Versuchter Bombenanschlag am Hauptbahnhof Verdacht gegen Bonner Marco G. erhärtet

Bonn · Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen einen Islamisten aus Tannenbusch wegen der Bombe am Hauptbahnhof. Das Puzzle aus Beweismaterial und Indizien in den Ermittlungen gegen den Bonner Islamisten Marco G.wegen des versuchten Bombenanschlags am Bonner Hauptbahnhof könnte um ein Stück reicher sein.

Offenbar geht es um eine Jacke, die im März bei der Wohnungsdurchsuchung gefunden worden sein soll. Sie soll identisch sein mit jener Jacke, die der bislang unbekannte Hauptverdächtige auf einem Überwachungsvideo trägt. Das berichtet der Südwestrundfunk unter Berufung auf die Bundesanwaltschaft.

Hat Marco G. am 10. Dezember 2012 die Tasche mit dem Sprengsatz am Gleis 1 am Hauptbahnhof abgestellt? Auch gegenüber dem General-Anzeiger bestätigte gestern ein Sprecher, dass sich aus Sicht der Behörde die Hinweise darauf verdichten - wenngleich es in dem Fall keine neuen Indizien gebe. "Nach intensiven Ermittlungen haben sich die Verdachtsmomente gegen Marco G. erhärtet", bringt Pressesprecher Marcus Köhler die aktuelle Bewertung auf den Punkt. Allerdings seien die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. So könne insbesondere die Frage der möglichen Tatbeteiligung weiterer Personen aus dem militant-salafistischen Umfeld noch nicht abschließend beurteilt werden, unterstreicht Köhler.

Marco G. war im März dieses Jahres zunächst wegen einer ganz anderen Tat ins Visier der Ermittler geraten. Festgenommen wurde er seinerzeit, weil der deutsche Konvertit, wohnhaft in Tannenbusch, gemeinsam mit drei weiteren muslimischen Extremisten Mordanschläge auf Politiker der Partei Pro NRW vorbereitet hatte. Das war auch verdeckten Ermittlern der Polizei nicht entgangen. Als ein Mordanschlag auf den Parteivorsitzenden Markus Beisicht am 12. März an dessen Leverkusener Wohnort unmittelbar vor der Ausführung stand, griffen die Beamten zu.

Festgenommen wurden in Leverkusen Marco G. - Berichten zufolge mit Schusswaffe und Sprengstoff bewaffnet - sowie ein mutmaßlicher Komplize. Zwei weitere Verdächtige wurden in Essen und Bonn festgenommen, einer von ihnen hielt sich gerade in der Wohnung von Marco G. in Tannenbusch auf. In dem Hochhaus an der Memelstraße fand die Polizei dann außerdem eine Pistole und rund 600 Gramm sprengfähiges Ammoniumnitrat, wie es auch die Bombe am Bahnhof enthalten hatte. Diese war zwar gezündet worden, detonierte aber nicht. Später tauchten dann im Kühlschrank der Wohnung weiteres sprengfähiges Material sowie, versteckt im Staubsauger, eine zweite Pistole auf.

Hatten Ermittler im Hintergrund auch bereits zuvor einen Zusammenhang zwischen Attentaten und Bombenanschlag geprüft, so war dies das erste größere und greifbare Stück jenes Indizienpuzzles. Hinzu kam schon damals, dass Marco G. in einem Telefonat geäußert haben soll, er müsse bei der Aktion gegen Pro NRW aufpassen. Wenn man nur ein Haar von ihm da fände, ginge er fünf Jahre in den Bau wegen Bonn. Interessant wurde für die Ermittler auch die Aussage eines Nachbarn aus der Memelstraße. Dieser hatte zuvor eine blaue Sporttasche in einen Sammelmüllcontainer geworfen ähnlich derjenigen, in welcher sich am Bahnhof der Sprengsatz befunden hatte. Eine andere Spur führte zu einem Versandhändler in Hamburg, der eine solche Tasche zusammen mit einer Laptoptasche verkauft habe, wie sie ebenfalls in G.s Wohnung gefunden worden war.

Zwei Monate vergingen, bis im Mai weitere Ermittlungsergebnisse bekannt wurden. An dem Sprengsatz vom Bahnhof - und zwar sowohl auf dem Metallrohr als auch auf dem Wecker des Zeitzünders - fanden die Ermittler DNA-Spuren von der Frau und dem dreijährigen Sohn von Marco G. Bereits damals äußerte sich die Bundesanwaltschaft für ihre Verhältnisse verbindlich: Die Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen den beiden versuchten Attentaten, hieß es, hätten sich "verdichtet". Auch die Körpergröße des wegen verschiedener Delikte vorbestraften Marco G. passt zu jenem Mann, den Überwachungskameras gefilmt hatten. Nun scheinen ihm die Ermittler auch die Jacke des Mannes mit der blauen Tasche zuzuordnen. Es ist ein weiteres Stück, das in das Puzzle zu passen scheint.

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