"Familie als Richtschnur für die redaktionelle Arbeit"

BONN/REGION · Eltern, Großeltern, Alleinerziehende. Jugendlicher, Kind, Baby. Patchwork oder klassisches Modell: Jeder ist Teil einer Familie. Und auch die Zeitung möchte es sein: Mit diesem Ziel startete der Bonner General-Anzeiger im Mai 2011 das Großprojekt Familie, das jetzt mit der Auszeichnung des Konrad-Adenauer-Lokaljournalistenpreises seinen Höhepunkt erfährt.

Zeitung als Familienmitglied, als Teil des Alltags ihrer Leser. Ob in Papier oder online, als App oder auf dem Mobilphone - die Form ist vielfältig, der Inhalt bleibt derselbe: Regionalzeitungen wollen für ihre Leser da sein, wollen nutzwertig, informativ, unverzichtbar sein.

Wie schafft man das? Zunächst einmal, indem alle dasselbe wollen und es dann auch gemeinsam tun. Das Großprojekt Familie wurde zum Projekt des gesamten Verlagshauses des General-Anzeigers. In einer abteilungsübergreifend besetzten Projektgruppe wurde für die ersten anderthalb Jahre eine Matrix entwickelt - eine Tabelle voller Familienthemen, mit Serien und Sonderseiten, Beilagen und Aktionen. Erdacht und konzipiert als Antwort auf folgende Fragen: Was bewegt Familien? Welche Informationen brauchen sie für die Organisation ihres Alltags in unserem Verbreitungsgebiet? Wo kann die Zeitung helfen, unterstützen, anregen?

Fast zwei Meter misst die Familien-Matrix im ausgedruckten Zustand. Der erste Eintrag: „Familienzeitung“. Ein großes Projekt braucht einen großen Aufschlag – so wurde eine Idee geboren, die deutschlandweit einmalig ist: Am 14. Mai 2011 erschien ein General-Anzeiger, der in allen seinen neun regionalen Ausgaben komplett von Familien bestimmt wurde.

Sechs Familien aus unserem Verbreitungsgebiet übernahmen für eine Zeitungsproduktion die Chefredaktion, entschieden über Themen und Fotos, wurden selbst zu Reportern und leiteten die Redaktionskonferenzen. Den Posten von Chefredakteur Andreas Tyrock übernahm eine 18-jährige Schülerin aus Bad Godesberg: Ann-Kathrin Cäsar. Die Produktion der Familienzeitung wurde zu einem hochspannenden Tag – für die teilnehmenden Familien, für die Leserschaft des General-Anzeigers, die die etwas andere Zeitung fast ausnahmslos positiv aufnahm. Spannend war es aber auch für die Redaktion: Die Redaktion teilt ihre Schreibtische einen Tag lang mit den Lesern – größer kann Lesernähe wohl kaum sein.

Die Familienzeitung war der Auftakt – das Wort „Familienzeitung“ aber wurde zum Grundbegriff des redaktionellen Alltags. Bereits bestehende GA-Aktionen wie zum Beispiel das „Torfieber-Fußballturnier“ für Nachwuchskicker erhielten eine noch größere Bedeutung, Traditionsserien wie die Schulferien-Serie „Sommer bei uns“ mit Freizeit-Tipps wurden ganz bewusst auf Familientauglichkeit hin umgesetzt. Und zahlreiche neue Ideen kamen hinzu: die Partyreihe „Lieblingsparty“ als Angebot an alle Generationen, die Feuilleton-Serie „Wer ist dein Star?“, in der junge und ältere Menschen ihre Lieblingsstars vorstellen - und natürlich Gary: Im September 2011 flatterte die lila Fledermaus in den General-Anzeiger - entworfen vom hauseigenen Grafiker als neues Maskottchen für eine neue Rubrik: die „Kindernachrichten im General-Anzeiger“. GARY wird geliebt – von den kleinen und großen Lesern des GA, aber auch vom GA selbst: Nicht jeder liest jede Nachricht in der Redaktion, bis sie gedruckt wird - GARYs Nachrichten aber bekommt jeder Redakteur vorab zu lesen.

Kindgerecht schreiben will gelernt sein, das hat die GA-Redaktion durch GARY erfahren. Aber auch was wirklich wichtig ist für Familien, muss man herausfinden. Im Rahmen des Großprojektes wurden die Väter und Mütter innerhalb der Redaktion immer wieder zu Beratern und Stichwortgebern– und zu begehrten Umsetzern der Themen. „Wichtig ist uns aber“, so Chefredakteur Andreas Tyrock, „dass wir als Familienzeitung alle unsere Leser erreichen. Als Begleiter in ihrem Alltag, in ihrem Leben.“ In diesem Sinne wurden auch Jugendliche speziell mit Sonderseiten angesprochen, waren Alleinerziehende Thema und Großeltern ebenso.

Das war 2011. Und das ist weiterhin so im Jahr 2012: Das Großprojekt Familie ist am Ende kein Projekt, sondern ein Grundsatz. Ob mit der aktuell laufenden Aktion „GA-Fahrradwochen“, der Serie „Ausbildung“ oder vielen weiterhin, bereits in der Familien-Matrix verankerten Themen.

„Service-orientierte Angebote mit hohem Nutzwert für die Leser sind ein Prinzip, dem wir uns auch in Zukunft in allen Abteilungen unseres Hauses verpflichten“, sagt Geschäftsführer J. Friedrich Orths. „Die Zeitung“, so schreibt es die KAS-Jury in ihrer Begründung für die Verleihung, „macht Familie zur Richtschnur für ihre redaktionelle Arbeit.“ Das kann und wird so weiter gehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort