Bonner Dienstleister Wetteronline Wetter aus Bonn für Deutschland

BONN · Schon als Student versuchte Joachim Klaßen, mit ein paar Kommilitonen aus Wetterprognosen Geld zu machen. Der Meteorologe verkaufte an Bonner Gaststätten die Wettervorhersage für das Wochenende, damit die besser planen konnten.

Donnerstags wurde der Wetterbericht für Bonn an die Wirte mit der Schreibmaschine geschrieben und dann per Fax versendet, erinnert er sich. Richtig los ging es aber 1996, als er "Wetteronline" gründete - Wetter für das Internet war damals eine innovative Idee.

Damals hatte die Telekom gerade eine grafische Oberfläche für den Bildschirmtext (BTX) eingeführt und Anbieter, die den Standard erfüllten, durften ihre Inhalte kostenlos einstellen. Also programmierte Klaßen seine Wetterseite, während er gleichzeitig an seiner Doktorarbeit schrieb. Als die Seite fertig war, konnten Nutzer für 20 Pfennig sehen, wie das Wetter aktuell auf Mallorca, in Rom und München ist. Das Angebot wurde genutzt. Aber damals war ihm schon klar, dass der BTX-Dienst eine Sackgasse ist und die Zukunft dem Internet gehört - und Wetteronline war einer der ersten.

Einer der führenden Wetteranbieter Deutschlands

Seither hat sich das Unternehmen enorm entwickelt. Heute beschäftigt der Bonner Wetter-Dienstleister Wetteronline rund 65 Menschen und ist einer der führenden Wetteranbieter Deutschlands. Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern berechnet Wetteronline seine Wetterprognosen selbst. "Wir haben die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktion der Daten über die Verbreitung und Vermarktung in unserem Haus", sagt Klaßen. Die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg hat Wetteronline jüngst mit dem "Ludwig" als bestes mittelständisches Unternehmen der Region ausgezeichnet.

Dass Wetteronline erfolgreich ist, belegen einerseits 300 Millionen Klicks der Internetseite und 200 Aufrufe der Smartphone-App, andererseits Testberichte, bei denen Wetteronline regelmäßig auf den vorderen Plätzen landet. Die Klicks im Internet sind die Währung der Anbieter: Je mehr Klicks eine Seite hat, desto höher sind die Werbeeinnahmen.

Dienst sitzt seit letztem Jahr in Graurheindorf

Zum anderen verdient "Wetteronline" sein Geld über den Verkauf kostenpflichtiger Internetzugänge und Apps, die dann mehr Inhalt bieten und werbefrei sind. Drittes Geschäftsfeld ist der Verkauf der Wetterprognosen an gewerbliche Kunden, die sie beispielsweise in ihre Internetseite einbinden. Zu Umsatzzahlen wollte sich Klaßen nicht äußern. Das Unternehmen arbeitet aber profitabel. 2013 blieben laut der veröffentlichten Bilanz gut 824.000 Euro Jahresüberschuss nach knapp 659.000 Euro im Vorjahr.

Der gebürtige Niederrheiner, der zum Studium nach Bonn kam, blieb der Bundesstadt immer treu. Während die BTX-Seite am heimischen Wohnzimmertisch programmiert wurde, war das erste Büro an der Ecke Graurheindorfer Straße/Kaiser-Karl-Ring. Nach mehreren Umzügen hat der Bonner Wetterdienst im vergangenen Jahr das "Klimahaus" an der Karl-Legien-Straße in Graurheindorf bezogen.

Das Thema Ausbildung ist für ein junges, wachsendes Unternehmen wichtig. Deshalb kooperiert Wetteronline mit Schulen in Bonn und der Region. Außerdem bindet der Bonner Wetterdienst Studenten durch die Möglichkeit, im Unternehmen ein duales Studium zu absolvieren. Hierfür arbeitet Wetteronline mit drei Hochschulen zusammen. Zurzeit arbeiten fünf Nachwuchskräfte in dem Bonner Unternehmen und absolvieren gleichzeitig ihr Studium der Wirtschaftsinformatik. Die sieben, die das Studium bereits abgeschlossen haben, hat Wetteronline übernommen. Drei weitere Studenten, die in Köln Medieninformatik studieren, machen bei dem Wetterdienst ein Praktikum und schreiben ihre Bachelor- oder Masterarbeit.

Zur Person

Joachim Klaßen gründete 1996 das Bonner Unternehmen Wetteronline, das heute einer der erfolgreichsten Wetterdienste in Deutschland ist. Er wurde 1963 in Emmerich am Niederrhein geboren und kam zum Studium nach Bonn. Das Studium der Meteorologie schloss er 1995 mit der Promotion ab. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie im Bonner Norden.

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