Schulleiter übt Kritik Schulweg für Dransdorfer Schüler beschwerlich

Dransdorf · Der Weg zur Karl-Simrock-Schule ist für viele Schüler und Schülerinnen in den Stoßzeiten überaus beschwerlich. Die Linienbusse sind regelmäßig überfüllt. Der Schulleiter schlägt jetzt bei der Stadt Alarm.

 Morgens, 7.23 Uhr, Haltestelle Dransdorfer Burg: Es knubbelt sich im Bus der Linie 630 nach Endenich.

Morgens, 7.23 Uhr, Haltestelle Dransdorfer Burg: Es knubbelt sich im Bus der Linie 630 nach Endenich.

Foto: Privat

Kleine Umfrage unter 20 Kindern in der fünften Klasse der Karl-Simrock-Hauptschule: Neun von ihnen haben im Bus auf dem Weg zur Schule einen Sitzplatz bekommen; 16 von ihnen sind seit Schulbeginn schon einmal nicht aus dem vollen Bus gekommen, als sie aussteigen wollten; 14 sind wiederum sind nicht hineingelangt, weil der Bus zu voll war oder gar nicht erst gehalten hat; vier sind deshalb zu spät gekommen. So liest sich die nicht repräsentative Bilanz der ersten Wochen auf der weiterführenden Hauptschule für die i-Dötzchen, die aus dem weiteren Umkreis kommen: Dransdorf, Tannenbusch, Medinghoven, Brüser Berg, seit Schließung der Beueler Hauptstadt auch vermehrt aus diesem Stadtbezirk.

Das Thema stand bei den letzten Elterntreffen ganz weit oben, wie Schulleiter Arndt Hilse erzählt: „Die Eltern ärgern sich über die vollen Busse und darüber, dass ihre Kinder zu spät kommen.“

Auf einer Testfahrt mit Hilse findet man diese Beschreibung auf der Linie 631 ab Dransdorfer Burg durchaus bestätigt. Schüler Miguel fährt von Dransdorf 20 Minuten früher in die Gegenrichtung über Tannenbusch, um einen Sitzplatz zu bekommen. Auf der direkten Strecke ab Dransdorfer Burg bis Endenich müssen ein halbes Dutzend potenzielle Fahrgäste draußen bleiben. Ein sehbehinderter Fahrgast mit Gehstock muss einige Stationen neben dem Fahrer stehen, weil kein Durchkommen ist. Im Bus stöhnen eine Uni-Angestellte und eine Supermarkt-Mitarbeiterin auf dem Weg zur Arbeit: „Das ist jeden Morgen so“, sagen sie.

Nun fahren eine Menge Buslinien Richtung Karl-Simrock-Schule. Nicht alle sind so überfüllt wie die 631. Im Ersatzbus, der ein paar Minuten vorher abfährt, ist weniger los, aber es sind schon viele Busse an diesem Morgen, die aus allen Nähten platzen. Zurück zur kleinen Umfrage unter den Schülern: Laut den Fünftklässlern ist in folgenden Bussen allmorgendlich das große Stehen und Knubbeln angesagt: 606, 607, 608, 610, 611 und 630. Hilse hat sein Anliegen kürzlich beim Schulamt vorgetragen und hofft nun auf Änderungen, zumal seine Schule aktuell 452 Schülerinnen und Schüler hat, 133 mehr als im Schuljahr 2008/09.

"Die Schüler kommen schon gestresst in der Schule an"

Isabel Klotz aus dem Presseamt bestätigt, dass es kürzlich ein Gespräch mit Schulamtsleiter Hubert Zelmanski gegeben hat: „Das Planungsamt wird in Absprache mit den Stadtwerken noch einmal über die genannten Buslinien sprechen“, sagte Klotz. Ab dem kommenden Jahr habe der Stadtrat zudem beschlossen, auf der Linie 610 längere Gelenkbusse einzusetzen. Diese Linie verkehrt zwischen Bad Godesberg und Duisdorf Bahnhof über Endenich, Dransdorf und Lessenich. Aus Sicht der Stadtwerke Bonn (SWB) lagen bisher keine Beschwerden vor. „Es gibt keine Klagen, die an uns herangetragen worden sein, dass wir wegen Überfüllung Fahrgäste nicht aufnehmen konnten“, erklärte SWB-Sprecher Michael Henseler. Bei einer veränderten Situation werde man aber nach Rücksprache mit den zuständigen Ämtern der Stadt neu überlegen und möglicherweise entsprechende Zählungen veranlassen.

So wie man es mit der Linie 630 vorhat, nachdem Eltern aus Medinghoven und Duisdorf ihren Unmut zum Ausdruck gebracht haben, dass die Busse zum Schulzentrum Brüser Berg überfüllt sind. Hier soll laut SWB auch in der Gegenrichtung gezählt werden, denn in Tannenbusch liegen Gesamtschule, Realschule und Gymnasium. Vorplanungen und die Berücksichtigung von Bevölkerungszahlen seien unzuverlässig, weil unklar sei, wie viele Schüler beispielsweise mit dem Rad fahren.

Schulleiter Hilse hat durchaus eine Erklärung für ausbleibende Beschwerden: „Die Eltern unserer Schüler haben oft existenzielle Sorgen. Sie haben keinen Kopf für solche Probleme.“ Er sagt: „Die Schüler kommen schon gestresst in der Schule an. Das ist kein guter Start in den Tag.“ Nachmittags ist die Rückfahrt zumindest besser, weil nicht alle zur gleichen Zeit Unterrichtsende haben. Ein Nadelöhr sieht Hilse allerdings auf der Endenicher Straße an der Haltestelle Magdalenenstraße. Der Bürgersteig sei so schmal, dass dort bei einem Pulk von 30 Schülern für Passanten oft kein Durchkommen sei. Das sieht man in der Metzgerei neben der Haltestelle ganz ähnlich.

Bei Rangeleien würden auch gefährliche Situationen auf der Straße entstehen, zumal haltende Busse den Durchgangsverkehr aufhalten. Hilse sieht den Ort nicht für geeignet an und hält eine Verlegung für sinnvoll. Die SWB sieht dagegen weder Auffälligkeiten noch liege „eine Gefährdungseinschätzung der Polizei vor“, so Henseler.

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