Anwalt bemängelt lange Verfahrensdauer Ako-pro: Zeuge kritisiert die Ermittler

BAD GODESBERG · Anwalt Norbert Landwehr kritisiert die Ermittlungsdauer gegen den früheren Leiter des Ako-pro-Seminars. "Die Justiz verletzt ihre Pflichten gegenüber dem Beschuldigten, dem mutmaßlichen Opfer und möglichen weiteren Opfern. Die Angelegenheit gehört seit langem vor Gericht", erklärt Landwehr, der beruflich nicht mit den Fällen befasst ist.

Oberstaatsanwalt Fred Apostel erklärte, die Ermittlungen wegen Missbrauchsverdachts liefen weiter. Mehr könne er derzeit nicht sagen.

Landwehr ist selbst ein möglicher Zeuge. Er ist ein Förderer der Ako-pro-Jugendarbeit und ehemaliger Freund des beschuldigten Ex-Leiters. Mit seiner Frau Christiane hatte er sich 1997 für neun Monate als Pflegefamilie für ein mögliches Opfer, den heutigen Anzeigenerstatter im laufenden Verfahren, zur Verfügung gestellt.

Der Beschuldigte hatte den damals 14-Jährigen "aus der heimischen Lehmhütte", so Zeuge Landwehr, nach Deutschland geholt. "In völliger Ahnungslosigkeit hinsichtlich eines möglichen Missbrauchs" hätten sie sich über das "verschlossene" Wesen des Jungen gewundert. "Mit Entsetzen hörten wir Ende 2010, dass er einer der Anzeigeerstatter ist", berichteten die Landwehrs. Ein Psychologieprofessor, dem sie den Fall erzählten, habe gesagt, dass ihre "Schilderung des Jungen allen Symptomen eines missbrauchten Kindes entspreche".

Im Juni 2011 meldeten sie sich bei der Staatsanwaltschaft. Man werde "im Umfeld ermitteln", sei ihnen geantwortet worden. Im September hätten sie bei der Polizei bestätigt, dass der damals 14-Jährige dem Beschuldigten schutzlos ausgeliefert gewesen sei. Im April 2012 habe er erneut nachgehakt, so Landwehr, "weil alle Beteiligten seit zwei Jahren mit den ungeklärten Vorwürfen leben müssen". Es wäre für ihn "nicht überraschend", wenn der Beschuldigte "anderswo einen neuen Anfang suchte, wo die Justiz ihn nicht mit endlosen Verfahren belasten kann."

Er habe gehört, dass der Mann zwei seiner Immobilien verkauft habe, so Norbert Landwehr. Das deckt sich mit GA-Informationen zum Hausverkauf aus anderen Quellen. Die Grünen-Politikerin Dorothee Paß-Weingartz äußerte im Jugendhilfeausschuss sogar die Befürchtung, der Beschuldigte könnte sich ins Ausland absetzen. Denn: Gegen ihn steht auch der Verdacht im Raum, städtische Zuschüsse für Ako-pro zweckentfremdet zu haben.

Der Mann weist alle Vorwürfe zurück. Die GA-Frage nach den Hausverkäufen ließen seine Anwälte unbeantwortet: Der Mann wolle keinesfalls auswandern, werde nach Godesberg umziehen. Drei Missbrauchsverfahren sind wegen Verjährung eingestellt worden. Zeugen hätten ihn gegenüber den Ermittlern entlastet, betonte die Kanzlei.

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