Baukonjunktur in Bonn und der Region "Alles wartet aufs WCCB"

BONN · Die Baukonjunktur in Bonn und der Region wird auch in den nächsten Jahren von einem kräftigen Wachstum beim Wohnungsbau profitieren. Gleichzeitig erwartet die örtliche Bauindustrie einen enormen Schub für Büroimmobilien von der Fertigstellung des Kongresszentrums WCCB.

"Es gibt viele Unternehmen und Organisationen, die nur darauf warten, dass das WCCB fertig wird, um dann selbst Büroimmobilien zu errichten. Viele haben sich dafür auch schon Grundstücke gesichert", sagte Folker Jelden, Vorsitzender des Verbandsbezirks Bonn des Bauindustrieverbands NRW. Dem Verbandsbezirk gehören 48 größere Baubetriebe mit zusammen knapp 2400 Beschäftigten in Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis, in Bad Münstereifel, Euskirchen, Zülpich, Weilerswist sowie Erftstadt an.

Insgesamt erwartet die örtliche Bauwirtschaft nach einem starken Jahr 2012 auch in den kommenden Jahren weitere Zuwächse in der Region. Allerdings werde sich in diesem Jahr der lange harte Winter in den Zahlen bemerkbar machen, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Verbandsbezirks Bonn, Hans-Bert Mohr.

Eine große Zukunft habe der Wohnungsbau. Nachdem viele Jahre zu wenig gebaut wurde, gebe es jetzt großen Nachholbedarf. "Wir haben hier ein starkes Wachstum, das sich wahrscheinlich sogar noch verstärken wird", sagte Jelden. Erstmals gebe es im Wohnungsbau auch wieder vier Großprojekte im Volumen von jeweils mehr als 20 Millionen Euro in der Region. Details wollte Jelden, der zugleich Bereichsleiter des Baukonzerns Ed. Züblin ist, dazu aber nicht nennen.

Sorgen bereitet der Bauwirtschaft der öffentliche Hochbau und vor allem der öffentliche Tiefbau. Der Investitionsstau an öffentlichen Gebäuden sei nicht zu übersehen, das Bonner Stadthaus nur die Spitze eines Eisbergs. Allein um alle maroden Unigebäude instand zu setzen beziehungsweise durch Neubauten zu ersetzen, wäre rund eine Milliarde Euro nötig. Noch deutlich höhere Beträge müssten im Tiefbau eingesetzt werden. "Das Kanalnetz wird nur notdürftig geflickt. Da kann einem Angst und Bange werden", sagte Jelden.

Zum Brücken- und Straßenbau sagte Jelden, die derzeitigen mehrjährigen Sanierungspläne für die A 565-Tausendfüßlerbrücke seien nicht nachzuvollziehen. Die Brücke sei doch erst vor wenigen Jahren saniert worden. "Das geht auch schneller und billiger."

Angesichts des Wachstums fehlen der Bauindustrie in der Region Fachkräfte, sagte Mohr. "Die Chancen in unseren Berufen sind besser denn je." Hoffnungen, Nachwuchs aus Spanien zu bekommen, hätten sich nicht erfüllt. Es gebe zwar Bewerbungen, aber die Sprachhürde sei zu groß.

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