Kennzeichen für 10.000 Euro Schwarzmarkt für Bonner Nummernschilder blüht

BONN · Eine neue Regelung des Bonner Straßenverkehrsamts sorgt für Unmut bei vielen Autohaltern mit kurzen Kennzeichen. Um die Nummernschilder hat sich nun ein Schwarzmarkt entwickelt, mit Preisen um die 10.000 Euro.

 Ein Kennzeichen mit der Aufschrift BN-F 1.

Ein Kennzeichen mit der Aufschrift BN-F 1.

Foto: GA

Kurze Kennzeichen sind bei den Bonner Autofahrern beliebt. Die Stadtverwaltung hat im vergangenen Jahr eine Verfügung erlassen, die für mehr Fairness beim Verteilungsverfahren sorgen soll. Demnach dürfen Privatleute nur noch ein kurzes Kennzeichen pro Haushalt, Firmen maximal drei erhalten. Allerdings scheint es immer wieder Ausnahmen zu geben, „wenn man die richtigen Leute kennt“, wie ein Bonner Fahrzeughändler versichert. Im Internet gibt es sogar Börsen, auf denen bestimmte Kennzeichen für mehrere Tausend Euro den Besitzer wechseln.

Für viele Autofahrer sind kurze Kennzeichen ein Statussymbol. Dementsprechend beliebt sind Nummernschilder wie BN-BN 1 oder BN-F 1. Doch die Kombinationen von drei Stellen sind natürlich rechnerisch begrenzt. Aktuell sind in Bonn 4102 Fahrzeuge mit kurzen Kennzeichen unterwegs, weitere 2416 sind reserviert. „Überwiegend handelt es sich hierbei um Kennzeichen für Sommerfahrzeuge, wie Cabrios, Motorräder und Oldtimer, die vorwiegend bei schönem Wetter benutzt werden und wo die Halter keinen Gebrauch vom Saisonkennzeichen machen wollen“, erklärt Isabel Klotz vom Presseamt der Stadt Bonn. Was bleibt, sind 970 freie kurze Nummerschilder, bei denen die Nachfrage sehr hoch sei. So hoch, dass die Stadtverwaltung sich im Juni 2017 eine neue Regelung überlegte, um den Kennzeichenmarkt zu entspannen. Insgesamt sind in Bonn knapp 249.000 Fahrzeuge zugelassen.

„Grund für die Änderung war, dass die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt“, so Klotz. Die Zuteilung eines Kurzkennzeichens ist seitdem bei einer Neuan- oder Ummeldung eines Fahrzeuges bei Privatleuten nur noch einmal pro Haushalt möglich. „Damit will die Stadt möglichst vielen Interessenten gerecht werden.“ Firmen und Gewerbetreibende dürfen drei besitzen, da der Fuhrpark größer sei. Keine kurzen Schilder werden für Lkw, landwirtschaftliche Zugmaschinen, Quads und Anhänger vergeben.

Bei Bonnern, die bereits mehrere kurze Kennzeichen besitzen, sorgt das für Unmut. Wie bei einem GA-Leser, der sich an die Redaktion wandte. Seit mehr als 20 Jahren hat er auf einer alten Vespa ein Kombination aus zwei Buchstaben und einer Nummer, auf einem zweiten, neueren Motorrad eine aus einem Buchstaben und zwei Nummern montiert. Als er nun eines der Kennzeichen auf ein anderes Motorrad ummelden wollte, erteilte ihm das Straßenverkehrsamt eine Absage. „Dass man nun dazu gezwungen wird, finde ich nicht in Ordnung.“

Für Schlagzeilen sorgte ein Kölner Taxifahrer

Gerade Motorradfahrer sind von den neuen Regeln betroffen. Denn meist sind sie es, die kurze Kennzeichen besitzen. Das liegt an der Form der Nummernschilder: Deren Größe orientierte sich vor einigen Jahren noch an der Anzahl der Ziffern und Buchstaben. Die sogenannten „Kuchenbleche“ mit langen Kombinationen waren unbeliebt, weil sie besonders breit waren. Heute sind sie wesentlich kleiner, die länge der Kombination spielt keine Rolle mehr. Allerdings wollen die meisten ihre alten Kennzeichen behalten. Ein weiteres Problem, das ein GA-Leser schildert: Weil nur ein kurzes Kennzeichen pro Haushalt erlaubt ist, aber seine Frau und er eines besitzen, muss einer es bei der Neuanmeldung eines Fahrzeugs abgeben. Ausnahmen, so die Stadtverwaltung, gebe es nicht.

Für „gewisse Kreise“ scheint es allerdings Ausnahmen zu geben, wie ein Bonner Fahrzeughändler, der nicht genannt werden möchte, berichtet. Regelmäßig erlebe er, wie einflussreiche Bonner mehrere kurze Kennzeichen auf ihren Fahrzeugen montieren lassen. „Die Regelung sorgt mitnichten für Gerechtigkeit, vielmehr wird die Gleichstellung der Bürger verletzt“, sagt er. Generell obliegt das Verteilungsverfahren den Straßenverkehrsämtern. So gibt es im Rhein-Sieg-Kreis die Begrenzung von einem kurzen Kennzeichen pro Halter, in Euskirchen nichts dergleichen.

Worauf die Stadtverwaltung keinen Einfluss hat, ist der Schwarzmarkt, der sich um die kurzen Kennzeichen entwickelt hat. Auf speziellen Börsen im Internet oder Kleinanzeigenmärkten bieten Privatleute ihre kurzen Nummernschilder gegen eine Provision oder im Tausch an. Für BN-F 1 werden beispielsweise 10.000 Euro als Startgebot angesetzt. BN-R 8 soll „nicht unter 5000 Euro“ den Besitzer wechseln. „Es wird abgeraten, sich auf dieser oder anderen Plattformen Kennzeichen käuflich zu erwerben, denn es gibt keine Gewähr, dass diese Kennzeichen auch tatsächlich verfügbar sind“, heißt es vom Bonner Straßenverkehrsamt.

Für Schlagzeilen sorgte zuletzt ein Kölner Taxifahrer, der das Nummernschild K-TX 1 von einem Kollegen für einen mittleren fünfstelligen Betrag abkaufte. Allerdings musste er dafür das gesamte Taxiunternehmen samt Auto und Konzession übernehmen und sich die Erlaubnis beim Kölner Ordnungsamt einholen.

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