Nach der Bundestagswahl in Bonn Kandidaten können sich auf die Hochburgen verlassen

BONN · Ulrich Kelber (SPD) punktete im Bonner Norden, Claudia Lücking-Michel (CDU) in Bad Godesberg und Hardtberg. Obwohl die Wahlbeteiligung bei 77,3 Prozent lag, war es die drittschlechteste überhaupt. Nach der Bundestagswahl hier eine Analyse.

Kaum jemand hat diesmal nach der Bundestagswahl über die Wahlbeteiligung gemeckert. 77,3 Prozent der Bürger, die in Bonn zur Wahl gingen, hört sich gut an. Das sind mehr als vor vier Jahren (76,4 Prozent), aber immer noch wenig, zieht man alle 56 Wahlen seit 1949 als Maßstab heran.

"Das ist die drittschlechteste Wahlbeteiligung überhaupt in Bonn", klärte am Montag Klaus Kosack, der frühere Chefstatistiker der Stadt, für den GA auf. Dennoch ein Lob für die Wähler: Bonn hatte die fünfthöchste Wahlbeteiligung in NRW; das höchste Ergebnis hatte Münster (79,1 %) und das niedrigste Duisburg (63,6 %).

Ähnliches gilt für die Ergebnisse der (heute vielfältigeren) Parteienlandschaft: Für die Bonner CDU bedeutet das Ergebnis bei den Zweitstimmen lediglich Platz 50 bei allen 56 Wahlen seit 1949, für die FDP Platz 47 und für die SPD in der Bundesstadt auch nur Platz 41. Bäume ausgerissen hat in Bonn also eigentlich keine Partei.

Erst im Nachhinein wurde auch klar: "Jede siebte Stimme war verschenkt", bewertet Kosack und bezieht das auf alle diejenigen Wähler (16 Prozent), die mit ihrer Zweitstimme FDP, AfD, Piraten und sonstige Parteien gewählt haben. Also alle diejenigen, die letztlich nicht in den Bundestag einziehen werden.

Wer die Wahl von Ulrich Kelber (SPD) in Bonn als knapp bezeichnet, weil dieser sich am Wahlabend ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit Claudia Lücking-Michel (CDU) lieferte und am Ende nur 1174 Stimmen Vorsprung hatte, ist am Wahlabend bestimmt nicht in Essen-Süd gewesen: Dort gewann CDU-Kandidat Matthias Hauer mit drei Stimmen Vorsprung, im Märkischen Kreis reichten 54 Stimmen Vorsprung der SPD-Kandidatin Dagmar Freitag zum Einzug ins Parlament. Den sattesten Vorsprung hatte wiederum ein CDU-Mann: In Paderborn machte Carsten Linnemann einen Durchmarsch mit 62.500 Stimmen Vorsprung - das ist einsamer Rekord.

Bei der Wahl in Bonn zeigte sich wieder einmal Bekanntes: Im Stadtbezirk Bonn und insbesondere dem Bonner Norden ist die SPD stark, während die CDU ihre Hochburgen in Bad Godesberg und Hardtberg hat. So erreichte Kelber seine vier Werte über der 50-Prozent-Grenze in den Stimmbezirken Neu Tannenbusch (54,3 %), Posener Weg (53,4), Düne Tannenbusch (50,7 %) und Waldenburger Ring (50,7 %).

Und das, obwohl genau dort (Neu-Tannenbusch-Mitte) mit 36,9 Prozent die schlechteste Wahlbeteiligung in Bonn verzeichnet wurde. Die meisten Wähler gingen dagegen in Ippendorf-Südost zur Urne (89,4 %), eben dort, wo Kelber mit 31,4 Prozent schwach abschnitt. Auch in der Nachbarschaft war für ihn nicht viel zu holen, so fuhr er in Röttgen-Süd mit 29,3 Prozent sein schlechtestes Ergebnis ein.

Dementsprechend konnte Lücking-Michel in den bewährten CDU-Hochburgen punkten: Ihr bestes Ergebnis lag in Ückesdorf-Ost bei 51,6 Prozent, dahinter Schweinheim (50,7 %), Ippendorf-Südost und Muffendorf-Süd (je 48,7 %) sowie Lannesdorf-Ost (47,8 %). In den Stimmbezirken, wo es für sie nicht gut lief, fielen die Ergebnisse niedriger aus als bei Kelber. So erreichte Lücking-Michel ihre Tiefstwerte in der Heerstraße (18,5 %), im Ellerviertel (20,1 %) und in der Adolfstraße (20,5 %). Aber auch in der Reutersiedlung (21,8 %) war für sie nichts zu holen.

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