissenschaftliche Quellen für ihre Arbeiten zusammenzutragen, ist heute im Internet zu praktisch jedem Thema etwas zu finden - und noch dazu in Farbe.

Doch damit steigt auch die Gefahr von Plagiaten. Mit der Tastenkombination "kopieren und einfügen" lässt sich mühelos fremdes geistiges Eigentum in die eigene Arbeit transferieren. Statt eines durch eigene Hirnleistung erzeugten Produkts entsteht ein Patchwork aus Textbausteinen.

"Plagiate kommen immer wieder vor", berichtet die Sprachwissenschaftlerin Professor Marion Gymnich. Die Studiendekanin an der Philosophischen Fakultät der Uni Bonn war nach eigenem Bekunden selbst schon mit abgekupferten Texten konfrontiert. Da das Verfassen von Texten in den geisteswissenschaftlichen Fächern sehr im Vordergrund steht, liege der Gedanke nahe, dass hin und wieder fremde Texte einfach kopiert werden, sagt Gymnich.

Allerdings regeln die Prüfungsordnungen klar die Konsequenzen: "Bei einem Täuschungsversuch wird die Arbeit als “Nicht bestanden„ gewertet", so die Studiendekanin. "Bei schwerer oder wiederholter Täuschung droht sogar die Exmatrikulation." Plagiate fliegen leichter auf, als Studierende denken. "Sie sind etwa an stilistischen Brüchen zu erkennen: Wenn plötzlich Niveau und Formulierungen des Textes wechseln, ist dies häufig ein Hinweis darauf, dass die Passage einfach abgekupfert wurde", sagt die Anglistin.

Einige Professoren in der Philosophischen Fakultät machten systematisch Stichproben, meist werde jedoch bei Auffälligkeiten nachgeprüft. "Dabei genügt es oft, den entsprechenden Satz zu googeln und sich die Trefferliste genauer anzusehen", sagt Gymnich.

Allerdings kommt es auch zum Abkupfern aus gedruckten Werken. "Doch auch das fällt auf, weil die Dozenten über die Literatur einen sehr guten Überblick haben." Alle Studierenden an der Philosophischen Fakultät würden auf korrektes Zitieren und die Konsequenzen von Plagiaten hingewiesen.

Der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Bonner Uni seien keine Fälle von Plagiaten zur Kenntnis gekommen, berichtet Studiendekan Professor Klaus Mohr. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass in experimentellen Fächern mit Hilfe von Versuchen im Labor neue Fragestellungen bearbeitet würden und somit ein Abschreiben mangels Vorlage kaum in Frage komme.

"Hier besteht eher die Gefahr von Mogelei und Fälschung in der Erhebung, Dokumentation oder Präsentation von Versuchsergebnissen", erläutert der Pharmazeut. Computerprogramme zur Plagiatsuche kämen an der Fakultät zum Einsatz.

Allerdings sei es wichtig, in der Ausbildung von Studierenden darauf hinzuweisen, dass solche Elemente, die nicht dem eigenen Denken und Tun entsprungen sind, durch eine Quellenangaben kenntlich gemacht werden, sagt Mohr. Das Internet erlaube das einfache Herunterladen von Texten und Abbildungen und verleite dazu, den Respekt vor der geistigen Leistung anderer zu verlieren.

"Plagiate sind ein ganz zentraler Punkt, da Wissenschaft von der Wahrheit und Richtigkeit lebt", sagt Professor Thomas E. Schläpfer, Studiendekan der Medizinischen Fakultät der Uni Bonn. In klinischen Studien komme noch hinzu, dass bei ungeprüft übernommenen Angaben auch noch die Behandlung von Patienten betroffen ist. "Deshalb werden Plagiate - falls sie entdeckt werden - streng geahndet.

Bisher gibt es keine verlässlichen Zahlen zu Plagiaten unter den von Studenten eingereichten Arbeiten. Häufig mangelt es auch am Unrechtsbewusstsein der Studierenden. Der Deutsche Hochschulverband (DHV) geht von einer steigenden Tendenz aus. "Die hohe Zahl der von Professoren zu korrigierenden schriftlichen Arbeiten von Studierenden macht die Entdeckung von Plagiaten mit herkömmlichen Mitteln nahezu unmöglich", schreibt der DHV in einer Resolution zur "guten wissenschaftlichen Praxis".

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