Arbeitspausen Deutsche Arbeitnehmer lassen Ruhezeiten oft ausfallen

BONN · Egal ob Arzt im Kreiskrankenhaus, Schaffnerin bei der Bahn oder Verkäufer im Discounter - jeder braucht hin und wieder eine Pause. Niemand kann stundenlang konzentriert durcharbeiten. Spätestens nach etwa 60 bis 90 Minuten benötigt der Körper Zeit, sich zu regenerieren.

 Steigern die Leistungsfähigkeit im Job: Regelmäßige Pausen.

Steigern die Leistungsfähigkeit im Job: Regelmäßige Pausen.

Foto: dpa-tmn

Bereits Dichter der Antike sahen das Innehalten als Quell der Inspiration an. Heute sind sich Mediziner und Arbeitspsychologen einig, dass Arbeitsunterbrechungen für Erholung sorgen.

In Deutschland hat jeder Berufstätige ein Recht auf 30 Minuten Pause bei mehr als sechs Stunden Arbeitszeit. Doch nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin lässt mehr als ein Viertel der deutschen Arbeitnehmer Arbeitspausen oft ausfallen.

Dabei verzichteten vor allem Beschäftigte, die hoher psychischer Belastung ausgesetzt sind, oft Verschiedenes gleichzeitig bearbeiten oder mehr als vierzig Stunden pro Woche arbeiten, am häufigsten auf ihre Pausen. Die Behörde warnt vor Selbstüberschätzung, denn oft sei die Arbeit heute so, dass nicht mehr die körperliche Erschöpfung signalisiere, dass es Zeit für eine Pause ist.

"Das konstante Auslassen von Pausen kann dazu führen, dass die eigenen Ressourcen nicht wieder aufgefüllt werden. Dies kann wiederum chronischen Stress und Überbelastung bewirken sowie die Gefahr von Fehlern bei der Arbeit erhöhen", weiß Professor Theo Peters, Leiter der Forschungsgruppe Experimentelle Gesundheitsforschung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Die Forschungsgruppe, bestehend aus Peters und seinen Kollegen Argang Ghadiri und André Scholz, widmet sich unter anderem der Arbeitspausenforschung.

Die optimale Pause hänge von der beabsichtigten Wirkung ab und könne bei jedem Mitarbeiter anders wirken, erklärt Scholz. Er rät: "Müssen Sie nach der Pause direkt hochkonzentriert arbeiten, empfiehlt es sich grundsätzlich, durch eine bewegte Pause den Kreislauf in Schwung zu bringen und die Durchblutung des Gehirns zu fördern.

Haben Sie dagegen einen körperlich und kognitiv sehr fordernden Morgen hinter sich gebracht, könnte eine zehnminütige liegende Pause bei geschlossenen Augen das Gehirn wieder in einen entspannten Zustand versetzen."

Viele Unternehmen haben den Zusammenhang zwischen Leistungsfähigkeit und Erholung erkannt und organisieren Sport- und Entspannungsprogramme in den Mittagspausen. "Wir bieten von Zeit zu Zeit, in Kooperation mit dem Postsportverein, zum Beispiel Jogakurse für die Mittagspause an", sagt Deutsche Post DHL-Sprecherin Anne Motz.

Auch bei der Deutschen Telekom gibt es Pausenangebote wie Lauftreffs, Rückenschule oder Physiotherapie. "Wir arbeiten mit lokalen Anbietern zusammen, die oftmals spezielle Mitarbeiterkonditionen anbieten", erklärt Pressesprecher Peter Kespohl. Nicht in allen Berufsfeldern kann die klassische Mittagspause eingehalten werden.

Die wohl außergewöhnlichste Pausenregelung gilt für Fluglotsen. Sie arbeiten im Durchschnitt acht Stunden täglich und müssen sich streng an vorgegebene Pausen halten, erläutert Ute Otterbein von der Deutschen Flugsicherung: "Da die Arbeit höchste Konzentration verlangt und es zu keinen Fehlern kommen darf, arbeitet ein Fluglotse immer nur zwei Stunden am Stück. Dazwischen macht er unterschiedlich lange Pausen."

Im Hinblick auf den Erholungswert sei es durchaus sinnvoll, mehrere kurze Pausen über den Tag zu verteilen, und die Regeneration der eigenen Ressourcen nicht nur auf die Mittagspause zu beschränken, erklärt Ghadiri. Die Pausen sollten dabei etwa fünf Minuten betragen und möglichst nicht am Arbeitsplatz verbracht werden. "Viele Studien haben gezeigt, dass die zusätzliche Erholungswirkung zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit führt, die den Zeitaufwand der Pause kompensiert."

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