Festspielhaus in Bonn Diskussionen um frisch veröffentlichten Businessplan

BONN · Es war ein Abend der Emotionen und der Fakten, der Appelle und kritischen Anmerkungen. Die Bonner Festspielhaus-Initiatoren Monika Wulf-Mathies, Wolfgang Grießl und Stephan Eisel hatten die interessierte Öffentlichkeit ins Haus der Sparkasse Köln-Bonn am Friedensplatz 1 eingeladen, um den frisch veröffentlichten Businessplan für den Konzertsaal zu diskutieren.

Er ist seit vergangenem Montag in Kulturkommission, Kulturausschuss und den Medien vorgestellt worden. Kritiker des Projekts waren im Haus der Sparkasse Köln-Bonn ausdrücklich willkommen. Im Saal in der fünften Etage war nach einer Tour d'Horizon Wolfgang Grießls (Förderverein Beethoven-Festspielhaus) zum Thema Businessplan schnell die Diskussion eröffnet. "Feuer frei", gab Monika Wulf-Mathies von den Festspielhausfreunden die Richtung vor. Akustik, Betriebs- und Instandhaltungskosten ("zu niedrig", so ein Diskussionsteilnehmer) wurden aufgerufen, die Baukosten und der nach wie vor fehlende Millionenbetrag von geschätzt 35 bis 40 Millionen Euro.

Natürlich ging es auch um die Zinserwartungen der geplanten Betriebsstiftung. Zweifel mischten sich mit höflich vorgetragener Skepsis, die unter anderem mit den Schwierigkeiten beim Bau des Hauses der Bildung in Bonn in Zusammenhang gebracht wurde. Stephan Eisel von den Bürgern für Beethoven braucht solche Einlassungen, um richtig warmzulaufen. "Der Bau findet rein privatwirtschaftlich statt", rief er aus. "Hier wird eigenes Geld ausgegeben."

Eisel war des Lobes voll für das enorme bürgerschaftliche Engagement und für den Partner Deutsche Post DHL, der, salopp gesagt, jährlich weltweit 500 Millionen Euro verbaue. Dass der Konzern wisse, wie das effizient zu machen sei, könnten die Bonner in der Rheinaue überprüfen. Dort habe die Post ihren Tower gebaut: pünktlich und innerhalb des vorgesehenen Kostenrahmens. "Wie macht die Post das eigentlich?", fragte Eisel. Die Baufinanzierung stehe vor Baubeginn, und der Vertrag mit einem Generalunternehmer stelle sicher, dass Kostensteigerungen nicht zu Lasten des Konzerns gingen. Aufs Bonner Festspielhaus-Projekt übertragen, bedeutet das für Eisel: "Wenn das Geld nicht zusammen wäre, wird kein Bauantrag gestellt."

Grießl und Eisel vertrauen auf die Expertise der Post, man wäre mit einem Festspielhaus "Galaxien entfernt von der Beethovenhalle". Es würde dem Beethovenfest ebenso zugutekommen wie dem Beethoven Orchester.

Horst Görgen, Leiter Stiftungs- und Vermögensmanagement der Sparkasse Köln-Bonn, widmete sich in einem kurzen Statement den Zinserwartungen, welche die für den Betrieb des Festspielhauses zuständige Stiftung erhoffen könnte. Das sei "wahnsinnig schwer zu prognostizieren", räumte er ein. Einen Wert "oberhalb von drei Prozent" hielt Görgen aber für eine "absolut realistische Größe", bezogen auf das Jahr 2020. Der Abend endete mit Bekenntnissen zu Mut, Visionen, Bürgerstolz und Identifikation. Man müsse in die Zukunft Bonns investieren, sagte Monika Wulf-Mathies. In der nächsten Woche wird die Politik Fragen für den externen Gutachter formulieren, der den Businessplan im Auftrag der Stadt untersuchen soll, stellte Bärbel Richter von der Bonner SPD fest. Das werde vier Wochen in Anspruch nehmen. Der Name des Gutachters ist bekannt, aber nicht öffentlich, war gestern zu hören. Und: Die Post nehme ihn ernst.

Eisel zieht Bilanz

Eine positive Zwischenbilanz der ersten Reaktionen zum Anfang der Woche vorgelegten Businessplan für das Beethoven-Festspielhaus zog gestern der Vorsitzende der Bürger für Beethoven, Stephan Eisel: "Im Rhein-Sieg-Kreis haben sich sogar die Grünen für das Festspielhaus ausgesprochen, in Bonn haben SPD, CDU und FDP den Businessplan als solide Beratungsgrundlage begrüßt. Wir haben Rekordzahlen beim Download des Papiers auf unserer Homepage und freuen uns über die vielen sachlichen Nachfragen."

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