Eurovision Song Contest NDR prüft Plagiats-Vorwürfe gegen Cascada

BONN · Laut einem Medienbericht soll die Bonner Band Cascade den Gewinnersong vom ESC-Vorentscheid abgekupfert haben. Das Management von Frontfrau Natalie Horler weist das auf GA-Anfrage zurück. Der NDR will den Plagiats-Vorwurf nun mit einem eigenen Gutachten prüfen.

Die Überraschung, die Begeisterung waren am Donnerstagabend riesengroß: Eine Bonnerin singt am 18. Mai beim Eurovision Song Contest (ESC) in Malmö für Deutschland, mit ihrem Titel "Glorious" schlugen Natalie Horler und ihre Band Cascada ursprünglich höher bewertete Mitbewerber wie die bayerische Ska-Punk-Blasmusik Combo La BrassBanda überraschend - durch das Votum der Jury im ziemlich komplizierten Abstimmungsverfahren.

Doch auf den Triumph fallen Plagiats-Schatten. Eine Phonetikerin wirft Horler und Cascada vor, "Glorious" gleiche dem Siegertitel "Euphoria" der Schwedin Loreen des Vorjahres. "'Glorious' wirkt wie eine Kopie von 'Euphoria' mit kleinen, raffinierten stilistischen Änderungen", sagt die Kieler Sprachwissenschaftlerin Tina John. Für die "Bild am Sonntag" unterzog die Expertin der Kieler Christian-Albrechts-Universität beide Titel einem Vergleichstest per Sprachanalyse-Programm.

Mit einem nach Urteil Johns eindeutigen Ergebnis: Der Aufbau der Beats, die Gesangsdynamik und die Pausensetzung stimmten in weiten Teilen überein, sagte sie der "Bild am Sonntag". "Am Anfang ist der Gesang absolut identisch, der Refrain benutzt die gleiche Akzentuierung, der Schluss gipfelt in einer identischen Kombination. Die Sängerinnen benutzen sogar die gleiche Atemstilistik", erklärt John in der Zeitung. Plagiatsvorwürfe waren bereits unmittelbar nach dem Sieg von Cascada bei der ESC-Vorentscheidung aufgekommen.

[kein Linktext vorhanden]Auf der ARD-Facebook-Seite schrieb Peter S.: "Ein derart offensichtliches Plagiat ist einfach nur peinlich. Eine Schande für den Veranstalter, dass der Beitrag überhaupt zugelassen wurde." Und Malmöbert V. postete bei Twitter: "So brutal peinlich, mit dem Siegersong letzten Jahres, rückwärts gespielt, in Malmö aufzutauchen." Selbst auf Cascadas eigener Facebook-Seite melden sich die Kritiker zu Wort: "Peinlich, dass diese Nummer dem Vorjahresgewinner 'Euphoria' einfach zu ähnlich ist. Billiger geht es nicht...", schreibt David Lester.

Noch am Abend des Vorentscheid-Sieges hatte sich Frontfrau Natalie Horler gegen die Vorwürfe verteidigt. "Das sind zwei unterschiedliche Lieder", meinte sie zu dem Vergleich zwischen "Glorious" und "Euphoria".

Horlers Management wies am Sonntag auf GA-Anfrage pauschal alle Vorwürfe zurück. Die ARD will den Kritikern nun ihrerseits mit Expertenhilfe den Wind aus den Segeln nehmen: "Der NDR hat bereits am Sonnabend (16. Februar) ein musikwissenschaftliches Gutachten in Auftrag gegeben, über dessen Ergebnisse wir informieren, sobald es uns vorliegt", erklärte Thomas Schreiber, der für den ESC zuständige ARD-Koordinator Unterhaltung.

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