Steep GmbH in Bonn Mathias Möseler weitet das Auslandsgeschäft aus

BONN · Die Kundschaft reicht von der Bundeswehr über BMW bis zu Harley-Davidson: Vor einem Jahr hat Mathias Möseler das Bonner Dienstleistungsunternehmen Serco GmbH dem englischen Mutterkonzern abgekauft und in Steep GmbH umbenannt.

Dort war er zuvor bereits als Geschäftsführer tätig. Bereut hat er den Schritt in die Selbstständigkeit noch nicht - auch wenn das erste Jahr als Unternehmer aufreibender war als angenommen: "Ich hätte nicht gedacht, dass der Aufwand, das Unternehmen in den Griff zu bekommen, so hoch ist", sagt Möseler, der seit Januar auch Präsident des Bonner SC ist.

Der Wegfall einer Muttergesellschaft berge Chancen und Risiken. Gespräche mit Banken und manchen Kunden würden zunächst auf einer ganz anderen Ebene geführt, wenn eine Firma konzernunabhängig sei. Doch unter dem Strich habe es gut geklappt.

"Es ist ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr gewesen", sagt Möseler. Nach dem Management Buy-out habe es Aufräumarbeiten gegeben, wo die organisatorische Trennung von Serco im Vordergrund gestanden habe. "Dann haben wir uns sehr schnell darauf konzentriert, Geschäfte in Regionen zu machen, in denen uns das vorher verwehrt war." Vor dem Verkauf sei häufig eine andere Einheit des Mutterkonzerns für bestimmte Geschäfte zuständig gewesen.

Jetzt sei Steep in Dubai, den USA und Osteuropa tätig. "Das BMW-Händlertraining in Osteuropa wird von uns durchgeführt", sagt Möseler. Ein Trainer fahre von Werkstatt zu Werkstatt und führe technische Schulungen für die Mitarbeiter durch. Das mache sein Unternehmen in Ungarn, Tschechien, Polen und jetzt auch Griechenland. "BMW möchte uns auch in Russland haben", sagt der 43-Jährige.

Doch angesichts der Größe des Landes müsste man darüber noch genauere Gespräche führen. Der Vorteil der Selbstständigkeit sei: "Jetzt können wir solche Anfragen überhaupt erst einmal annehmen, ohne dass uns jemand im Konzern im Weg steht." Das Auslandsgeschäft, das früher sechs bis acht Prozent des Umsatzes betragen habe, erreiche jetzt 15 Prozent. Möseler rechnet damit, dass der Jahresumsatz von etwa 110 Millionen Euro in diesem Jahr stabil bleiben wird. Die Mitarbeiterzahl liegt bei knapp 700.

Ebenfalls zum Geschäftsfeld Training des Unternehmens gehört die Harley-Davidson-University in Dransdorf, die sich auf dem Steep-Gelände befindet. Dorthin kommen Mitarbeiter von Harley-Davidson-Vertragswerkstätten zu technischen Schulungen. Traditionell ist sein Dransdorfer Unternehmen, das 1969 als Elekluft gegründet wurde, sehr stark für die Bundeswehr tätig.

Die Innovationen, die Steep jetzt für die Informations- und Kommunikationstechnik der Bundeswehr entwickelt habe, seien offenbar auch für die US-Army interessant, berichtet Möseler. Das betreffe vor allem die Mobile Unified Platform (MUP), ein robustes und mobiles Kommunikationssystem. Es bestehe aus 15 Kilogramm schweren Rucksäcken, die die Technik enthalten, über die die Soldaten untereinander im Einsatz kommunizieren können.

Die ersten 130 MUP würden dieses Jahr noch an die Bundeswehr ausgeliefert. Die MUP werde auch auf einer großen wehrtechnischen Ausstellung in den USA vorgestellt. Er habe Kontakte zum US-Telekommunikationskonzern Cisco Systems geknüpft, die die Produkte von Steep in die Produktpartnerpreisliste aufnehmen würden.

Steep habe sich im ersten Jahr auch von Projekten getrennt: Das betreffe vor allem Serviceaufträge im Gebäudemanagement wie Rasenpflege und Hausmeisterdienste. Dabei könne das Unternehmen mit seinen Kostenstrukturen gegenüber der Konkurrenz nicht mithalten.

Steep konzentriere sich auf komplexe Service-Aufträge, wie den Betrieb der teilprivatisierten Justizvollzugsanstalt im osthessischen Hünfeld. Der Vertrag, der auch Catering, Gefangenenwerkstätten sowie sozialpsychologische- und medizinischen Dienste umfasst, sei Anfang des Jahres um sechs Jahre mit einer Option auf drei weitere Jahre verlängert worden

Möseler sagt, dass er kein Chef ist, der viel Zeit am Schreibtisch verbringt: "Ich bin froh, wenn ich draußen bin." Es gebe viele spannende Projekte, Standorte und Kundenbesuche. Er komme jeden Tag um 7 Uhr ins Büro und mache zwei Stunden lang Dinge, "die man in aller Ruhe machen muss".

Danach gehe er raus. "Trotzdem weiß ich natürlich auf Punkt und Komma, was im Unternehmen los ist." Der Einstieg weiterer Investoren in die Firma sei nicht geplant: "Die Freiheit, selbst zu entscheiden, werden wir uns auch so schnell nicht nehmen lassen."

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