Kommentar Selbst ein Bein gestellt

BONN · Für welche konkrete Position steht eigentlich welche Partei? Wer setzt sich für die Themen ein, die mich betreffen?

Was auf Bundes- und Länderebene dank Wahl-O-Mat, Spitzenkandidaten-Duellen und ausführlicher Berichterstattung relativ einfach herauszufinden ist, wird auf kommunaler Ebene oft zum Problem. Gerade Jugendlichen und Erstwählern erscheinen Stadtrat und Bezirksvertretungen oft weiter entfernt als der Bundestag.

Dabei wird an Ort und Stelle so vieles entschieden, was direkte Auswirkungen auf den Alltag hat, besonders in der Schulpolitik. Und worauf jeder selbst mit seinem Kreuzchen Einfluss nehmen kann. Die Initiative der Bezirksschülervertretung Bonn ist deshalb eine sinnvolle, äußerst nützliche Idee. Sie kann Kompass sein und zugleich dazu anregen, selbst Stellung zu beziehen. Auch die Themen sind klug gewählt, werden sie doch größtenteils tatsächlich auf kommunaler Ebene entschieden oder zumindest beeinflusst.

Wäre da nur nicht die Sache mit der Legalisierung von Cannabis. Die Bonner Schüler stellen sich damit selbst ein Bein: Sie wünschen sich von Politikern und Parteien ernst genommen zu werden, provozieren mit dieser Forderung aber, sofort in die Ecke aufmüpfiger realitätsferner Jugendlicher gestellt zu werden.

Denn die Cannabis-Legalisierung ist nicht nur ein Reizthema, sondern wird auch nicht in der Kommunalpolitik entschieden. Außerdem warnen Experten immer wieder davor, das Suchtpotenzial und die Folgen von Cannabiskonsum zu unterschätzen.

Bleibt zu hoffen, dass die Bonner Politik den Ansatz der Schülervertretung trotzdem begrüßt und unterstützt.

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