Sechs Monate in Motueka, Neuseeland

Motueka · Ich habe knapp 6 Monate in Motueka, New Zealand verbracht. Angefangen in Neuseeland hat alles damit, dass ich am 6. Juli in Auckland am International Terminal angekommen bin

Es war zwar Sommer in Deutschland, das bedeutet aber, dassWinter in Neuseeland ist, aber kein Problem, die Sonne schien und es war um die5 Grad warm, also T-Shirt Wetter für Kiwis(wie sich die Neuseeländer selbernennen).

Am Flughafen war sehr auffällig, dass alle Kiwis ein wenigsportlicher sind, vor allem die Maoris, die Ureinwohner, können mit ihrem 2x2Meter Körpern doch einen respekteinflößenden Eindruck machen.

Na ja, nachdem ich ein paar Stunden am Flughafen gewartethatte und schon die ersten Unterschiede zu erkennen waren, ging dann auch der Flugnach Nelson weiter.

Am Abend in Nelson angekommen, standen dann auch schon allevor mir, meine Gasteltern, die international Dean Judy, die Homestay ManagerinRose. Alle redeten auf einmal auf mich ein „Was wollt ihr jetzt alle von mir?!“Nach einem Foto mit meinen Gasteltern war mein Koffer dann auch da, und kurzeZeit später saß ich auch schon im Auto auf dem Weg nach Motueka. Im Auto wurden dann alle üblichen Fragen gestellt und dieFahrt kam mir wie eine Ewigkeit vor.

Nach gefühlten 2 Stunden, im neuen Zuhause-auf-Zeitangekommen, wurde ich erst mal von zwei Hunden angesprungen. Glücklicherweise war das Essen schon fertig und nach 3Flügen ans Ende der Welt wollte ich nur noch eins: Schlafen!! Also warf ich den Koffer vom Bett und das Nächste an das ichmich erinnere, war, dass ich auf die Uhr geschaut habe und es war bereits 11.00Uhrmorgens.

Jetzt war ich also alleine und 16.000km von Deutschlandentfernt. Ich habe die Gardinen geöffnet und „Wo bin ich denn hier gelandet?!“ Nur Felder. Eine Kuh gaffte mich von draußen aus an. Etwas Ordentliches angezogen und durchs Haus gegangen. Leer.

„Sind wohl einkaufen gefahren oder was?“, dachte ich.

Nachdem ich mir Schuhe angezogen hatte, öffnete ich die Türund was sah ich? Eine große Farm...“Alter“. Es sah aus wie bei RTL „Bauer suchtFrau.“

Ein Hund kam auf mich zu gerannt und verscheuchte die Hühner,die auf der Wiese rumliefen. Meine Gastmutter war im Gewächshaus, sie schaute mich an undkam auf mich zu „did you have a good sleep?“ Und ich fragte mich immer noch, obdas nur ein Traum ist. Sie zeigte mir das Haus und bot mir zu trinken an. Ein wenig später, gingen wir wieder raus, und ich bin einbisschen rumgelaufen.

Es wurde immer lauter, mein Gastvater Rob war dabei, Holzmit der Kettensäge zu bearbeiten und ich ging zu ihm. Er guckte mich an, machte die Säge aus und meinte „Hey Bud,how are you? You slept for ages!“. „Na ja, Ansichtssache“, dachte ich. „Bis 11Uhr mittags ist es doch normal am Wochenende zu schlafen, oder nicht?“

Er verschwand kurz, sollte ich jetzt mitgehen?! Na ja, bliebich einfach mal stehen und wartete ab. Nach einer Minute kam er mit einerSchutzbrille und Ohrenschützern wieder, gab mir die Motorsäge in die Hand underklärte mir wie sie funktioniert. Na ja, ich hatte nur die Hälfte verstanden So schnell wie erredete und der neuseeländische Akzent, wo das Ende immer abgeschnitten wird hatdas Ganze auch nicht einfacher gemacht. „Aber es kann ja nicht so schwer sein“dachte ich.

Also Säge an und einfach mal loslegen. Soweit so gut, dannkam noch ein Sicherheitshinweis, wovon ich auch nur die Hälfte verstandenhatte, also machte ich einfach mal genauso weiter. Schien auch so zu klappen. Am Abend wurde dann der Fernseher eingeschaltet und Rugbygeschaut. Dazu sollte man wissen, dass Rugby in Neuseeland wie eine Religionbetrachtet wird. Die Nationalmannschaft, die All Blacks, sind richtigeVolkshelden und Halbgötter.

Da fiel meinem Gastvater ein, dass am nächstem Tag dasTraining der Schulmannschaft in Rugby stattfindet und er fragte mich, ob ichnicht hingehen möchte. „Wieso nicht“ dachte ich, es sah zwar im Fernsehen einbisschen hart aus, wenn man nur an Fußball im deutschen Fernsehen gewöhnt war,aber was hatte ich denn zu verlieren...

So fuhr mich mein Gastvater am nächsten Tag zum Training. Es waren nochSchulferien, also kannte ich noch niemandem, aber der Trainer gab mir einenMundschutz und meinte „get into it“. Der Mundschutz war sowieso sinnlos, da manihn zuhause noch anpassen musste. But „never mind“.

