Unternehmer im GA-Gespräch Bonner vermitteln Werbeträger in sozialen Netzwerken

BONN · Vielleicht bauen die beiden Bonner Jungunternehmer Christoph Kastenholz und Lara Daniel gerade die Litfaßsäule des Internetzeitalters auf. Vielleicht hat sich ihre Geschäftsidee aber auch schon in wenigen Monaten überholt. Bei Gründungen im Netz ist alles möglich. So oder so.

 Christoph Kastenholz und Lara Daniel überprüfen ständig die Profile ihrer Geschäftspartner in den sozialen Netzwerken.

Christoph Kastenholz und Lara Daniel überprüfen ständig die Profile ihrer Geschäftspartner in den sozialen Netzwerken.

Foto: Privat

Auf jeden Fall scheint die Werbeagentur Pulse Advertising erfolgreich gestartet zu sein. In ihrem Hamburger Büro beschäftigen die 26-Jährige und ihr 24-jähriger Geschäftspartner bereits zehn Mitarbeiter, Tendenz steigend. Bald wollen sie eine Filiale in New York eröffnen, sagen die Gründer. Ganz ohne Geld von Investoren: "Da wären wir in unseren Entscheidungen nicht mehr unabhängig", so Daniel.

Die beiden Gründer erwirtschaften nach eigenen Angaben einen siebenstelligen Umsatz mit Werbung in sozialen Netzwerken: Einer neuen Form von Reklame in einer Welt, die der Generation ihrer Eltern schon fremd sein dürfte. Die Gründer vermitteln Herstellern - vor allem von Mode und Kosmetikartikeln - Werbepartner in Internet-Netzwerken, speziell dem Foto-Portal Instagram.

Daniel spricht von rund 2000 Menschen weltweit, die im Auftrag von Pulse Advertising ihren Fans im Netz - Follower genannt - Schuhe, Uhren oder Proteindrinks der dafür zahlenden Firmen empfehlen. Wer von Toni Mahfud, Johanna Olsson oder Lydia Millen noch nie etwas gehört hat, zählt vielleicht einfach nicht zu der Zielgruppe der Unter-35-Jährigen, die sich von diesen Menschen auf Instagram nicht nur ständig neue Fotos, sondern auch die eine oder andere Werbebotschaft servieren lassen.

"Das sind die neuen Promis", ist sich Lara Daniel sicher. Im Gegensatz zu bekannten Schauspielern oder Models in der Werbung erschienen die Protagonisten in den Youtube-Videos und Instagram-Bildern ihren Fans nahbarer. Sie antworteten auf die Kommentare, berichteten von ihrem Alltag und ihren Urlauben.

Dass sie für ihre Empfehlungen Geld von den Firmen erhalten, störe die Follower wenig, so Kastenholz. "Solange es nicht zu viel wird und die Empfehlung authetisch ist."

Zu den Kunden der Bonner zählen die Modemarken S.Oliver, Hunkemöller und UGG sowie der Internet-Fahrdienst Uber. Mit viel Aufwand surfen sich Kastenholz und Daniel mit ihren Mitarbeitern durch die unzähligen Profile von Bloggern, um diejenigen herauszufinden, die für sie die jeweilige Marke am besten repräsentieren. "In Deutschland steckt die Werbung über soziale Netzwerke noch in den Kinderschuhen", sagt Daniel. Während hierzulande bei bekannten Internetgrößen in sozialen Netzwerken rund 100 000 Abonnenten ihrer Botschaften aufweisen könnten, seien es in den USA längst Millionen.

Zu ihrer Geschäftsidee kamen die jungen Bonner, die sich während ihrer Schulzeit am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium kennengelernt haben, über einen Umweg. 2013 gründeten sie nach ihrem Studienabschluss ein Modelabel und suchten einen kostengünstigen Weg, um für ihre Strandkleider-Kollektion zu werben.

"Über Instagram sind wir erstaunlich schnell auch international bekannt geworden", erinnert sich Daniel. Heute hat ihr Geschäft mit der Werbung im Netz den Verkauf der selbst entworfenen Mode längst überflügelt.

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