WCCB Vertrag genehmigt - Hotel wird verkauft

BONN · Das Hickhack um die Zukunft des Hotels des World Conference Center Bonn (WCCB) ist beendet: Der Rat beschloss am späten Donnerstagabend unter Ausschluss der Öffentlichkeit und durch eine namentliche Abstimmung mit deutlicher Mehrheit, den Rohbau für rund 17 Millionen Euro an den Bonner Investor Jörg Haas (Kameha-Hotel) zu verkaufen.

Die CDU hatte sich an der Abstimmung nicht beteiligt. Mit dem Verkauf hat die Stadt nun ein weiteres Kapitel in dem Bauskandal um das WCCB schließen können. Trotz der Erleichterung, die auf Seiten der Verwaltung und der Politik zu spüren war, bleibt bei vielen ein große Stück Unsicherheit zurück. "Wir hatten doch nur die Wahl zwischen Pest und Cholera", meinte ein Ratsmitglied, das zugestimmt hat, aber nicht genannt werden will.

Eine Alternative zum Verkauf wäre die Fertigstellung durch die Stadt auf eigene Rechnung für mindestens 35 Millionen Euro und der Betrieb durch die Bonn eigene WCCB-Betreibergesellschaft, die Bonn CC, gewesen. Da die Stadt das Geld für den Weiterbau aber nicht hat, hätte sie sich neu verschulden müssen. Außerdem wäre eine europaweite Ausschreibung erforderlich geworden. Ein zeitraubender Prozess, das Hotel wäre wohl erst Jahre nach der Inbetriebnahme des Kongresszentrums fertig, die für Anfang 2015 geplant ist.

Damit hätte das ursprünglich angedachte Quersubventionsmodell, wie es der einstige und inzwischen verurteilte "WCCB-Investor" Man-Ki Kim vorsah - Hotelpachtertrag gleicht Kongressdefizit aus - doch noch umgesetzt werden können. Doch die externen städtischen Berater sahen darin zu viele Risiken für die Stadt Bonn, so dass sie letztlich den Verkauf empfahlen.

Eine Empfehlung, der der Bürger Bund Bonn und die Linken nicht folgen wollten. Zumal mit dem Verkauf keine Bauverpflichtung für ein Hotel verknüpft werden kann. Andernfalls hätte die Stadt auch den Verkauf europaweit ausschreiben müssen, was wiederum viel Zeit gekostet hätte.

Hin- und hergerissen waren dagegen die CDU-Mitglieder, die sich bis zum Schluss nicht festlegen wollten und die Entscheidung lieber vertagt hätten. Dazu kam es aber nicht. Die Mehrheit im Rat lehnte eine Vertagung ab, daraufhin nahm die CDU-Fraktion an der Abstimmung nicht teil. Ratsherr Herbert Kaupert sprach von einer "verhängnisvollen Fehlentscheidung, die auf Jahrzehnte die Stadt schädigen wird".

Die Ratsmitglieder hätten sehenden Auges das "dünne Eis einer fragwürdigen Vertragsgestaltung" betreten und riskierten damit, dass die Stadt finanziell und moralisch einbreche. "Den bitteren Preis werden wir alle zahlen", ist Kaupert überzeugt. Der grüne Koalitionspartner der CDU ist ausnahmsweise ganz anderer Meinung. Die Grünen sehen im Ratsbeschluss zum Verkauf des WCCB-Hotels an Haas, der obendrein die Hotelkette Marriot mit ins Boot geholt hat, einen Meilenstein für einen erfolgreichen Betrieb des Konferenzzentrums.

"Wir gehen davon aus, dass nun politisch die Voraussetzungen dafür geschaffen sind, dass sowohl das Konferenzzentrum als auch das Hotel zügig fertig gestellt werden können, " sagte Grünen-Fraktionssprecher Peter Finger. Das Konferenzzentrum brauche für einen erfolgreichen Betrieb die zusätzlichen Hotelkapazitäten. Finger versicherte, seine Fraktion habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Das sagte auch SPD-Fraktionschefin Bärbel Richter. "Der Verkauf ist für uns nach eingehender Beratung die vernünftigste und wirtschaftlichste Lösung für die Stadt Bonn."

Der Kaufvertrag mit dem Erwerber soll unterzeichnet werden, sobald der Käufer der Stadt einen Finanzierungsnachweis für Anschaffung und Fertigstellungskosten des sich im Rohbau befindlichen Hotels in Höhe von 52 Millionen Euro vorgelegt hat, hieß es aus dem Stadthaus. Jörg Haas war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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