Sie hatten sich gerade aufgewärmt. Ich wusste noch so gutwie nichts über Rugby, deswegen fanden sie es lustig mir mal den Ball zu gebenund ich sollte den Kick-off machen. Das erste Training war noch ziemlicheinfach gehalten, aber es wurde mit jedem Training schwieriger. Trainiert wurdezweimal die Woche und jeden Samstag war ein Spiel gegen eine der umliegendenMannschaften.

Mir wurde die Position Lock bzw. Prop zugeteilt.

Nach dem Training kam mein Gastvater mich dann abholen, daes zu Fuß oder Fahrrad zu weit gewesen wäre. Da er Polizist ist und von derArbeit kam, war er immer noch in Uniform und mit dem Polizei-Auto unterwegs.Anfangs wurde ich zwar immer komisch angeschaut, als ob ich verhaftet werdenwürde, jedoch hat sich das dann auch mit der Zeit gegeben.

2 Tage später mussten alle Austauschschüler in die Schule,um die Schuluniform zu bekommen und die Fächer zu wählen. Internationale habenkeine festen Klassen, sondern man switched immer zwischen den Klassen hin undher, je nachdem welches Fach man gewählt hat.

Dann kam der erste Schultag. Nachdem ich aufgestanden war, zogich mit vollem Enthusiasmus die Schuluniform an und nach dem Frühstück wurdeich dann mit dem Polizeiauto vor die Schule gefahren. Der Unterricht in der Motueka High School beginnt um 9 Uhr,jedoch ist jeden Tag eine viertel Stunde vor dem eigentlichen UnterrichtForm-Class. Da werden einem dann so Sachen erzählt wie z.B. besondere Eventsoder was so in der Schule abgeht.

Ich hatte das Glück, schon Einige vom Rugby zu kennen, soist es mir am Anfang leichter gefallen. Um 13:30 beginnt eine 50 Minuten langePause „Lunch Time“, in der man dann Rugby mit seinen Freuden spielt.

Nachdem sich einer die Schulter gebrochen hatte, wurde esuns verboten weiter zu spielen, aber Neuseeländer würden nie aufhören Rugby zuspielen. So haben wir uns einfach einen neuen Platz zum Spielen gesucht und dasSpiel kurz unterbrochen wenn ein Lehrer kam. Im Schulbus nach Hause hatte ichkurz nachgedacht.

Ich fühlte mich total auf den Kopf geworfen, so als wennich alles neu lernen müsste, da auf dem Land andere Sachen viel wichtiger sindals in der Stadt.

In der Stadt zum Beispiel sind theoretische Fähigkeitenwichtig, wie Mathe, eine Fremdsprache zu sprechen usw. jedoch braucht man aufdem Land mehr praktische Skills, wie z.B. ein Quad fahren zu können, zu wissenwie man jagt, oder wie man alles Rund um die Farm intakt hält undLandwirtschaft betreibt.

Ansonsten hatten wir mit unserem Rugby-Team das Finaleerreicht gegen Takaka. Es war ein sehr knappes Spiel und 1 Try wurde mit einemanderem ausgeglichen, jedoch gingen wir letztendlich als Sieger hervor.

Im Oktober stand ein Haka-Powhiri an, an dem ich teilnahm.Es war ein großes Event, und ich war der Einzige Internationale, und auch der einzigeWeiße, der teilgenommen hatte. Aber wenn man in einer Menge von rund 100 Maorissteht, und alle um einem herum rumschreien und wilde Bewegungen machen, mussman doch die Gelegenheit nutzen und mitmachen. Zuerst war ich verwundert, da soein Powhiri zur Begrüßung vorgeführt wird, jedoch brüllen alle herum und machenKriegsbewegungen.

Dann hatte ich mal gewagt zu fragen, warum sie das machen: Alsdie Maoris früher neue Leute gesichtet hatten, wussten sie nicht ob es sich umeinen Freund oder Feind hielt, so wurde dieser Kriegstanz aufgeführt, deraussagt, dass sie willkommen sind, solange sie nach den Regeln der Gastgeberspielen, und wenn sie sich nicht dran halten, wurden sie schlicht und einfach getötet.

Erleuchtet hatte ich dann versucht die Wörter auswendig zulernen, da alles in Te Reo Maori (die Sprache der Maori) war und ich so keinWort verstanden hatte. Ansonsten bin ich von dem gewöhnten Stadt-Leben in eintotales Land-Leben reingerutscht mit Kühen, Schafen, Hühnern usw. wo immer etwasauf der Farm zu tun war.

Nichtsdestotrotz war es eine sehr lehrreiche, spannende undvor allem spaßige Erfahrung, die ich nur jedem empfehlen kann. Ich habe sehrviel Neues gelernt, unter anderem die neuseeländische Lässigkeit undLeichtigkeit des Lebens, wo man sich nicht über alles Gedanken macht, was imLeben noch passieren könnte, sondern einfach sein Leben lebt, nimmt was manbekommt und man einfach freundlich und offen zu einander ist.

Dafür möchte ich vor allem meinem Vater danken, der mir dasalles ermöglicht hat, meine Mutter, die mich besuchen kam und meinen Großelterndie mich dabei immer unterstützt haben, meine Gasteltern, die sich ein halbesJahr um mich gekümmert haben, und mir viel neues beigebracht haben undnatürlich auch Southern Cross, die mich letztendlich in dieses Paradiesgeschickt haben. Es war nicht das letzte Mal. Danke!

BennetBorgiel, Motueka High School, Neuseeland

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort