Einbruchsopfer Das Trauma danach

BONN · Opfer von Wohnungseinbrüchen sind nicht selten traumatisiert. Warum das so ist, können Opferschützer der Bonner Polizei erklären. "Das unberechtigte Eindringen in die Wohnung eines Menschen wird von der Mehrzahl der Betroffenen als eine gewaltsame Verletzung der Privat- und Intimsphäre empfunden", sagt Klaus Schmitz vom Kriminalkommissariat Kriminalprävention/Opferschutz.

"Insofern empfinden Opfer den Einbruch nicht nur als Eigentums-, sondern als Gewaltdelikt, bei dem teilweise über Jahre hinweg das persönliche Sicherheitsgefühl empfindlich gestört wird."

Opfer eines Einbruches zu werden, seine durchwühlte Wohnung zu sehen und fortan in dieser leben zu müssen, ist für viele ein Alptraum. Es ist ein Erlebnis, das im höchsten Maße Emotionen freisetzt: von Wut, Empörung, Scham über Verunsicherung bis hin zu einem Gefühl von Hilf- und Schutzlosigkeit.

Aber Opfer reagieren nach der Tat unterschiedlich. Es gibt solche, die es lediglich als ärgerlich empfinden, berichtet Hans-Jürgen Hoppe, der Opferschützer bei der Bonner Polizei ist. Andere wiederum schlafen "sehr schlecht und fühlen ihr privates Nest beschmutzt, da sich jemand in ihren intimsten Hausbereichen aufgehalten hat", so Hoppe.

Typisch sind für ihn Hilferufe wie diese: "Mein Partner wacht seit dem Einbruch immer schweißgebadet auf. Inzwischen will er gar das Haus verkaufen." Auch alarmieren ihn solche Schilderungen: "Immer wenn ich den Schlüssel in die Tür stecke, fange ich an zu zittern, weil ich Angst habe, ob wieder eingebrochen wurde." Abgesehen vom Verlust materieller und ideeller Werte weiß Schmitz von anhaltenden psychischen und körperlichen Folgen zu berichten.

So werden Einbruchsopfer immer wieder mit Erinnerungen an das Geschehen konfrontiert. Ebenso leiden sie an Angstzuständen. Das Ganze kann sogar so weit gehen, dass sich Menschen aus dem sozialen Leben zurückziehen, depressiv werden und körperliche Symptome entwickeln.

"Ein Einbruch, auch wenn es nicht zu einem tätlichen Angriff gegen die betroffene Person gekommen ist, kann bei Menschen mit entsprechender Disposition ein schweres psychisches Trauma auslösen", erklärt er. Ob ein Opfer hilfebedürftig ist, müsse individuell entschieden werden. Hier kann es laut Schmitz von erheblicher Bedeutung sein, "versteckte Signale wahrzunehmen und entsprechend zu berücksichtigen".

Nach Ansicht von Opferschützer Hoppe darf ein Verarbeitungsprozess bei Einbruchsopfern auch schon mal sechs bis acht Wochen dauern. Sei das nicht der Fall, könnten die Opferschützer weitere Gespräche bis hin zu Traumanachsorge vermitteln.

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