Teddyklinik an der Kinderklinik Sprechstunde fürs kranke Kuscheltier

Bonn · Eine Sprechstunde fürs kranke Kuscheltier gibt es noch bis Freitag im Park hinter der Kinderklinik an der Adenauerallee. In der Teddy-Klinik soll Kindern Angst vor Ärzten und Untersuchungen genommen werden.

Es gibt Schildkröten, die Schmerzen in ihrem Panzer beklagen, Bären, deren Nasen rekonstruiert werden müssen und Puppen mit Rücken- oder Bauchweh. Selbst so komplizierte Fälle wie Schwanzbrüche oder klaffende Löcher im Teddyfell können noch bis Freitag im Park hinter der Kinderklinik an der Adenauerallee mit begründeter Aussicht auf Erfolg behandelt werden. Mehr als 100 Medizin- und Pharmaziestudenten, die sich über ihre Fachschaft zum dreitägigen „Dienst am Teddy“ bereit erklärt haben, unterstützen zusammen mit den Bonner Grünen Damen der evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe die Aktion von AOK und dem Förderkreis für krebskranke Kinder, die nun bereits zum 14. Mal stattfindet.

„Auch diesmal war die Nachfrage der Kindergärten für einen Besuch der Teddy-Klinik größer, als wir eigentlich organisatorisch verkraften könnten“, sagte Ingrid Beckmann-Singerhoff von der AOK Rheinland. Wie in einer gut geführten Arztpraxis haben 60 Bonner Kindergärten im HalbstundenTakt einen Termin bekommen. Der Ansturm der etwa 1200 Mädchen und Jungen ist derart gut verteilt, dass die angehenden Ärzte genügend Zeit haben, sich auf die besorgten Plüschtier-Eltern, die meist zwischen drei und sechs Jahren alt sind, einzustellen. Denn eigentlich geht es darum, ihnen die Angst vor dem „weißen Kittel“ zu nehmen und sie mit dem Ablauf einer medizinischen Untersuchung vertraut zu machen.

Spielerisch die Angst vor dem Arztbesuch nehmen

So ist es auch für die besorgte „Drachenmutter“ Sophia (5) einfacher, genau hinzuschauen, wie ihrem Kuscheltier namens „Ohne Zahn“ geholfen wird, als selber behandelt zu werden. Spielerisch durchläuft sie mit ihrem Plüschtier alle Stationen, die bei einer medizinischen Untersuchung notwendig werden können. Beim Teddy-Krankenhaus wird alles dafür getan, es wie einen tatsächlichen Arztbesuch aussehen zu lassen. Vom Aufnahmeblatt, das nach etwaigen Allergien fragt, bis hin zum Rezept für die Medizin, die man in der Teddy-Apotheke in Form von Gummibärchen abholen kann, ist an alles gedacht.

So bekommen die Kinder einen Einblick in die medizinische Praxis und lernen dabei das Röntgen ebenso kennen wie eine Ultraschalluntersuchung – ohne direkt betroffen zu sein. Und die jungen Plüschtier-Eltern profitieren langfristig davon, wie Beckmann-Singerhoff zusammenfasst. „Das zeigt sich besonders dann, wenn die Kinder selbst in eine Klinik müssen. Die kleinen Patienten gehen sehr viel unbefangener mit dieser Situation um. Schließlich waren sie bereits einmal in der Klinik, als ihr Kuscheltier erkrankt war, und so kennen sie den Ablauf bereits.“

Von der Teddy-Klinik profitieren jedoch nicht nur die Kinder, sondern auch die Medizinstudierenden. „Gerade die jungen Patienten sind in der Praxis nicht immer einfach. Sie haben Angst und wollen sich teilweise nicht untersuchen lassen. Bei der Teddy-Klinik haben die angehenden Mediziner der Universität Bonn die Möglichkeit, den Umgang mit jungen Patienten zu lernen. Auf diese Weise sind sie für den Notfall gerüstet“, erklärt Johannes Breuer, Leiter der Abteilung Kinderkardiologie des Universitätsklinikums Bonn.

Diesen Freitag von 13 bis 16 Uhr steht die Teddy-Klinik auch ohne Anmeldung für alle Kinder mit ihren Plüschtieren offen. Weitere Infos auf www.teddykrankenhaus.uni-bonn.de

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