TV-Gründershow Wirsingchips und Toilettenparfum für die "Löwen"

BONN/KÖLN · Die zweite Staffel der Gründershow "Die Höhle der Löwen" ist gestartet. In de ersten Folge investiert der Bonner Juror Frank Thelen in seine Skater-Passion, das Kölner Start-Up „Thronjuwel“ geht leer aus.

 Die Investoren Vural Öger (l.-r.), Judith Williams, Frank Thelen, Lencke Wischhusen und Jochen Schweizer.

Die Investoren Vural Öger (l.-r.), Judith Williams, Frank Thelen, Lencke Wischhusen und Jochen Schweizer.

Foto: Boris Breuer/VOX

„Löwen“, die begeistert auf Chips aus gedörrtem Wirsing kauen, sieht man nicht alle Tage. Auch nicht, dass sie auf einem Skateboard kleine Rampen bezwingen.

Zum Auftakt der zweiten Staffel "Die Höhle der Löwen" am Dienstagabend taten die fünf „Löwen“, also die Investoren in der Jury, aber genau das. Fünf Start-Ups traten Reiseveranstalter Vural Öger, Homeshopping-Queen Judith Williams, Lencke Steiner, Bundesvorsitzende des Verbands "Die jungen Unternehmer", Ex-Stuntman Jochen Schweizer und dem Bonner Investor Frank Thelen, mit ihren teils ziemlich ausgefallenen Geschäftsideen entgegen.

Viel Zeit sie zu präsentieren hatten sie nicht, denn die "Löwen" ließen mit ihren Fragen und Kommentaren nicht lange auf sich warten. Sind sie überzeugt, geben sie den Gründern Kapital und erhalten im Gegenzug Firmenanteile.

Klingt in der Theorie einfach, ähnelt aber in der Praxis der Feilscherei auf einem Markt. Investoren und Gründer warfen sechsstellige Geldsummen und zweistellige Anteilsbeträge untereinander wie einen Ball hin und her, bis ein Deal abgeschlossen war – oder eben nicht.

"Thronjuwel" kann nicht überzeugen

Das Kölner Start-Up "Thronjuwel" konnte die Jury nicht von ihrem Toilettenparfum, das schlechte Gerüche beim Toilettengang verhindern soll, überzeugen. Judith Williams war das Produkt „emotional zu unangenehm aufgeladen“, Jochen Schweizer war nicht interessiert, weil er zur Geruchsbekämpfung einfach das Fenster öffnen würde.

Schweizer luchste mit seinem Angebot im letzten Moment noch dem Trio aus Vural Öger, Judith Williams und Frank Thelen den Deal mit "Heimatgut", einem Wirsingchips produzierendem Start-Up, ab. Der Bonner Investor Frank Thelen kritisierte vor allem das Start-Up "Sixtyone Minutes", eine App für die persönliche Assistenz, scharf: „Ihr überschätzt das Geschäft, das ist sehr komplex, und ihr unterschätzt euch“, sagte er, inklusive grimmiger Miene.

Es gibt noch kein Geruchsfernsehen. Thronjuwel riecht nach Zitrone - gar nicht schlecht! #DHDLpic.twitter.com/OmoCYlqQHp

Die Höhle der Löwen (@voxdhdl) 18. August 2015Ehrliche, harte Worte sprechen die Investoren aus. Sie wollen ihr Geld nur in Produkte investieren, für die sie einen Markt, eine Nachfrage und natürlich Aussichten auf Gewinn sehen. Irgendwie ist die Show auch Nachhilfe in Betriebswirtschaft – und zwar nach Feierabend und vom Sofa aus. Welche Ideen gefallen, was würde man selber kaufen, worin würde man investieren wollen – Fragen, die sich ziemlich sicher der ein oder andere Zuschauer gestellt hat.

Als der 22-jährige Skater Peter Karacsonyi die Höhle betritt, überwiegt bei Frank Thelen die eigene Leidenschaft für den Sport das ökonomische Denken. Er rollt mit dem Skateboard, das durch Bambus und Carbon langlebiger sein soll, durchs Studio. „Das ist jetzt kein wirtschaftlich kluges Angebot, aber ich habe Spaß daran“, sagt er.

Nach einem emotionalen Duell mit Jochen Schweizer geht der Sportgeräte-Student einen Deal mit Thelen ein. Für 60.000 Euro Kapital muss er 30 Prozent seiner Firmenanteile abgeben.

Wirtschaft und Fernsehen schließen sich nicht aus

Der Handschlag in der Sendung heißt aber noch lange nicht, dass der Deal wirklich umgesetzt wird. Einige Deals aus der ersten Staffel scheiterten in Anschlussverhandlungen. Aber egal ob Deal oder kein Deal - die Show ist in jedem Falle optimal dafür, die eigene Idee vor hunderttausenden Zuschauern zu bewerben.

Es braucht mehr Formate wie #dhdl. Ohne großen Trashfaktor klassisch unterhalten. Das ist selten geworden im deutschen TV.

Rob Vegas (@robvegas) 18. August 2015Der Staffelauftakt hat auch gezeigt, dass sich Wirtschaft und Fernsehen nicht ausschließen, sondern ergänzen. Wie gut, werden die nächsten Folgen noch zeigen. Frank Thelen aus Bonn verspricht dafür noch einige interessante Start-Ups, darunter auch welche aus dem Technologie-Bereich, seinem Spezialgebiet neben dem Skaten.

Viele Reaktionen in den sozialen Netzwerken

Unter den Hashtags #FragFrank und #DHDL (kurz für DieHöhle der Löwen), kommentierten einige User die Geschäftsideen und die Höhe derAngebote. So wurde auf Parallelen der App „Sixtyone Minutes“ zu einer bereitsbestehenden App aufmerksam gemacht, oder auch mal scherzhaft gefragt, ob es dasSkateboard auch aus Wirsing gebe.

Dass die Sendung Potenzial habe, findenviele. Unter dem Hashtag #FragFrank, den der Bonner Investor Frank Thelenselber angekündigt hat, twitterten Nutzer während der Show-Ausstrahlung mit ihmüber genervte Blicke, Deals und Fehlinvestitionen.

"Ich liebe Bonn, aber Berlinist aktuell "the place to found"", sagte Thelen über Bonn, wo seine Firma sitztund Berlin, das als deutsche Start-Up-Schmiede gilt.

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